Ausschreibung der Südharzer Strecken abgeschlossen – DB Regio fährt weiter
Die Leistungen im Schienenpersonennahverkehr (SPNV) werden in Deutschland seit vielen Jahren im Wettbewerb vergeben. Die Aufgabenträger schreiben ein bestimmtes Zugprogramm mit einem Rahmenfahrplan aus, und die Schienenverkehrsunternehmen können sich mit entsprechend konkreten Angaben um eine Strecke oder ein Netz bewerben. Dies geschah jüngst für unsere Strecken im „Harz-Weser-Netz“, und die Deutsche Bahn erhielt den Zuschlag für den Betrieb von Ende 2014 für 15 Jahre bis 2029. Eingesetzt werden Fahrzeuge des oben abgebildeten Typs VT 648, die nach und nach „aufgefrischt“ und mit Informationsmonitoren versehen werden, auf denen die nächsten Stationen und die dortigen Anschlüsse in Echtzeit übermittelt werden. Behindertengerecht, fahrrad- und kinderwagenfreundlich sind die Fahrzeuge ohnedies schon.

Eine Regionalbahn auf dem Weg von Nordhausen über Northeim nach Bodenfelde. Dort besteht Anschluss nach Ottbergen, Paderborn und in das Ruhrgebiet – künftig alle 2 Stunden.
Es geht um den konkreten Fahrplan ab Ende 2014
Die Initiativen „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ und „Pro Bahn e.V.“ – in beiden ist das WW-Vorstandsmitglied Michael Reinboth aktiv – diskutieren mit dem Aufgabenträger, der LNVG in Hannover, und dem Betreiber DB Regio derzeit noch die konkrete Ausgestaltung des Fahrplans. Sicher ist derzeit der tägliche Stundentakt zwischen Nordhausen und Northeim, wobei jeder zweite Zug weiterhin direkt nach Göttingen fährt bzw. von dort kommt. Die übrigen Züge sollen nach dem Willen der Initiativen konsequent ebenso alle zwei Stunden bis und ab Bodenfelde fahren. Bei diesen Zügen besteht in Northeim sofortiger Anschluss nach und von Göttingen, so dass in die künftige Kreisstadt ein stündliches Angebot zwischen 6 (sonntags 7) und 22 Uhr bestehen bleibt. Montag bis Samstag bestehen in Herzberg stündliche Anschlüsse nach und von Braunschweig, an Sonntagen gibt es diese alle 2 Stunden.
Die beiden Initiativen wollen erreichen, dass die Verbindung Nordhausen – Walkenried – Ruhrgebiet wieder attraktiver wird. Ein erster Schritt ist die zweistündliche direkte Führung der Züge bis und ab Bodenfelde, wo Anschluss zur und von der Nordwestbahn besteht. Deren Züge enden derzeit noch in Ottbergen, wo wiederum unmittelbar Anschluss nach und von Paderborn gegeben ist. Ziel ist es, schnellstmöglich auf den Umstieg in Ottbergen verzichten zu können, indem die Züge aus Richtung Bodenfelde dort mit denen aus Richtung Kreiensen zusammengekuppelt und gemeinsam nach Paderborn geführt werden. Hierzu ist ein Umbau des Bahnhofs Ottbergen erforderlich, der nun für 2015 ins Auge gefasst worden ist. In Paderborn wiederum wird der schnelle „NRW-Express“ erreicht, der die Bischofsstadt direkt mit Hamm, Dortmund, Essen, Düsseldorf und Köln verbindet, und dies alles zum Nahverkehrspreis. Gefordert wird auch ein Umbau des Bahnhofs Bodenfelde, um den verbleibenden Umsteigevorgang so bequem wie möglich zu machen.
Auch Kassel wird ins Auge gefasst
Am anderen Streckenende in Nordhausen geht es darum, neben den stündlichen Anschlüssen nach und von Halle und Erfurt auch zweistündliche Anschlüsse nach und von Kassel anbieten zu können. Laut Auskunft der LNVG stehen die Chancen hierfür auf jeden Fall ab Ende 2015 gut, wenn zwischen Kassel und Nordhausen neue schnelle Triebwagen eingesetzt werden. Der Südharz wäre dann auch mit dem Knotenbahnhof Kassel-Wilhelmshöhe regelmäßig und schnell verbunden.
Spätzug bleibt Freitag und Samstag erhalten
Die Aufgabenträger stehen unter erheblichem Kostendruck und wollen aus diesem Grund gern sparen. Der Hebel wird bei nicht so gut ausgelasteten Zügen angesetzt. Dem fällt ab Ende 2014 der montägliche Frühzug um 5.03 Uhr nach Göttingen zum Opfer. Immerhin ist es aber gelungen, sein Pendant, den Spätzug von Göttingen (ab 21.49 Uhr) nach Nordhausen, an den Verkehrstagen Freitag und Samstag zu erhalten. An diesen beiden Tagen hat Walkenried damit auch eine Verbindung gegen 23 Uhr nach Nordhausen. Zusätzliche Züge fahren zudem noch bis und ab Herzberg, ihre bisherige Verlängerung nach Walkenried wollte die LNVG nicht mehr finanzieren. Allerdings war hier die Nachfrage auch nicht sehr groß.
Tarifliche Lösung für Hannover gefordert
Letztes zu lösendes Problem bleibt das der Verbindung in die Landeshauptstadt Hannover. Hier kann man derzeit preiswert, aber mit Aufenthalt in Northeim mittels „Metronom“ reisen. Oder schnell, aber dafür teurer über Göttingen mit dem ICE. Seit Jahren fordern die Initiativen hier eine tarifliche Lösung, die den Südharzern die Mehrkosten für den Umweg über Göttingen erspart. Ebenso lange sperren sich die Deutsche Bahn und die LNVG hier und verhindern eine kundenfreundliche Lösung.
Gleichwohl: Unter dem Strich kann man die Beibehaltung des Stundentakts für die kommenden Jahre durchaus als Erfolg werten, stellt dies doch die gute Erreichbarkeit des Klosterorts aus allen Richtungen Deutschlands sicher. Zwar muss man hier und da umsteigen, aber die Zahl der Verbindungen ist unübertroffen hoch. In Richtung Braunschweig, Ruhrgebiet und wohl auch aus Richtung Kassel wird es zudem einige Verbesserungen geben.
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Pingback: Öfter nach Braunschweig, besser nach Kassel, umständlicher nach Erfurt | Walkenrieder Nachrichten - 23. Juni 2014