Am 10. Mai führte der Verein für Heimatgeschichte seine Frühjahrsexkursion in den Nachbarort Klettenberg durch. Rund 30 Teilnehmer interessierten sich für die Geschichte von Ort und Burg, die hoch interessante Kirche und die Reste der Wehranlagen und ließen sich von Dr. Karl Schmidt, ergänzt von Michael Stampniok, fachkundig führen.
Die ungewöhnlich große Kirche befindet sich inmitten des nicht weniger imposanten einstigen Burgareals. Klettenberg hatte ursprünglich sogar eine zweite Kirche unten im Ort. Wer sie kurz nach der Wende einmal besuchen konnte – und der Verein für Heimatgeschichte war als einer der ersten mit vor Ort – konnte sich nicht vorstellen, dass aus dieser Ruine einmal wieder ein funktionsfähiges Gotteshaus werden könnte. Und doch ist es gelungen, mit Hilfe des Denkmalschutzes aus Thüringen und eines rührigen örtlichen Vereins. Das für dörfliche Verhältnisse ungewöhnlich große, mit Tonnendecke und barockem Kanzelaltar versehene Gebäude zählt zu den interessantesten Kirchen unserer Landschaft. Noch bleibt freilich einiges zu tun. Unter anderem muss der Altar noch fertiggestellt werden.
Von der einstigen Burg ist hingegen kaum noch etwas erhalten, und auch von den Nachfolgegebäuden der Domäne steht fast nichts mehr. Das Areal allerdings ist mit diversen Kellereingängen, einer alten Zisterne und dem „Tempel“, einem steilen Gipsfelsen, der einst einen Turm trug, ausgesprochen bemerkenswert. Das gesamte Areal wurde vor kurzem an, wie in Klettenberg kolportiert wird, einen russischen Staatsbürger verkauft, kann jedoch nicht bebaut werden… Anscheinend findet die denkwürdige Geschichte Klettenbergs eine weitere interessante Fortsetzung.
Klettenberg und Walkenried verbindet vielerlei. So zielt der die Burg verlassende Weg über Branderode direkt auf das Walkenrieder Kloster – er ist jedoch auf Walkenrieder Gemarkung nun, als „Kutschweg“ bekannt, Opfer der nimmersatten Gipsindustrie geworden, die auch vor historischen Altwegen nicht Halt macht. Apropos Gips: Das Stammhaus der heutigen „Kutzhütte“ befand sich als Firma „Börgardts & Pohlig“ auch in Klettenberg, wo bis zur Wende noch Gips produziert wurde. Und in der einstigen Molkerei wurde auch Walkenrieder Milch verarbeitet. Ein Besuch lohnt sich also.
Nach seinem Vortrag über die Geschichte des verschwundenen Klettenberger Mühlgrabens, der „Uffe“, vermochte Dr. Schmidt ein weiteres Mal Klettenberg den Besuchern näher zu bringen. Der Verein für Heimatgeschichte wird vor der Sommerpause noch einen Besuch in Nordhausens Unterwelt durchführen und plant für den Oktober eine Busexkursion nach Kloster Huysburg und einer alten Mühle bei Halberstadt.
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