Unser Klosterort Walkenried verfügt über viele angenehme Eigenschaften. Eine davon ist, dass man von hier aus gut wegkommt. Nicht für immer, aber doch für den einen oder anderen Ausflug. Neben dem eigenen fahrbaren Untersatz stehen uns hierfür die Züge der Deutschen Bahn und die Linienbusse der Firma Hahne zur Verfügung. Diese fahren weitaus öfter in den Oberharz, als der des ÖPNV entwöhnte Pkw-Fahrer gefühlt empfindet. An Schultagen zum Beispiel 10 Mal nach Braunlage und zurück. Aber auch an den Ferientagen langt es, um unabhängig von einem bestimmten Parkplatz den Oberharz zu erkunden. Ein Beispiel sei nachstehend beschrieben.
Um 8.13 Uhr startet am Bahnhof Walkenried ein Bus, der uns über Hohegeiß nach Braunlage bringt, von wo aus wir um 9.00 Uhr mit dem KVG-Bus weiter bis nach Oderbrück fahren und dort nach etwa 15 Minuten Fahrzeit ankommen. Oderbrück zählt zu Sankt Andreasberg und damit noch zur Tarifzone Braunlage/St. Andreasberg, was die Hin- und Rückfahrt entsprechend preiswert macht (Übergangstarif Harz Stufe 1, eine Viererkarte, mit der zwei Personen hin und zurück fahren können, kostet 10,80 €, Urlauber mit Gästekarte können noch viel preiswerter fahren). Von Oderbrück schlägt man den Weg zum Oderteich ein und läuft an diesem entlang bis zur Staumauer dieses hoch interessanten Teichs, der zu seiner Bauzeit als größte Talsperre Europas galt. Hierfür braucht man etwa eine dreiviertel Stunde.
Zur Zeit verwöhnen uns in den Moorflächen entlang des Weges Knöterich und Wollgras, wie die Bewohner der neuen Länder zu sagen pflegen, „in Größenordnungen“ – also reichlich. Der Blick geht von den Eisbrecher-Granitsäulen über die Wasserfläche in Richtung Torfhaus: Geht’s noch harzerischer? Ja, denn nun beschreiten wir den Weg entlang des „Rehberger Grabens“ und damit den wohl schönsten Harzer Wasserwanderweg. Wir folgen ihm bis einige hundert Meter hinter der Gaststätte „Rehberger Grabenhaus“ (merke: Montag Ruhetag), wo der Sonnenberger Graben in ihn einmündet, und biegen dann scharf links ab hinunter ins Odertal, wo wir für dieses Mal im idyllischen „Rinderstall“ einkehren (merke auch hier: Mittwoch Ruhetag). Zuvor genießen wir allerdings den ruhig dahin fließenden Graben und die schönen Ausblicke in das Odertal und hinüber zur Hahnenklee-Klippe. Auch die Bildung kommt nicht zu kurz, denn wir passieren den „Goetheplatz“ und damit die Stelle, an welcher der alte Geheimrat die „Kontaktmetamorphose“ und damit die Umwandlung von Grauwacke zu Hornfels unter dem Einfluss des heiß aufsteigenden Granits entdeckte.
Felspartien wie diese zeigen uns, wie viel Mühe die alten Bergleute hatten, den Graben vom Oderteich bis in das Andreasberger Bergbaurevier zu treiben. Der Weg wird übrigens auch im Winter freigeräumt (schon um die Anlagen des heute noch Energie spendenden Grabens zu überwachen) und zählt damit zu den recht wenigen „Winter-Wanderwegen“. Während die Bergleute am Graben bauten oder in den Andreasberger Gruben werkelten, hielten sich ihre Kühe entweder auf den berühmten Bergwiesen oben oder eben im Odertal unten auf – deswegen der „Andreasberger Rinderstall“, heute eine der schönsten Nationalpark-Gaststätten, freilich autofrei, der kürzeste Weg für Motoristen ist der vom Parkplatz „Oderhaus“ entlang der Oder herauf, wenig anstrengend und sehr schön zu gehen. Nach einer Pause im Rinderstall wäre dies auch eine Option für Busfahrer, denn am Oderhaus fährt immer wieder einmal ein Bus der KVG nach Andreasberg oder Braunlage ab.
Wer etwas mehr möchte, schlägt vom Rinderstall den Weg nach Braunlage ein. Dieser führt zunächst etwas mühsam wieder aus dem Odertal heraus, geht dann aber recht bequem weiter zum Silberteich und von dort zur alten Wetterstation in Braunlage. Die von-Langen-Straße hinunter laufend, landen wir direkt an der gleichnamigen Bushaltestelle, von wo uns der Bus wieder nach Walkenried hinunter bringt. Eventuelle Wartezeiten in Braunlage kann man sich in einem der zahlreichen Cafes vertreiben.
Der Rinderstall. Hier gibt’s Linseneintopf – oder Germknödel. Und etwas zum Trinken! Nahe der Wetterstation überraschen uns am Wege mehrere Knabenkräuter, die wir hier nicht erwartet haben. In Braunlage wartet in unserem Falle Herr Fedick auf seine Kundschaft. An Schultagen ab 13 Uhr jede Stunde bis 16 Uhr und dann noch einmal um 18 Uhr, in den Ferien um 16 und 18 Uhr fährt der Bus ab.
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