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Gipsausstellung

Aus dem Kriegstagebuch von Fritz Reinboth (5): 16. April 1915 – 01. Juni 1915


Die Veröffentlichung des Kriegstagebuchs von Friedrich Ernst Reinboth (1891 – 1918) in den “Walkenrieder Nachrichten” wird heute – nach viel zu langer Pause – mit dem fünften von insgesamt zehn Teilen fortgesetzt. Alle wichtigen Informationen zu dieser Artikelserie finden sich hier im ersten Teil.

Kriegstagebuch Friedrich Reinboth

Eines der drei Kriegstagebücher der Marke „Ekeha“, die von Fritz Reinboth zwischen 1914 und 1917 geführt wurden.

 


16. April 1915 (Ort: unbekannt)

Ankunft auf dem Schloss des Grossfürsten Nokolajewitsch beim Dorf Pojezibriy. Das Schloss war von den Russen vollständig unterminiert, sie haben es aber nicht mehr zum Sprengen bringen können.

An diesem Tag: Französische Flugzeuge bombardieren das Hauptquartier des deutschen Generalstabs an der Westfront in Charlesville sowie den Bahnhof von Freiburg in Breisgau. Die Angriffe richten große Schäden an.

19. April 1915 (Ort: Vilkaviškis)

Wache auf dem Bahnhof Wilkowischsky bis zum

21. April 1915 (Orte: Kassel, Nordhausen)

Nach Verladen des unzähligen Gepäcks 2 Uhr 16 M. Abfahrt nach Cassel im Gepäckwagen. Nach ziemlich 6tägiger Fahrt und Abgeben der Sachen in Cassel, Urlaub nah Nordhausen. Nachdem der erste Urlaub abgelaufen, durch Erkrankung des Vizewachtmeisters Rudolph 8 Tage Urlaub nachbewilligt. Jahrmarkt in Nordhausen u.s.w.

19. Mai 1915 (Orte: Witzenhausen, Kaliningrad, Sowetsk, Lauksargiai)

Rückfahrt nach Cassel. In Witzenhausen durch das herrliche Werratal, welches bei Witzenhausen in herrlichster Kirschblüte prangte, abends 3 Uhr 24 Min. Abfahrt nach Nordhausen mittels D-Zuges, der infolge Brechen der Pleuelstange mit einstündiger Verspätung in Nordhausen eintraf. Die Verspätung kann er nicht wieder einholen, und wir erreichen den Anschluss von Berlin nach Königsberg nicht. Am selben Tage rückten die 200 Mann Ersatz von Kassel ins Feld mit Musik. Fahrt mit Personenzug weiter nach Königsberg. Interessante Bekanntschaft eines Soldaten vom Eisenbahnerregt. Besuch der Jubiläumshallen in Königsberg. Essen und Abendschoppen daselbst im Beisein des Gefreiten und seiner Frau.

Nach Abschied von demselben Weiterfahrt nach einer Stunde Schlaf auf der Bahnhofswache um 2 Uhr 34 nach Tileit. Ankunft hier um 10 Uhr und 1 Uhr 50 Weiterfahrt nach Laugenszargen.

20. Mai 1915 (Orte: Lauksargiai, Tauroggen, Skaudville, Lelėnai)

Verbringen der Pfingstfeiertage in Laugenszargen. Wir sind den zurückgekehrten Bewohnern Ostpreussens beim Bestellen der Felder behilflich. Herrliches Wetter!

Am 3. Pfingstfeiertag (25.05.15) Abmarsch nach frischem Beschlagen meines Pferdes, welches sich bei meiner Abwesenheit bei der Bagage gut gepflegt und herausgefuttert hatte, nach Tauroggen und Lale über Skaudville. Unterwegs angenehme Rast an einer zersprengten Brücke.

26. Mai 1915 (Orte: Lelėnai, Kelmė, Schaulen)

Ankunft in Lale abends. Schwadron, die alarmiert ist, kommt uns entgegen. Abends Marsch nach Kielmy. Nach Unterkunft in einer Scheune Abmarsch nach 1 ½ stündiger Rast um 1 Uhr 30 nachts nach Szawli. Herrlicher Sonnenaufgang. Rast auf der Chaussee.

Als Bedeckung der Artillerie abgesandte Patrouillen werden angeschossen. Husar Kurz schwer verwundet, stirbt auf dem Transport. Fischer kommt nicht wieder zurück, wahrscheinlich gefallen. Als Beobachtungsposten mit dem Rittmeister auf eine Höhe geritten. Halbrechts von uns sehen wir russische Kavallerie und Artillerie aufmarschieren. Lebhaftes Befeuern des Waldes rechts von unserer Höhe von uns mit Schrapnells und Granaten. Abends mit den Handpferden der Gulaschkanone entgegen. Fürchterliches Regenwetter.

Zeichnung Husarenemblem

Von Fritz Reinboth angefertigte Zeichnung der Insignien des Husaren-Regiments Friedrich II. von Hessen-Homburg Nr. 14.
Als Leitspruch ist auf einem Banner „Schießen und Fechten hilft zum Rechten“ angegeben.

 

28. Mai 1915 (Ort: unbekannt)

Unterkunft in einer offenen Scheune, wo es furchtbar durchregnet. Um 3 Uhr 30 wieder etwas zurück. Ein Gefecht vor uns ist im Gange. Starkes Artilleriefeuer. Eskadron zur Besetzung eines Schützengrabens, den wir uns in Eile ausheben mussten.

29. Mai 1915 (Ort: unbekannt)

Schanzarbeiten im Schützengraben.

30. Mai 1915 (Ort: unbekannt)

Russischer Angriff nach Artillerievorbereitung nachts auf unsere Höhe. Verschiedene verwundet. Rekrut Brandt neben mir durch Kopfschuss schwer verwundet, während dem heftigen Maschinengewehr- und Artilleriefeuer.

30. Mai 1915 (Ort: unbekannt)

Brandt stirbt. Beerdigung desselben mit Kamerad Schneider hinter unserem Schützengraben, dabei starkes Maschinengewehrfeuer, sowie durch unseren Spaten die Erde hoch flog. Wir mussten ihn im Liegen beerdigen. Nachts, während die anderen Stacheldraht- und Schanzverhaue ausführten, schmücke ich das Grab notdürftig.

31. Mai 1915 (Ort: unbekannt)

Ebenfalls ein Angriff abgewiesen, z. Essenholen kommend.

An diesem Tag: Beim ersten deutschen Luftschiff-Angriff des Krieges werden die Londoner Werft- und Hafenanlagen bombardiert.

01. Juni 1915 (Ort: unbekannt)

Ruhig.

An diesem Tag: An Schulen in ganz Deutschland beginnen vorgezogene Abschlussprüfungen für alle Schüler, die sich freiwillig zum Kriegsdienst gemeldet haben.


Flohburg

Im städtischen Museum FLOHBURG in Nordhausen wurden Fritz Reinboths Kriegstagebücher sowie weitere Dokumente aus seinem Nachlass im Rahmen einer Sonderausstellung zum I. Weltkrieg vom 1. August bis zum 26. Oktober 2014 gezeigt.

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Über Christian Reinboth

http://www.christian-reinboth.de

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