Am Samstag (6.10.) führte der BUND Thüringen eine anfangs gut gesuchte, aber infolge heftiger Regengüsse etwas getrübte Wanderung durch den Walkenrieder Röseberg durch, der in letzter Zeit durch die Erweiterung des Gipsbruchs „Röseberg-Mitte“ und die Freigabe des Ostteils des Berges für den Gipsabbau negativ von sich reden machte. Mit von der Partie waren auch Botanik-Experten, der Landesvorsitzende aus Thüringen und ein Vertreter des Kreistages Osterode. Michael Reinboth vom Verein für Heimatgeschichte führte den „harten Kern“, der sich auch durch waagerecht heranrauschende Regenmengen nicht erschüttern ließ, durch und über den Berg. Man war einerseits beeindruckt von der Fülle und Vielfalt der Pflanzenwelt am „Grünen Band“ und den schönen Ausblicken in den Harz und ins Thüringer Land, andererseits aber auch erschüttert ob der bereits eingetretenen und noch beabsichtigten Zerstörungen dieses landschaftsbestimmenden Bergrückens.
Weiterer Abbau auf dem Kamm trotz gegenteiliger Beteuerungen?
Stirnrunzeln lösten die neuerlichen Aktivitäten des Gipswerks „Kutzhütte“ am angeblich abgeschlossenen Abbaubereich mitten auf dem Kamm aus. Hatte der Betriebsleiter noch im Sommer verkündet, dass man keinesfalls von hier aus weiter in Richtung Osten abbauen werde, sondern der Steinbruch sich – unter Schonung des noch vorhandenen Waldrestes – nunmehr in Richtung auf das Werk zu bewegen werde, so künden Bagger und Lkws nun davon, dass diese Aussage jedenfalls in dieser Form unzutreffend oder unvollständig war. Ganz offensichtlich hat hier der Wegebau schon begonnen. Informationen hierzu hat es weder von der Kutzhütte noch von der Kreisverwaltung gegeben. Eine dringliche Nachfrage beim Betriebsleiter und beim Landkreis Osterode sei hier auf alle Fälle angezeigt. Die Vertreter aus Thüringen wiederum demonstrierten vor Ort die Größe des „Bewilligungsbereichs“ links und rechts des „Grünen Bandes“, welches hier – praktisch einmalig in ganz Deutschland – der Zerstörung preisgegeben ist. Noch verhindert allein die Höhe des Abraums auf thüringischer Seite, dass man dem – grundsätzlich genehmigten – Abbau hier näher tritt und damit ein wunderbares Stück ehemaliger Grenze preisgibt. Bereiche mit auf der „Roten Liste“ stehenden Pflanzen wurden offenbar bereits durch den Bruch auf dem Kamm angeknabbert.
Steinbruchbetrieb hinter Wohnhäusern
Als ausgesprochen fragwürdig wurde auch der beginnende Steinbruchbetrieb unmittelbar hinter den Wohnhäusern der Straße „Am Röseberg“ empfunden. Wie so etwas genehmigt werden konnte, war den Teilnehmern der Wanderung nicht plausibel erkennbar. Sprengungen und Bohrer-Getacker unmittelbar hinter den Gärten der Anlieger zeugen von einer Missachtung der Interessen der Bewohner des Klosterortes. Dies nicht nur an dieser Stelle, denn Michael Reinboth wies auch auf den enormen Lärm zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten hin, welche durch den eigentlichen Betrieb auf dem Berge mit seinen Brecher- und Mischeranlagen über Walkenried hinweg getragen wird und manchem Bewohner den Schlaf raubt. Ob hier behördliche Fehler – zum Beispiel durch „Vergessen“ einer vorhandenen Bebauung oder sehr großzügige, Nächte und Feiertage umfassende Betriebsgenehmigungen – gemacht wurden, müsse rasch geprüft werden.
Bei allem Respekt und Verständnis für die Belange der Gipsindustrie wird am Röseberg der Bogen ganz offenbar an mehreren Stellen sehr stark gedehnt, wenn nicht gar überspannt. Steinbruchbetrieb, Belange der Ortsbewohner und nicht zuletzt ein intaktes Ortsbild in unmittelbarer Nachbarschaft des Klosters Walkenried sind aufeinander abzustimmende Belange. Hinzu kommt der baldige Abbau des Bereichs Röseberg-Ost, der, wenn nicht aufgepasst wird, eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes nach sich ziehen wird.
Thüringer und Niedersachsen beschlossen, an dieser Stelle grenzübergreifend zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig weiter auf dem Laufenden zu halten.
Schon traurig, was man mit unserem Ort macht!
Und daß mit dem „Vergessen“ der Bebauung ist doch mehr als seltsam!
Viele Grüße
Maren
P.S: Vielleicht sollte man bald bei Berichten über Walkenried Heinrich Böll aus „Irisches Tagebuch“ zitieren und es auf Walkenried umdichten, also „Es gibt dieses Walkenried: wer aber hinfährt und es nicht findet, hat keine Ersatzansprüche an den Autor.“