Die Beteiligung am samstäglichen Arbeitseinsatz im Gelände des KZ Ellrich/Juliushütte war beeindruckend. Etwa 60 Menschen hatten sich eingefunden, um über mehrere Stunden hinweg die arg heruntergekommenen Reste des KZ wiederherzurichten und den Rundweg von Müll, überhängenden Zweigen und anderem zu befreien.

Vor dem Gelände: Andreas Heise aus Ellrich gibt Erläuterungen. Achim Schridde und Claus Koch machen sich bereit.
Besonders erfreulich war die Beteiligung aus Walkenried, denn knapp die Hälfte der Arbeitswilligen kam aus dem Klosterort. Daneben waren viele Ellricher, die „Jugend für Dora“ und einige Bewohner aus den Nachbarorten mit dabei. „Die Walkenrieder“, so fasst es Michael Reinboth zusammen, „haben Flagge gezeigt und damit unterstrichen, dass ihnen das, was dort zwischen 1944 und 1945 an Schrecklichem passierte, keineswegs egal ist.“
Der Einsatz wurde dadurch erschwert, dass „Sabine“ in der letzten Woche doch noch einiges umgeworfen hat, was zusätzlich aus dem Weg geräumt werden musste. Nach Einweisung der drei Arbeitsgruppen ging es ins Gelände. Es wurde nicht nur aufgeräumt, gesägt und geschnitten, sondern es wurden auch neue Pfosten gesetzt, Schilder angebracht und gereinigt und einiges mehr. Immer in Abstimmung mit dem Naturschutz, weswegen einiges eben auch weiterhin unter Bäumen und Büschen verborgen bleiben wird.
Der Gedenkstein auf Walkenrieder Seite wurde wieder in seinen Ursprungszustand versetzt. „Das wird nicht allen so zusagen, vor allen jenen nicht, die sich in den letzten Jahren sehr um den Zustand des Steins gekümmert haben und die wir um Verständnis bitten. Aber Buchsbaumhecken gehören dort nicht hin – sie haben schon begonnen, sich im Umfeld breit zu machen“ erläutert Michael Reinboth. Im Nachgang wird der Sockel noch mit Gipsgestein „umkränzt“, also Gestein, welches für das Gelände charakteristisch ist. Soweit zu vernehmen war, wollen die Landesforsten den neben dem Stein stehenden Baum noch fällen.
Der Rundweg wurde mit Schildern, die „Jugend für Dora“ angefertigt hat, besser kenntlich gemacht. Den Walkenrieder fiel hierbei auf, dass die Beschreibung des „Bewacherlagers“, also der eigentlichen Juliushütte, samt ihrer Vor- und Nachgeschichte doch sehr dürftig ausfällt und zudem ausgesprochen uneinheitlich wirkt. „Da gibt es Schilder des Rundweges, Schilder des Karstwanderweges, eine alte Tafel dieses Weges, aber nichts, was die Juliushütte und ihre Gebäude sowie ihre bewegte Geschichte wirklich beschreibt. Es fehlt auch das Kapitel 1964“ meint Reinboth. „Das möchten wir gern ergänzen und werden uns hierzu mit Dr. Wagner von den Niedersächsischen Gedenkstätten abstimmen.“ Zwei Pfosten wurden schon „auf Vorrat“ gesetzt. Als Beispiele nennt Reinboth die Kammern zur Lagerung des Sprengstoffs der Gipswerke und die Reste von zwei „Harzer Kochern“, die den Besuchern Rätsel aufgeben und zu Fehlinterpretationen führen.

Viel zu tun gab es, um die Fundamente sichtbar zu machen. Hoffentlich nicht nur bis zum nächsten Sturm (Foto: Meike Helbing).

Nach Ende der Arbeiten gab es bei Kaffee und Bratwurst noch einiges zu bereden (Foto: Meike Helbing).
Am 2. März findet um 19 Uhr in der Walkenrieder Gemeindebücherei eine kleine „Einweisung“ in die Geschichte der Juliushütte statt. Besonders die Ellricher hatten darum gebeten, etwas mehr über diesen fast unbekannten, bis 1945 „heimlichen Stadtteil“ von Ellrich zu erfahren.
Liebe „Wir Walkenrieder“,
ich möchte Euch ein ganz, ganz herzliches Dankeschön für Euren Einsatz am KZ-Gedenkstein in Juliushütte sagen. Mir ist sehr wohl bewusst, dass nicht jeder dazu bereit gewesen wäre. Dass aber so viele Walkenrieder ganz spontan ja zu dieser Aktion gesagt haben, das macht froh. Es macht froh, dass es Menschen gibt, denen das Geschehen der Vergangenheit nicht gleichgültig ist, Denen aber auch bewusst ist, dass damalige Grausamkeiten durchaus keine einmaligen Erscheinungen auf der Welt sind. Um so mehr sollten man versuchen zu verhindern, dass ähnliche Geschehnisse nicht vergessen werden; denn es waren Verbrechen der schlimmsten Art die sich vor unserer Haustür scheinbar unvermeidbar abspielten. Zur Mahnung an jeden Einzelnen und als Zuruf für unsere Nachkommen: passt auf was sich in der Welt so tut, denn alles hat mal harmlos angefangen.
Ruth Monicke