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Leserbriefe

Walkenried, Wieda und Zorge stellen Antrag auf Eigenentschuldung


(ein Beitrag der Bürgermeister Herbert Miche (Walkenried) und Klaus Gröger (Wieda))

Antragstermin läuft Ende Juni endgültig ab.

In der letzten für die Vorbereitung der Verträge entscheidenden Sitzung am 15.05.2014 mit der Stadt Bad Sachsa, wurde der Fusion durch Äußerungen von Rat und Verwaltung offensichtlich eine eindeutige Absage erteilt. Eine weitere Sitzung der Lenkungsgruppe mit dem Vertreter des Innenministeriums und des Landkreises wurde abgesagt. Überraschend kam das für die Vertreter der Samtgemeinde nicht, denn dieser Sitzung war bereits eine Aufforderung an Bad Sachsa vorausgegangen, sich eindeutig zu diesem Thema festzulegen. Bei einem Gespräch im Innenministerium am 10.04.2014 haben die Vertreter der SG Walkenried bereits mitgeteilt, dass sie ihre Hausaufgaben abgeschlossen hätten und nun auf Signale aus Bad Sachsa warteten. Man ergriff dann die Initiative und hat zur Vorbereitung der Folgetreffen Entwürfe für Fusions- und Gebietsänderungsvertrag erarbeitet.

In der Hoffnung, Bad Sachsa werde seinerseits entsprechende Vorschläge vorlegen um abschließend gemeinsam einen Antrag formulieren zu können, hatte man diese Unterlagen vor der Sitzung übermittelt. Nach Erläuterung der Vorlagen durch den SG-Bürgermeister Herrn Haberlandt, gab es zunächst keine Stellungnahme zum Inhalt der Walkenrieder Papiere, aber der Vertreter der Bad Sachsaer SPD-Ratsfraktion machte einer Absage gleichkommende Äußerung mit der Einschränkung: „Die Entscheidung liege aber beim Stadtrat“. Als Begründung kristallisierten sich drei Punkte heraus und wurden von den Vertretern der anderen Fraktionen gestützt:

1. Das Problem Kläranlage sei nicht gelöst. Anmerkung: Seit Monaten ist bekannt, dass dieses Problem vor 2022 nicht zu lösen ist. Dieses nicht fusionsrelevante Thema wurde mehrfach, auch im Ministerium erläutert. Betroffen sind nur die Bürger der SG.

2. Das eingebrachte Defizit von „Walkenried“ belaste die Bürger Bad Sachsas. Anmerkung: Falsch! Durch den Bevölkerungsschlüssel und durch fusionsbedingte höhere Zuweisungen wird das Defizit weitestgehend ausgeglichen, obwohl in den Finanzdaten noch nicht alle fusionsbedingten Potentiale berücksichtigt wurden. Durch massive Sparmaßnahmen und Personalabbau ist das Defizit bei einer Fusion nach aktuellen Zahlen von ehemals 1,4 Mio. € auf rd. 290.000 € geschrumpft. Die drei Gemeinden haben nicht nur rd. 1 Mio./a eingespart, sondern das sogar geschafft, obwohl gleichzeitig die Steuerkraft im Mittel um 1 Mio./a weggebrochen ist.

3. Walkenried habe das Ziel der schwarzen Null im HH nicht erreicht. Es fehle die Bereitschaft zum Sparen und die Bürger zu belasten. Es gäbe einen Beschluss der festlegt, dass es Bad Sachsas Bürgern nach einer Fusion nicht schlechten gehen darf als vorher. Anmerkung: Wir sind verantwortungsbewusst und gesetzeskonform an die Grenzen der Belastbarkeit der Bürger gegangen. Auch in Bezug auf Rückbau und Abschaffung von Infrastruktur. Denn auch nach einer Fusion müssen die Ortschaften lebens- und liebenswert erhalten und weiterentwickelt werden. Das Ziel, den gemeinsamen HH der fusionierten Gemeinde mit einer schwarzen Null abzuschließen, ist erreicht. In 2022 weist der HH ein deutlich positives Ergebnis von rd. 250.000 € aus. Das es keinem schlechter gehen darf als vorher, das ist auch unsere Meinung.

