…standen auf dem Programm der Frühjahrsfahrt des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried/Bad Sachsa. Zunächst ging es mit dem Bus über den Harz und Halberstadt hinauf in den Huy zum Benediktinerkloster Huysburg, wo die Gruppe unter fachlicher Anleitung des Priors der Abtei die Klosterkirche und Teile der Klausur mit dem romanischen Refektorium kennenlernen und anschließend noch am Mittagsgebet des Konvents teilnehmen konnte, bevor im barocken „Kaisersaal“ des Gästehauses zu Mittag gegessen wurde.
Das Auf und Ab in der Geschichte der alten Abtei spiegelt sich natürlich auch in den Bauwerken der weitläufigen Anlage wider. Die romanische Klosterkirche wurde innen barockisiert, ihre beiden Türme erhielten in gotischer Zeit zwei spitze Turmhelme. Die meisten Bauten ringsum entstammen der Barockzeit, als es mit dem Kloster nach den Wirren des 30jährigen Krieges wieder bergauf ging. Seit 1972 einziges Benediktinerkloster der DDR und bis 1993 Priesterseminar, bietet die Abtei heute viele Kurse und Seminare für Gäste und Gruppen an. Sowohl das Kloster als auch die herrliche Landschaft des Huy mit sehr seltenen Pflanzen, der Daneilshöhle und den „Gletschertöpfen“ lohnen einen Besuch.
Das gilt auch für die „Kuckucksmühle“ in Huy-Neinstedt, die sich liebevoller Pflege ihrer privaten Besitzer erfreut und an bestimmten Tagen wie dem „Mühlenfest“ auch für jedermann zugänglich ist. Der Geschichtsverein wurde überaus freundlich empfangen und fachkundig mit dem Betrieb einer Wassermühle und dem Müllerhandwerk vertraut gemacht. Im Umfeld befinden sich übrigens noch zwei Bockwind- und eine weitere Wassermühle, so dass man das nördliche Vorland des Huy hinüber zum „Großen Bruch“ durchaus als kleine Mühlenlandschaft bezeichnen kann.
Nach dem Rundgang durch die Mühle ging es über den Huy mit prachtvollen Ausblicken hinüber zum Harz mit dem Brocken zurück nach Halberstadt, wo zum Abschluss noch die Kirche des ehemaligen Nonnenklosters St. Burchardi wartete. Das architektonisch ausgesprochen bemerkenswerte Bauwerk verkam nach der Klosteraufhebung zusehends und erlebte nach der Wende eine Wiederauferstehung, als man beschloss, im Kloster die Orgel-Klanginstallation „As slow as possible“ von John Cage zu installieren und in den kommenden mehr als 300 Jahren abzuspielen. Im Kirchenraum erklingt über Jahre hinweg immer der gleiche Ton. 2020 wird auf den nächsten Ton gewechselt. Auch wenn die Installation selbst nicht bei allen Teilnehmern Begeisterung auslöste, hat sie doch dazu beigetragen, der ansonsten ungenutzten Kirche wieder einen Sinn zu geben. Cages Installation – die er selbst übrigens gar nicht mehr erlebt hat – soll zum Nachdenken über den Begriff „Zeit“ anregen. Darob geht der höchst bemerkenswerte rechteckige Chorumgang etwas unter, der aber den Reiz des ansonsten eher unscheinbaren Bauwerks ausmacht. Aufgrund einer eher unglücklichen Grundstücksaufteilung kann man den Chor von außen nicht bzw. nur mit sehr großem Umweg in Augenschein nehmen. Die noch nach der Wende, freilich in schlechtem Zustand, vorhandene typische Nonnenempore fiel übrigens wenig gelungenen Sanierungsarbeiten zum Opfer.
So war denn für jeden Geschmack etwas geboten, und Stoff zum Nachdenken gab es allemal. Genau dies war auch Zweck der Übung, denn jede Stätte kann für sich wieder aufgesucht werden. Den einen zieht es in den schönen Huy, den anderen zu John Cage, und wieder andere vertiefen sich in das Müllerhandwerk mit seinen Besonderheiten. Die Resonanz auf das Programm war denn auch positiv. Aber der Verein für Heimatgeschichte muss sich auf seine Kernaufgaben konzentrieren und wird Fahrten wie diese nur noch maximal ein Mal pro Jahr organisieren können. Letztlich muss man auch dem steigenden Durchschnittsalter der Mitglieder und Teilnehmer Tribut zollen
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