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ÖPNV

Im Streik zusätzlich auch noch Informationschaos der Deutschen Bahn


Über die Verursacher des Streiks vom Samstag und Sonntag müssen wir nicht reden, die sind bekannt und natürlich auch in erster Linie für das Durcheinander verantwortlich, welches die bisherigen Bahnkunden in Scharen ins Auto oder die Fernbusse treibt. Selten kann man erleben, dass eine Organisation mit solcher Hingabe an dem Ast sägt, auf welchem sie sitzt, wie derzeit bei der GDL. Dass das gesamte Geld, welches die Lokführer als Gehalt bekommen, von den Kunden – und im Nahverkehr auch vom Staat – aufgebracht wird und man eben diese Kunden zum dritten Male innerhalb weniger Jahre kräftig vor die Schienbeine tritt, ist offensichtlich in dieser Auseinandersetzung kein Thema.

 

Die Schuld an dem furchtbaren Chaos, welches seit Samstag früh über die Südharzstrecke hereingebrochen ist, trägt freilich zwar in zweiter Linie, aber doch ganz erheblich die Deutsche Bahn Regio selbst. Denn was da an Durcheinander und Fehlinformationen bei der Aufstellung und Umsetzung der Notfahrpläne produziert wurde, spottet jeder Beschreibung. Da verstehen ganz offenbar viele Leute iher Handwerk nicht mehr.

Halten wir fest: Bis zum Freitag gingen Streiks auf der Südharzstrecke glimpflich ab, da hier viele Beamte eingesetzt werden und deswegen die meisten Züge fahren konnten. Das wäre mit Sicherheit auch am Samstag und Sonntag der Fall gewesen, aber aus uns nicht bekannten Gründen wurde ein Notfahrplan aufgestellt – vermutlich, um die Lokführer gerecht auf die zu bedienenden Strecken zu verteilen. So weit, so schlecht. Aber:

  • Die Notfahrpläne wurden anders als für andere Strecken im Internet nicht kommuniziert. Auch am Sonntag wurde dies nicht nachgeholt.
  • Alle Zugfahrten sollten in Walkenried enden und beginnen. Für den Abschnitt Walkenried bis Nordhausen konnte man jedoch keinen Busverkehr organisieren. Ob dies wirklich ernsthaft versucht wurde, sei dahingestellt – es wäre nicht die einzige Strecke, wo die Organisation eines Ersatzverkehrs an Ländergrenzen scheiterte.
  • Diese Brechung der Züge wurde erst auf Hinweis am Sonntagmorgen ins Internet eingestellt. Am Samstag wusste kein Kunde hiervon.
  • Der „Notfahrplan“ wurde im Internet unverdrossen auch dann als gültig angezeigt, als längst feststand, dass er so gar nicht gefahren werden würde. Nach den Intentionen der Bahn sollten wohl 2 Triebwagen zwischen Northeim und Walkenried hin- und herpendeln und so etwa für einen 2-Stunden-Takt sorgen. Tatsächlich fuhren am Samstag ganze 5 Zugpaare, es entstand also so etwas wie ein 4-Stunden-Takt, und auch am Sonntag lief der Zugverkehr ähnlich ab.
  • Die Bahn verwies und verweist ständig auf das Internet, denn dort stünden alle verkehrenden Züge drin. Falsch, jedenfalls für unsere Strecken: Hier waren die Internet-Daten selbst nach Hinweis unserer Initiative auf deren Fehlerhaftigkeit auch am Sonntag noch irreführend. Wer sich im Vertrauen hierauf zum Bahnhof begab, stellte fest, dass der im Internet als „verkehrend“ angezeigte Zug gar nicht fuhr!

Schlimmer geht es wirklich nicht mehr. Die GDL zettelt einen Streik nach dem anderen an und führt damit das System Bahn an den Rand des Abgrundes, und die Bahn selbst trägt durch ein Informationschaos zur endgültigen Verärgerung der Kunden bei. Am Samstag hätte man bei korrekter Information gewusst, dass Züge um 7, 11, 15 und 19 Uhr ab Northeim nach Walkenried fahren und von dort um 8, 12, 16 und 20 Uhr dorthin zurück fahren würden. Gleiches gilt für den Sonntag. Darauf hätte man sich einstellen können – konnte es aber nicht, weil alle Internet-Angaben Makulatur waren und bis jetzt noch sind.

 

Hinweis am Rande: Die 40.000-Einwohner-Stadt Nordhausen war zwei Tage lang von jeglichem Zugverkehr befreit, da die Südharzer Züge – aus unserer Sicht übrigens ohne Not – nur bis und ab Walkenried fuhren, zwischen Kassel und Halle gar nichts ging und nach Erfurt ein Notplan mit Bussen angeboten wurde. So übel dürfte es kaum eine andere Stadt dieser Größe getroffen haben. Wir müssen uns dann nicht wundern, wenn der Bahnhof Nordhausen von Jahr zu Jahr immer weniger Kunden sieht. Unsere Südharzstrecke war bei allen Streiks stets so etwas wie ein verlässlicher Rettungsanker, da man über sie und Northeim bzw. Göttingen noch irgendwie wegkam. Diese durchaus wichtige Funktion der Südharzstrecke wurde nun aufgegeben. Völlig sinnlos: Bei einem 4-Stunden-Takt hätten die Züge ohne jedes Problem bis und ab Nordhausen verkehren können…

Unter kompetentem Umgang mit Kunden stellen wir uns jedenfalls ganz etwas anderes vor. Die Bahn hat u.a. im Fernverkehr bewiesen, dass sie Notfahrpläne aufstellen und betreiben kann. DB Regio in Niedersachsen kann es nicht.

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  1. Pingback: Fahrplanwechsel mit zahlreichen Neuerungen im Südharz | Walkenrieder Nachrichten - 13. Dezember 2014

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