(von Ruth Monicke)
Quimburga ist eine wütende Dame, die am 13. November 1972 mit zerstörerischer Gewalt über Walkenried hereinbricht. Denn so wurde der Orkan benannt, der vor 40 Jahren über Niedersachsen und besonders über den Harz mit einer unvorstellbaren Wucht hinweggefegt ist. Auf seinem Weg alles mitsichreißend was der Gewalt nicht standhält, verursacht der Orkan erhebliche Sachschäden. Weggewehte Dächer und zertrümmerte Hausfassaden allerorten. Hauptsächlich aber fallen in kürzester Zeit im gesamten Harz riesige Waldflächen und zahlreiche Baumbestände in Wohngebieten dem Orkan zum Opfer. Mit einer Windgeschwindigkeit von 200 km/h rast der Orkan durch die Tallagen, und mit Messwerten über 240 km/h über den Hochharz hinweg, um in riesigen Schneisen zertrümmerte Fichtenbestände zurückzulassen. Die Folgekosten für die Forstwirtschaft waren immens. Besonders tragisch, in Niedersachsen sind 22 Menschen zu beklagen, die durch umherfliegende Trümmer und stürzende Bäume erschlagen wurden oder bei Aufräumungsarbeiten den Tod fanden.
Und so werden sich auch noch einige Walkenrieder an den Orkan am 13. November erinnern, der rings um den Ort den Fichtenbestand umgerissen hat. Herausragendes Beispiel war der markante Geiersberg. Seiner prächtigen Fichten beraubt, war der Berg nur noch ein einziger Reisighaufen von gesplittertem Holz. Es war so unwirklich, was hier in kürzester Zeit passierte. Denn viele Jahre war der Wald gewachsen und ein beliebter Spielplatz der Kinder von der Jasperstraße – und in genau einer halben Stunde war der Wald verschwunden. Nur einige Randfichten hatten mit ihren starken Wurzeln überstanden. Den Anwohnern rannen beim Anblick der Verwüstung die Tränen übers Gesicht. Und so bleibt für sie das Stürzen des Geiersberges ein unvergessener Augenblick.
In den Folgetagen war klar, auch die Umgebung im Spatenborn und hinter der Schäferbrücke hatte sich total verändert. Und jeder wusste, es wird viel Zeit kosten, die Hinterlassenschaft des Orkans zu beseitigen. Der Rat der Gemeinde Walkenried hat die Chance ergriffen und das Beste aus der Situation gemacht, der Geiersberg wurde unter Mithilfe vieler Einwohner zum Kurpark umgestaltet.
Für den Höllteich waren die Folgen des Orkans noch Jahre später verheerend. Durch die enorme Menge Fichtenstämme aus dem Oberharz, die im Teich zur Wässerung zwischenlagerten, war der übersäuerte und an Sauerstoffmangel leidende Teich umgekippt. Als die Schneeschmelze begann und das Eis brüchig wurde, kamen die toten Fische an die Oberfläche. Der Angelverein konnte nur noch versuchen, die verwesenden Fische vom Teich abzulesen.
Zum 40sten Jahrestag, wird es nun durch die Niedersächsischen Landesforsten ein Gedenken an die Katastrophe geben. Es ist die beste Gelegenheit uns mal vor Augen zu führen, dass wir hier, trotz aller Verwüstung, bisher vor großen Unwettern verschont blieben. Unvorstellbar und unvergleichlich für uns, die Probleme und das Leid der Menschen in anderen Ländern.
Ruth Monicke
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