Dieses vor einigen Tagen aufgenommene Video demonstriert die teilweise extreme Lärmbelästigung, der die Bewohner des Bereichs Röseberg in Walkenried täglich ausgesetzt sind und künftig in noch stärkerem Maße ausgesetzt sein werden (gefilmt von Stefan Gloger).
Von dem offensichtlichen Verlust an Lebensqualität einmal abgesehen, tritt durch diesen massiven Lärm ja auch ein erheblicher finanzieller Wertverlust an den Grundstücken und Gebäuden um den Röseberg ein. Eigentlich kaum vorstellbar, dass so eine „schleichende Enteignung“ der Eigentümer möglich ist, ohne dass der Betreiber des Gipsbruchs hier irgendeine Form der finanziellen Kompensation zu leisten hat – und sei es nur für den Einbau von Lärmschutzfenstern in jedes Gebäude in Reichweite…
Nicht nur an der Straße „Am Röseberg“ gibt es diese Lärmbelästigung. Auch bei uns in der Schloßstraße ist der Lärm unerträglich. Unser Haus (Schloßstraße) wackelt sogar bei den Sprengungen. Heute sogar besonders. Eine richtige Welle ging durch das Haus.
Tja, so sieht sie aus in weiten Teilen, die Zukunft der Gipskarstlandschaft in Niedersachsen und Thüringen.
Während dessen hat das Land Sachsen-Anhalt ein Biosphärenreservat „Gipskarstlandschaft Südharz“ ausgewiesen und erprobt die umweltgerechte nachhaltige Entwicklung. Hier dagegen wird weiter nachhaltig zerstört. Wer glaubt noch an die Mär vom Arbeitsplatzerhalt bei endlichen Rohstoffen? Diese Region verspielt ihre Chance, mit den wahren Pfründen dieser weltweit einmaligen Landschaft im Südharz zu punkten. Statt dessen verschwindet sie für`n „Appel und `n Ei“ in Gipskartonplatten – und nicht zu vergessen – in Hobby- und Formengipsen. Was, wenn der Gipskarst abgebaggert ist? Tourismus braucht eine intakte Landschaft als Grundlage. Gipskarst im Baumarkt – wollen wir das wirklich, anstatt Alternativen zu fordern? Was nützen die schönen Landschaftsaufnahmen, verpackt in Kalender und Werbeprospekten, wenn die Realität uns überholt? Es bleibt zu hoffen, dass sich die Menschen wieder vehement länderübergreifend für den Erhalt ihrer Landschaft stark machen, und das nicht erst, wenn der Sprengmeister vor der Tür steht und die persönliche Betroffenheit „betroffen macht“.
Die Beeinträchtigung der Natur am Röseberg durch den Gipsabbau und die damit verbundenen Lärmbelästigungen und Einschränkungen für die Einwohner der Gemeinde Walkenried sind seit mindestens vier Jahren hinreichend bekannt. Der Gemeinderat hat Mitte der 70er Jahre dem Abbau zugestimmt und das ist ein Faktum.
Ich bin der Meinung, es sollten aber auch einige andere Fakten einmal erwähnt werden.
Am 7. September hat die Firma Formula uns Bewohner der Straße Am Röseberg zu einem Informationsabend eingeladen und wir konnten unsere Wünsche äußern.
Seit fast 7 Wochen wird nun morgens nicht mehr um 7 Uhr im Steinbruch gearbeitet. Die Arbeiten beschränken sich auf die Zeit von 8 Uhr bis 12 Uhr und das wiederum an maximal vier Tagen in der Woche.
Wir Anwohner haben den Wunsch geäußert, dass es uns lieber ist, wenn weniger gesprengt und dafür mehr gehämmert wird. Auch diesem Wunsch kommt die Firma Formula nach. Außerdem bietet die Firma Formula Lärm-und Vibrationsmessungen an unseren Häusern und Grundstücken an wenn wir das möchten.
Früher haben bei einer Sprengung im Steinbruch bei uns im Schrank die Gläser geklirrt, daran erinnere ich mich sehr genau. Das ist in diesem Jahr nicht mehr der Fall gewesen, also müssen es „sanftere“ Sprengungen gewesen sein.
Außerdem hat sich die Firma Formula dazu bereit erklärt einen Lärm- und Sichtschutzwall zu errichten. Die Pläne dazu müssen noch mit der unteren Naturschutzbehörde und uns Anwohnern abgestimmt werden.
Bei allen negativen und auch berechtigten Kritiken sollten m.E. auch die positiven Veränderungen erwähnt und der Öffentlichkeit bekannt gegeben werden. Dies möchte ich hiermit tun.