Nie zuvor so nah am Ziel

Man war nie so nahe am Ziel wie heute. Aber wir müssen weiter zurückblicken, um das Ergebnis zu verstehen. Zum Beginn der Fusionsgespräche, waren Walkenried, Wieda, Zorge eine attraktive Braut. Hochverschuldete Haushalte auf beiden Seiten mit unterschiedlichen Ursachen. Die SG hatte ein Ausgabenproblem und Bad Sachsa zu geringe Einnahmen; bekam aber in schöner Regelmäßigkeit hohe Bedarfszuweisungen vom Land. Während allein die Gewerbesteuer in Walkenried jährlich fast 2,0 Mio. € betrug, hatte Bad Sachsa aus dieser Quelle eine Einnahme von rd. 340.000 €. Als Ergebnis der Wirtschaftskrise sank die Gewerbesteuereinnahme bereits 2010 auf 1,4 Mio. mit der Prognose für die Folgejahre von rd. 500.000€, während die Gewerbesteuer in Bad Sachsa auf niedrigem Niveau stabil blieb.

Für unsere drei Gemeinden war seinerzeit die Aufgabenstellung klar. Ausgaben reduzieren, und alles auf den Prüfstand stellen. Als man die erste Bilanz der Verhandlungen im Wahljahr 2011 zog, stellte sich heraus, dass selbst 5 Jahre nach erfolgter Fusion der gemeinsame Haushalt mit Bad Sachsa noch ein Defizit von rd. 1,2 Mio. ausweisen würde. Durch Steuererhöhungen und weitere Sparmaßnahmen war aber kein Ausgleich herzustellen. Selbst ein Abbau sämtlicher freiwilliger Leistungen und eine Verdoppelung aller Steuern hätte nicht ausgereicht. Vermutlich erkannte das auch Bad Sachsa und das Interesse an einer Fusion ließ nach und man setzte auf Eigenentschuldung.

Verhandlungen auf Augenhöhe

Bei den Ende 2011 wieder angelaufenen Fusionsdiskussionen setzten die nun Verantwortlichen der SG auf Verhandlungen in „Augenhöhe“ mit Offenheit, Klarheit, und auf Zumutbarkeit der Auswirkungen für die Bevölkerung. Mit dem Thema Kläranlage kam nicht nur das größte Problem der SG auf die Tagesordnung, sondern es zeigte auch, dass die Bürger aus Walkenried, Wieda und Zorge bereits weitaus höher belastet werden als die Bürger Bad Sachsas. Die Hoffnung, dieses Problem im Rahmen der Fusion zu lösen, um finanzielle Spielräume für Steuer- und Abgabenerhöhungen einzuräumen, wurde bald zu den Akten gelegt. Der Vertrag muß bis 2022 erfüllt werden und würde bei einer Fusion die Bürger Bad Sachsas auch nicht belasten!

Fusion abgekündigt?

Im Frühjahr 2013 erreichte die Samtgemeinde ein Brief der Stadt Bad Sachsa in dem abweichend von den Vorgaben des Landes Sonderforderungen aufgestellt wurden. Einer Fusion sei nur zuzustimmen, wenn 1. das Problem Kläranlage gelöst ist und 2. die Haushalte der Mitgliedsgemeinden und der Samtgemeinde ausgeglichen sind. Natürlich haben wir diese unerfüllbaren Forderungen zurückgewiesen. Denn sie kamen einer Abkündigung der Verhandlungen gleich. Gleichzeitig forderte man bei jedem Fusionsgespräch die CDU-Bürgermeister von Walkenried und Wieda auf, zu erklären, dass man die Fusion wirklich wolle und wie das Thema Kläranlage gelöst werde. Trotzdem von Seiten Bad Sachsas auch wiederholt entgegengebrachten Mißtrauen und Unterstellungen, haben sich alle Mitglieder der Lenkungsgruppe der SG unbeirrt den Sachthemen gewidmet.

Später wurde darauf gesetzt, durch Verzögerungen den Zeitrahmen zu sprengen. Das Ministerium zeigte sich aber entgegenkommend und hat durch Fristverlängerung und eindeutige Forderungen an die Stadt Bad Sachsa den Druck erhöht. Misstrauen und Unterstellungen sind keine Basis für eine Fusion, unabhängig von Wahlkampf und persönlichen Befindlichkeiten. Das Thema ist zu ernst und zu wichtig, als das man Ministerium und Verhandlungspartner über Monate hinhält. Wir haben der Sache wegen Geduld aufgebracht und auf Einsicht gehofft. Wir müssen heute davon ausgehen, dass mit dem Antrag auf Eigenentschuldung in Bad Sachsa jegliches Fusionsinteresse vom Tisch war. Seit dem letzten Treffen sind weitere 4 Wochen vergangen, ohne ein Signal aus Bad Sachsa und den Gemeinden Walkenried, Wieda und Zorge bleibt nur wenig Zeit um die Weichen für eine Entschuldungshilfe neu zu stellen.

