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Wir Walkenrieder

Steinbrucherweiterung Röseberg-Mitte bleibt vorrangig in der Kritik


Die am 4.12. von der Firma Saint Gobain Formula GmbH im Walkenrieder Freizeitzentrum durchgeführte Informationsveranstaltung zum aktuellen Gipsabbau im Bereich Röseberg-Mitte und zum geplanten Gipabbau Röseberg-Ost wurde von recht wenigen Walkenrieder Bürgerinnen und Bürgern wahrgenommen. Hierzu hat sicher auch die etwas kurzfristig und nur mit Hilfe von wenigen Aushängen ausgesprochene Einladung beigetragen, aber man hätte der rund zwei Stunden währenden Vorstellungs- und Diskussionsrunde mehr Teilnehmer gewünscht. Diejenigen, welche da waren, konnten ihre Bedenken, Anregungen und Vorstellungen freilich deutlich artikulieren.

Röseberg-Kamm

Röseberg-Kamm, Mitte September 2012: Die Halde ist weg, das Loch ist noch da.

 

Elmar Zimmer, Betriebsleiter des Gipswerkes „Kutzhütte“, stellte eingangs das Unternehmen, seine Produkte und Leistungen sowie sein Engagement für Walkenried und Umgebung vor. 20 der derzeit 106 Mitarbeiter des Werkes wohnen in der Samtgemeinde Walkenried, in der man auch Steuern entrichte und diverse Vereine und Veranstaltungen unterstütze. Danach ging es direkt zu dem in Walkenried derzeit am häufigsten diskutierten Punkt, den Steinbrüchen am Röseberg. Zimmer stellte für beide Fälle („Mitte“ und „Ost“) die Zeitpläne und das Ausmaß des noch bzw. insgesamt geplanten Abbaus vor und erläuterte auch, welche Schutz- und Renaturierungsmaßnahmen flankierend vorgesehen sind.

In der anschließenden Diskussion artikulierten unmittelbare und mittelbare Anwohner ihr Unverständnis über den aus ihrer Sicht enormen Abbaulärm im Steinbruch Mitte, vor allem ausgelöst durch den allgemein als „Tacker“ bezeichneten hydraulischen Zerkleinerer, und gaben ihrer Besorgnis Ausdruck, dass dieser Lärm mit dem Näherrücken des Bruchs an die Bebauung am Röseberg noch deutlich zunehmen werde. Schon heute sei es oft kaum noch auszuhalten. Einen angeregten Verzicht auf das vergleichsweise kleine Abbaufeld schloss Zimmer kategorisch aus und bezeichnete ihn als existenzgefährdend für die Firma, ein Argument, welches in Anbetracht von 11 derzeit betriebenen Steinbrüchen nicht jedem einleuchten wollte. Herr Michaelis, Vertreter des Gewerbeaufsichtsamts Göttingen, kündigte in der Veranstaltung die Erstellung eines Lärmgutachtens an, welches auch eine „Hochrechnung“ des heutigen Lärms auf den Betriebszustand des kommenden Abbaufeldes enthalten wird. Hierzu gab es eine Reihe von Fragen und Anregungen, auch zu der im gleichen Gutachten erfolgenden Analyse der Auswirkungen der Sprengungen. Zimmer wiederum kündigte an, dass die Firma im Rahmen des Gutachtens auch Lärmschutzmaßnahmen für die Bewohner untersuchen lassen will. Die Ergebnisse des Gutachtens sollen im Frühjahr 2013 vorliegen, das Abbaufeld Mitte soll 2013 angefangen und bis 2016 abgeschlossen sein.

 

Schon 2014 soll der erste von 12 geplanten Abbauabschnitten des Feldes „Röseberg-Ost“ in Angriff genommen werden. Hier soll sich der Abbau über insgesamt 45 Jahre erstrecken, wobei immer jeweils ein Viertel der Abbaufläche in Arbeit sein wird. Bei diesem Abbau erstreckten sich die Fragen auf den Sichtschutz gegenüber Ort und Kloster einerseits, auf die vorgesehene Renaturierung des Feldes und auf die Stabilität der verbleibenden Steilwand mit dem Karstwanderweg andererseits. Für den Sichtschutz muss nach Auffassung einiger Anwohner mehr getan werden, u.a. auch durch forstliche Maßnahmen. Zimmer räumte aber ein, dass man selbst dann in der „unbelaubten“ Jahreszeit vom Ort und vom Kloster aus die Steinbruchwand werde sehen können. Während der Sprengungen wird der Karstwanderweg gesperrt werden, der Zustand der – naturgeschützten – Steilwand nach Sprengungen wird laufend beobachtet. Eine Bestandsgarantie für sie gibt es nicht, wobei Zimmer auch auf andere karsttypische Veränderungsprozesse verwies, denen die Wand unterläge. Die Abfuhr des Gesteins erfolgt von Röseberg-Ost über einen bereits vorbereiteten Weg direkt auf dem Kamm des Berges.

Röseberg mit Sichtlinie

Die geplante Abbaukante am Röseberg an der Abfahrt zum Klosterparkplatz.

 

Nach rund zwei Stunden ging man mit dem sicheren Gefühl auseinander, dass es zu beiden Abbaufeldern weitere Gespräche geben muss. Seitens Saint Gobain Formula wurde nicht nur einmal zugesichert, dass man Anregungen der Bewohner ernsthaft prüfen und wo möglich auch berücksichtigen werde. Wie weit diese Zusage trägt, wird man schon bald beim Thema Lärmschutz sehen können.

Die trotz aller Differenzen insgesamt in sachlichem Ton durchgeführte Veranstaltung hätte deutlich mehr Zuhörer verdient gehabt. Von der Verwaltung war Dieter Haberlandt anwesend, vom Rat, soweit erkennbar, niemand, wozu allerdings auch parallele und schon länger vorher terminierte andere Veranstaltungen beigetragen haben mögen – auch dies der sehr kurzfristigen Einladungsfrist geschuldet.

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