„Wenn man genauer hinsieht, merkt man erst, wie schlimm es ist.“ – dieser Satz fiel, als wir kürzlich eine Begehung des Geiersbergs durchführten, um uns ein Bild von der Lage zu verschaffen und, natürlich, auch über mögliche Schritte zu einer Verbesserung zu diskutieren.
Wir, das waren nur Mitglieder unseres Vereins – leider hatte die Verwaltung der Gemeinde kurzfristig abgesagt. Das soll hier allerdings ebenso wenig kommentiert werden wie das Ergebnis der jüngsten Schneide- und Fällaktionen dort oben, das nach Ansicht vieler, aber nicht aller, als reichlich missglückt bezeichnet werden muss. Vielmehr gilt es, den Blick nach vorn zu richten. Vor allem aber, das steht ganz sicher fest:
Wir, die Bürgerinnen und Bürger des Klosterorts, müssen das Schicksal unseres „Hausbergs“ selbst in die Hände nehmen. Auf Dritte, zum Beispiel in Gestalt der Gemeinde als Beschafferin von Fördergeld, sollten wir nicht bauen. Das wird nichts.
Geiersberg: Das war eine Gemeinschaftsleistung eines ganzen Dorfes
Das, was dort oben mir nichts, dir nichts zerschnippelt wurde, und das, was mangels Engagement schlicht vor sich hin dämmert, ist nicht irgendeine, aus anonymer Quelle gespeiste Gestaltung. Nein: Nach dem großen Sturm im Herbst 1972 haben damals die Walkenriederinnen und Walkenrieder in hellen Scharen Wochenende für Wochenende gearbeitet, um die entstandene Wüste wieder urbar zu machen. Tausende von Stunden freiwilliger Leistung für das Dorf, in dem man lebte – und in vielen Fällen noch lebt – sind damals aufgebracht worden. Auch wenn die späteren Anpflanzungen natürlich mit Drittmitteln bezahlt wurden, so ist der Grund für den landläufig „Kurpark“ genannten Hügel damals durch die Bürgerinnen und Bürger des Ortes gelegt worden. Ihr Erbe wird gerade verschleudert – von Leuten, die es mangels Verwurzelung im Ort nicht besser wissen können. Kein Vorwurf. Aber ein Blick in alte Akten und Unterlagen hätte sie belehrt, um was es hier geht: Um den Erhalt einer gemeinschaftlich geschaffenen Anlage.
Einige von uns waren damals schon mit dabei und haben gerodet, gesägt, Baumstümpfe geschleppt, weil ein Ziel da war: Der Ort sollte durch einen „Waldpark“ an Attraktivität gewinnen, für die Gäste sollten Einrichtungen zum Zeitvertreib und zum Feiern geschaffen werden. Die damaligen „politischen Führer“ des Ortes standen ohne wenn und aber dahinter, griffen auch mit zu. Heute erstickt die Fusionsdebatte offenbar jedwedes Engagement. Gut, die Zeiten sind andere geworden, mit Peitschenknallen und ähnlichem Brauchtum lockt man heute kaum noch Besucher, und der Eilzug aus Oberhausen, der Woche für Woche die Leute von der Ruhrkohle auslud, fährt auch nicht mehr. Aber deswegen muss unser Geiersberg nun wirklich nicht verkommen.
Geiersberg: Es wird von Jahr zu Jahr schlechter
Momentaufnahme: Ja, es wird gemäht, jedenfalls abschnittsweise. Mehr aber auch nicht. Der Kiosk: Leerstand und langsames Vergammeln (man könnte auch sagen: Vernichtung öffentlicher Werte), weil sich unter den obwaltenden Bedingungen kein Pächter findet. Die Gemeinde will Pacht – welch weltfremde Einstellung. Der oder die da oben waltet, erhält eine Einrichtung der Kommune am Leben und müsste dafür noch etwas bekommen. Die Minigolfanlage: Verwaist, demontiert, einige Platten kaputt (Auch sie: Einst mit öffentlichen Mitteln beschafft). Der Hochbehälter: Seit Jahren statt eines (zerstörten) Geländers ein lieblos hingestellter Bauzaun, der schon von weitem kündet: Wir haben kein Interesse, es hier schön zu machen. Die zum Teil seltenen Bäume und Büsche: Nicht erkennbar, um was es sich handelt, schon gar nicht für Laien: Also weg. Die Lampen: Über drei von ihnen sind Müllsäcke gestülpt – eine Ersatzlampe wäre vermutlich für 30 € zu bekommen. Der Grillplatz: Dringend reparaturbedürftig. Und so weiter. Auf dem Geiersberg macht sich das berühmte „broken windows“-Syndrom breit – ist erst einmal eine Scheibe eingeschmissen und es passiert nichts, geht es nachher immer schneller bergab.