Antrag auf Eigenentschuldung

Aufgrund der geografischen Lage ergibt sich die Situation, dass die Mitgliedsgemeinden der Samtgemeinde Walkenried nun keine andere Fusionsmöglichkeit haben. Die Bürgermeister der Mitgliedsgemeinden, der Samtgemeinde und der Ratsvorsitzende sind sich einig, einen Antrag auf Eigenentschuldung zu stellen. Die Bildung einer Einheitsgemeinde ist dabei gesetzt. Selbstverständlich sind die Verantwortlichen offen, sollte das Land Niedersachsen dies fordern oder zulassen, zukünftig Fusionsverhandlungen auch über Kreisgrenzen hinaus zu führen. Die Finanzsituation stets vor Augen, haben die Verantwortlichen der drei Gemeinden die letzten Jahre auch genutzt, um die Einnahmeseite z.B. durch neue Einnahmequellen wieder zu verbessern, was jedoch bislang ohne Erfolg blieb.

In dieser Situation hoffen nun alle auf Unterstützung durch das Land Niedersachsen.

Der Antrag auf Eigenentschuldung ist auch bei geringer Einwohnerzahl nun alternativlos.

gez.
Klaus Gröger (Bürgermeister Gemeinde Wieda)
Herbert Miche (Bürgermeister Gemeinde Walkenried)

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Über Christian Reinboth

http://www.christian-reinboth.de

Diskussionen

5 Gedanken zu “Walkenried, Wieda und Zorge stellen Antrag auf Eigenentschuldung

  1. Lieber Herr Miche, lieber Herr Gröger, ich habe schon Stürme in der Sahara erlebt, da wurde mir weniger Sand in die Augen gestreut als in ihrem Rechtfertigungsschreiben. Es ist schon bewunderswert, mit welcher Chuzpe hier Tatsachen verdreht. Lieber Herr Miche, lieber Herr Gröger, sie haben mir gegenüber im Kommunalkapmpf 2011 mehrfach betont, dass Sie gar keine Fusion wollen. Dankenswerterweise liegen die Flugblätter ja noch im Archiv.
    Warum ist die marode Kläranlage nicht relevant? Weil Sie das mal eben beschlossen haben? Löst sich die Kläranlage auf? Wollen Sie eine
    Warum sollten die Schulden der Samtgemeinde die Bürgerinnen und Bürger von Bad Sachsa nicht belasten? Sinn einer Fusion wäre es gewesen, eine neue Kommune zu schaffen, in deren Vermögen alle Beteiligten ihre Aktiva und Passiva einbringen. Wie in einer Ehe eben und deswegen sprechen viele in diesem Zusammenhang auch immer von einer kommunalen Ehe. Oder glauben Sie, dass die Schulden mit einem kombinierten Taschen- und Hütchenspieler-Trick verschwinden werden. Es dürfte auch Ihnen nicht entgangen sein, dass es selbst bei einer Fusion nur eine Teilentschuldung gegeben hätte. Ein nicht unerhelbicher Restbetrag von den 19,3 Millionen kommunalen Kassenkredite wäre immer noch geblieben.
    Aber wie aus dem Ministerium zu erfahren ist, haben aus Walkenried nicht zu einer einzigen Verhandlung belastbare Zahlen vorgelegen haben. Zudem haben sich die politischen Gremine in vielen Fällen geweigert, die Vorgaben des Innenministerium, wie zum Beispiel bei der Gebühr für den Winterdienst, zu erfüllen. Lieber Herr Miche, Sie haben in der Vergangenheit mir gegenüber ja mehrfach betont, dass es immer die anderen sind, die etwas nicht verstehen. Wer versteht hier was nicht?
    Nun bin ich gespannt, wie die Samtgemeinde Walkenried und ihre Mitglieder von diesem hohen Sockel an Verbindlichkeiten herunterkommen will, um endlich wieder eine funktionierend und aktive Gemeinde zu werden, die auch Prozesse steuern kann, statt nur zu jammern. Die 50.000 Euro Einsparungen, die die Umwandlung in eine Einheitsgemeinde bringen wird, ist da nocht nicht einmal der Tropfen auf den heißen Stein.
    Wenn ich die Zahlen des Bundes des Steuerzahler richtig interpretiert, dann sind die Kassenkredite in der Samtgemeinde allein im letzten Jahr um 2,4 Millionen angestiegen. Abzüglich der Bedarfszuweisung aus Hannover bleiben etwa 700.000 Euro neue Schulden, neue Schulden zu dem bereits erwähnten und nicht wegdiskutierbaren hohen Sockel. Der Kleinkindertrick „Augen zu machen und schon ist die böse Realität nicht mehr da“ funktioniert in der Kommunalpolitik nicht. In diesem Zusammenhang von einem ausgeglichen Haushalt zu sprechen, das erfüllt fast schon den Strafbestand der geistigen Vernebelung.
    In der Vergangenheit hatte Walkenried keinen Anspruch auf Bedarfszuwiesiungen, da die Einnahmen aus der Gewerbesteuer überdurchschnittlich hoch waren. Allein die Tatsache, dass die Samtgemeinde Walkenried nun auf einmal Anspruch auf Bedarfszuweisungen hat, zeigt doch, dass die Kommune immer tiefer in den Schuldensumpf absackt. Offensichtlich besteht ihr kommunalpolitisches Konzept darin, zukünftig noch stärker am finanziellen Tropf zu hängen. Damit dürfte das Koma der Samtgemeinde und ihrer Mitglieder noch Jahre andauern. Der Junge auf dem weißen Pferd, der Dornröschen wachküsst, der kommt aber schon lange nicht mehr.