Anneli Kohrs
Am Röseberg 1
Walkenried
Vielleicht wird gerade nicht mehr um 7 Uhr morgens angefangen zu arbeiten, weil es um diese Uhrzeit noch dunkel ist. Das Getackere geht von früh bis spät und ist oftmals so laut, daß man selbst in der Schloßstraße irre wird. Und dann kracht es, wenn sie den Gips einladen. Was die Sprengungen angeht, finde ich, daß es schlimmer geworden ist. Früher hat es in der Schloßstraße mal kurz gewackelt, wenn gesprengt wurde. Aber die Sprengungen heutzutage, vor allem die Unterirdischen, geben eine richtige Welle durchs Haus – und das, obwohl wir ein Stück weiter weg als die Bewohner „Am Röseberg“ sind! Die Sprengungen sind jedenfalls für uns schlimmer geworden. Es kommt vielleicht darauf an, wo man wohnt.
Auch so gibt es nur Nachteile. Ich sehe da nichts Positives.
Nochmal ich. Denn es gibt noch mehr zu sagen.
Es geht hier nicht nur um die Bewohner der Straße „Am Röseberg“, die es übrigens laut Abbaupläne gar nicht gibt, da sie aus welchen Gründen auch immer „vergessen“ wurden. Es geht hier um viel mehr.
Zum einen geht es um die Natur. Das „einzigartige Gipskarstgebiet“, wie es auf den roten Schildern, die einem alles verbieten, bezeichnet wird, wird durch den Gipsabbau unwiederbringlich zerstört. Wem am Naturschutz nicht viel gelegen ist, dem sei gesagt, daß eine intakte Natur für unsere Region überlebenswichtig ist, da wir Touristen brauchen. Deshalb geht es zum anderen um den Tourismus. Wer möchte schon in einem Ort Urlaub machen, dessen Natur mehr und mehr zerstört und zu einer Mondlandschaft wird? Zudem der Lärm, der von morgens bis spät nachmittags geht, wobei der Urlauber keine Erholung finden wird. Man braucht sich nicht zu wundern, wenn immer weniger Leute hier Urlaub machen.
Jetzt mag so mancher sagen, daß es doch um Arbeitsplätze geht. Ja, um die Arbeitsplätze in der Gipsindustrie – nicht aber um die vielen heimischen Arbeitsplätze, die vom Tourismus abhängen, die dadurch gefährdet werden. Die Verwaltungsgemeinschaft Ilfeld / Hohnstein hat sich mal die Arbeit gemacht und eine Untersuchung durchgeführt. Dabei wurde errechnet, daß auf jeden geschaffenen / erhaltenen Arbeitsplatz in der Gipsindustrie 20 – 30 Arbeitsplätze kommen, die verlorengehen (Tourismus, Gastronomie, Landwirtschaft etc.). Auch stellten sie fest, daß die Bauindustrie die Auswirkungen genauso spürt, da keiner in der Nähe eines Steinbruchs bauen möchte (Wertverfall der schon bestehenden Häuser kommt auch dazu). Das kann man alles nachlesen unter http://www.naturschatz.org/gips/hg-myth.htm Hier stehen noch andere „Mythen“ der Gipsindustrie, die gerne als Rechtfertigung erzählt werden.
Es geht hier also um mehr als um Sprengungen oder Lärm für die direkten Anwohner. Es geht hier um die Zukunft von Walkenried!
Viele Grüße
Maren
Unterirdische Sprengungen ……. dass die Häuser wackeln.
Welch medialer Aufschrei, der in Anbetracht der heißen Diskussionen um zerstörte Wälder und Karstgebiete, das neue elektronische Bürgerblatt erschüttert. Und welch ein Drama, dass es gerade das Umfeld der Familie Rode mit aller Härte trifft, das geht schon sehr zu Herzen. Vor allem, das es jetzt sogar unterirdische Sprengungen sein sollen, das ist ja ganz was Neues.
Ein Glück, dass diese Sprengtechnik nicht schon in den Jahren um 1864 im Rode-Steinbruch angewandt wurde (damals aggressives Dynamit), denn dann wären längst schon einige Straßen in der Versenkung verschwunden und andere nie gebaut worden. So aber wurden noch Mitte des 20. Jahrhunderts im Rode-Steinbruch ganz normale Sprengungen vorgenommen, wo zwar noch mit brisanteren Sprengmitteln als mit dem (späteren) gelatinösem Sprengstoff Ammongelit gearbeitet wurde, dafür aber wurde täglich gesprengt. Heute dagegen bevorzugt man Sprengstoffe mit abgeschwächter Brisanz bei Gesteinsoberflächen-Sprengungen, besonders diese, die in Ortsnähe eingesetzt werden. Vor allem aber, um Häuser vor dem „Wellenwackeln“ zu schützen. Diese technischen Feinheiten hat es zu Rodes Zeiten leider noch nicht gegeben.