Aber: Viele intakte Bänke, immer noch herrlicher Rundblick, viel Platz zum Toben und Spielen, ein herrlicher Spielplatz gleich nebenan. Wer dort oben steht und auf den Harz schaut, hat noch immer einen großen Teil des Gebirges vor Augen, auch wenn da die kahlen Stellen und toten Flächen nun auch nicht mehr zu übersehen sind.
Geiersberg: Die Bürger müssen ein zweites Mal ran
Wir müssen etwas tun. Dabei ist klar: So wie früher wird es nicht mehr werden und kann es auch nicht. Geld zum Unterhalt größerer Flächen fehlt, man muss Einschränkungen vornehmen. Aber durch Nichtstun ist noch nie etwas besser geworden. Also müssen Ideen her:
- Eine Streuobstwiese am Südhang – schließlich hatten wir da mal eine Obstplantage
- Ein Baumlehrpfad – da oben stehen einige bemerkenswerte Exemplare
- Die Anpflanzung von Gehölzen, die Hitze und Trockenheit gut vertragen – Motto: Der Geiersberg hält dem Klimawandel stand
- Wieder Betrieb im Kiosk und beim Minigolf – wie bekommt man das hin?
- Ein Aussichtspunkt auf dem Hochbehälter – Bäume dürfen da angeblich nicht hin, aber die jetzige Brombeerhecken-Ödnis kann es auch nicht sein
- Welche Flächen können dann für Sport und Freizeit zur Verfügung gestellt werden?
Und so weiter. Da gibt es sicher noch mehr. Aber: Es muss möglichst ohne öffentliche Drittmittel umsetzbar sein. Die zu erlangen, setzt Know-how, viel Engagement und viel Zeit voraus… Sponsoren sind natürlich willkommen, warum nicht? Aber sie sollten keine Bedingungen stellen.
Bürgerbegehung für den Herbst geplant
Wir wollen mittels einer Bürgerbegehung, eines massenhaften Spaziergangs sozusagen mit anschließender „Kundgebung“ auf unseren Berg aufmerksam machen, Interesse wecken und Anschub für künftige Aktionen geben. Das geht jetzt aber nicht. Ja, wenn wir Verschwörungstheoretiker wären, dann dürften wir zu Tausenden dicht gedrängt ohne Mundschutz den Berg bevölkern, aber als harmlose Bürger rücken uns gewiss die Vertreter der Ordnungsmacht auf die Pelle. Zu Recht übrigens. Wir wollen ja nicht gesund auf den Berg steigen und krank wieder herunterkommen. Mit 10 qm pro Teilnehmer wird das auch nichts. Also müssen wir uns gedulden. Bis Ende August sind größere Versammlungen auch unter freiem Himmel noch untersagt. Das wäre zu beobachten. Ziel: Anfang September schreiten wir zur Tat, laden ein, werfen den bis dahin hoffentlich noch funktionsfähigen Grill an und beschließen Aktivitäten für unseren Geiersberg.
Bis dahin sind Sie herzlich eingeladen, sich mittels Spaziergang in kleinen Gruppen selbst ein Bild zu machen. Vielleicht haben Sie ja Ideen. Die können Sie bei Jürgen Domeyer loswerden. Er hat die Patenschaft für den Berg für unseren Verein übernommen und nimmt sie gern entgegen. Telefon: (05525 1265, mobil 0175 6562291, Mail juergendomeyer@web.de.
Ich, nein wir, die wir da oben herumgestromert sind, würden uns sehr freuen, wenn schon dieses Schreiben Bewegung in die Szene bringen würde. Das überzeugendste Argument heutzutage ist massenhaftes Auftreten für eine Sache, das beeindruckt schon noch. Und wenn der Stein erst einmal ins Rollen gekommen ist… In diesem Sinne hoffe ich auf lebhafte Reaktionen!
Der Geiersberg mit seinem Spielplatz, Kiosk, Minigolfplatz und Basketballplatz weckt viele schöne Kindheitserinnerungen. Es wäre sehr Schade, wenn dies für folgende Generationen nicht auch so wäre.