    Verfasst von Thomas Kügler | 27. Juni 2014, 06:37
  2. Lieber Herr Kügler, es handelt sich hierbei nicht um ein Rechtfertigungsschreiben, sondern nur um reine Tatsachen, die auch Sie nicht wiederlegen können. Zu den Bedarfszuweisungen: Walkenried hatte seit 2009 keine Bedarfszuweisungen mehr beantragt. Begründung der damaligen Verwaltungsspitze: Die Steuerkraft wäre zu hoch, deshalb wird kein Antrag gestellt. Ein fataler Fehler, denn auf Nachfrage hat das Ministerium im letzten Jahr erklärt, dass man sehr verwundert gewesen ist, dass Walkenried seit 2009 keine Anträge gestellt habe. Die Steuerkraft sei nur ein Kriterium, aber nicht das entscheidende. Jetzt wurden wieder Anträge gestellt und siehe da, es gibt auch wieder Bedarfszuweisungen. Aber ich gehe davon aus, dass wird Sie auch nicht überzeugen. Spielt auch keine Rolle. Wer es nicht verstehen will, der kann es auch nicht verstehen.

    Verfasst von Herbert Miche | 27. Juni 2014, 12:34
  3. Lieber Herr Kügler, zwei Fragen bzw. Bitten habe ich noch: Nennen Sie doch bitte den Informanten aus dem Ministerium, der behauptet hat, Walkenried hätte nicht zu einer einzigen Verhandlung belastbare Zahlen vorgelegt und nennen Sie bitte auch den Informanten aus dem Ministerium, der behauptet hat, die Vorgaben des Ministeriums, wie zum Beispiel die Einführung einer Wintergebühr, hätten die politischen Gremien verweigert.
    Ich behaupte, Sie können beide Informanten nicht nennen, da Ihre Behauptungen frei erfunden sind. Sie machen sich lächerlich! Falls es Ihnen entgangen sein sollte, die Wintergebühr wurde schon vor langer Zeit vom Samtgemeinderat beschlossen.

    Verfasst von Herbert Miche | 27. Juni 2014, 17:15
  4. Lieber Herr Kügler,
    um bei Ihren Worten zu bleiben: Ich glaube die Stürme in der Sahara haben Ihnen doch mehr Sand in die Augen gestreut, als Sie zunächst vermutet hatten ….. Ob das allerdings zu einer geistigen Vernebelung geführt hat, vermag ich nicht zu beurteilen …..
    Wie aus einer Pressemitteilung (Land Niedersachsen) vom 22.07.2015 zu entnehmen ist, haben sich die Landesregierung und die Kommunalen Spitzenverbände darauf verständigt, das bestehende Entschuldungsprogramm für Kommunen aus Mitteln des Landes und des kommunalen Finanzausgleichs fortzusetzen. Für diese Stabilisierungshilfen stehen rund 400 Mio. € zur Verfügung. Aus diesem „Topf“ kann die Samtgemeinde Walkenried bis zu 10.204.442 € erhalten!
    Mehr Informationen zum nachlesen: http://www.niedersachsen.de

    Verfasst von Herbert Miche | 23. Juli 2015, 11:52

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  1. Pingback: Die Samtgemeinde Walkenried kann 10.204.442 € im Rahmen der Stabilisierungshilfe erhalten | Walkenrieder Nachrichten - 24. Juli 2015

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