Die weit über die Grenzen Walkenrieds hinaus bekannte Gipsfabrik Albrecht Meyer am Röseberg, ab 1904 der Familie Rode gehörend (Quelle: Reinboth, Walkenrieder Zeittafel), war – neben Genzel – einer der wichtigsten Arbeitgeber Walkenrieds. Noch heute zeugt die ehemalige „Rode Villa“ von der wirtschaftlichen Blütezeit der Gipsindustrie. Viele Familien hatten hier Arbeit und Brot, manche Immobilie wurde erschaffen und einige Arbeiter fanden in Rodes Werkswohnungen unmittelbar am Steinbruch sogar ein Zuhause. Und wie noch heute berichtet wird, fühlten sich alle auf dem Werksgelände sehr wohl.
Und heute? Keine Sirene kann mehr stören, es gibt keinen Brecher mehr, keinen Kocher, kein Geklappere auf der Verladerampe und keine einfahrenden Güterwaggons oder Lastwagen zu Rodes Gipswerk bedrohen mehr die Idylle am Teich.
Die profitable Gipsfabrik Meyer/Rode ist erloschen.
Und so hat sich ein Stückchen Walkenrieder Geschichte längst verabschiedet. Wie so vieles. Walkenried erinnert jetzt ein bisschen an ein Rentnerdorf. Schon vor einem Jahr wurde der Stillstand eingeläutet. Absolute Ruhe ist angesagt, die Jugend ist weg, Kinder auch und Arbeitsstätten machen endlich keinen Lärm mehr. Einzig erstrebenswerter Vorzug – die bedrückende Stille schont die überreizten Nerven.
Ruth Monicke
Hallo Frau Küchmann.
Nicht weil es morgens schon dunkel ist, wird im Steinbruch erst ab 8 Uhr gearbeitet, sondern weil die Firma Formula
auf unseren Wunsch eingegangen ist. Um 12 Uhr ist Ruhe und es wird nicht bis spätnachmmittags getackert, wie Sie schreiben. Das ist für mich und andere Walkenrieder sehr positiv.
Es gibt in Walkenried nur Tagebau und keine unterirdischen Sprengungen.
Der o.g. Film ist m.E. kontraproduktiv für den Tourismus, der schon seit Jahren rückläufig ist(s.Auflösung des Kur-und Verkehrsvereins.)
Anneli Kohrs
Natürlich gibt es auch unterirdische Sprengungen. Sie werden allerdings Tiefensprengungen genannt. Hierbei wird der Sprengstoff in Bohrlöcher (mehrere Meter tief) eingefüllt, der dann elektronisch mit einer Initialzündung von Zündkapseln zur Explosion gebracht wird. Da es in der Tiefe stattfindet, ist es für mich unterirdisch. Solch eine Tiefensprengung war meines Wissens auch am 26. Oktober, als eine Art Probesprengung durchgeführt wurde und eine riesige Welle, die noch größer als sonst war, durch unser Haus ging. Bei den „normalen“ Sprengungen „wackelt“ zwar auch u. U. das Haus, aber auf eine andere, leichtere Art.
Zu den Arbeitszeiten: Noch im Sommer gingen die Arbeiten, also das Tackern, von 6.30 – 16.30 Uhr. Kann sein, daß das jetzt anders ist. Das wird sich herausstellen.
Wieso sollte der Film kontraproduktiv sein? Das ist doch nur die Wahrheit. Bei rückläufigem Tourismus sollte man sich mal fragen, warum das so ist. Schließlich haben sich schon Urlauber über den Steinbruchlärm beschwert.
Im Grunde genommen ist die Diskussion hier eh umsonst. Es ist längst beschlossene Sache, daß der Röseberg abgebaut wird. Ändern kann man da nichts mehr, außer, es würde noch ein Wunder geschehen. Es ist schade, daß sich scheinbar nur ein paar Leute für die Schönheit unserer Natur (und damit touristische Zukunft) interessieren!
Und danke nochmal, daß mich meine zwei Vorposter so nett wegen der unterirdischen Sprengungen belächeln und Familie Rode als auch mich in gewissem Sinne angreifen. Doch sollte man bedenken, daß wir hier im Internet sind und derlei Dinge – in Verbindung mit Namen – durchaus nach hinten losgehen könnten.
Kopfschüttelnde Grüße
Maren