Der Bund für Umwelt und Naturschutz in Deutschland (BUND) ist auf der Suche nach dem Gartenschläfer und hat hierzu eigens ein Projekt („Spurensuche Gartenschläfer“) ins Leben gerufen, weil das wie der Siebenschläfer und die Haselmaus zu den Bilchen oder Schlafmäusen zählende Tier sich in Deutschland sehr rar gemacht hat.
Jüngst wurde bei Walkenried an der Straße nach Wieda ein toter Gartenschläfer gefunden. Der BUND hat daher in Walkenrieder Wäldern eigens Spurentunnel angebracht, um ihn nachweisen zu können. Bislang leider vergeblich. Da der Gartenschläfer nachtaktiv ist, fällt es natürlich schwer, ihn mal eben durch den eigenen Garten huschen zu sehen. Gleichwohl: Wer auch immer in Walkenried und Umgebung des kleinen Tierchens ansichtig geworden ist, der möge seinen Fund unter www.gartenschlaefer.de melden.
(Pressemitteilung des BUND Westharz)
Jüngst tagte der auch für den Landkreis Osterode am Harz zuständige BUND-Regionalverband Westharz in Walkenried. Er führte eine Begehung der Gipsabbau-Gebiete Röseberg-Mitte und Röseberg-Ost durch und diskutierte im Anschluss daran mit Anwohnern und einem Vertreter von Saint Gobain Formula den heutigen und künftigen Umfang des Gipsabbaus und der Rekultivierungsmaßnahmen zwischen Ellrich und Tettenborn.
Die Beteiligten stellten fest, dass der laufende Abbau im Steinbruch Röseberg-Mitte nicht nur die unmittelbaren Anwohner belastet, sondern auch viele weitere Walkenrieder durch den dabei entstehenden Lärm. Außerdem wird das Ortsbild durch das Abbaufeld erheblich beeinträchtigt. Der Abbau soll allerdings im Jahr 2016 enden. Danach wird die Fläche mit Abraum aus dem neuen Abbaufeld Röseberg-Ost verfüllt. Was dabei vorgesehen ist, wurde durch den Vertreter des Gipswerks erläutert, der auch anbot, den BUND bei anstehenden Fragen zur Rekultivierung zu beteiligen. Das neue Abbaufeld Röseberg-Ost wird, wenn nicht aufgepasst wird, das Ortsbild in unmittelbarer Nähe des Klosters Walkenried optisch und akustisch erheblich beeinträchtigen. Der Abbau wird sich hier über rund 20 Jahre erstrecken. Da er genehmigt ist, geht es hier um die Begrenzung des eintretenden Schadens. Mögliche Maßnahmen hierzu wurden an Ort und Stelle erörtert.
Der langfristig gesehen wohl kritischste Punkt des Gipsabbaus in Walkenried ist die Tatsache, dass der Abbau in allen Steinbrüchen rund um Walkenried bald an die Grenzen der Naturschutzgebiete stoßen wird. Neben dem Röseberg hier auch noch der Steinbruch oberhalb der Juliushütte, der Steinbruch Kahler Kopf und der Steinbruch im Mehholz zu nennen. Dies bedeutet im Klartext: Wenn diese Grenzen beibehalten werden, kann bei Walkenried kein weiterer Gips mehr abgebaut werden.
Beim BUND läuten daher die Alarmglocken. Man werde sich mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln dafür einsetzen, die heutigen Grenzen der Naturschutzgebiete beizubehalten und nicht, wie bei Röseberg-Ost geschehen, diese aufzuheben oder zu verschieben. Es gelte, so der Vorsitzende des BUND Westharz, Knut Haverkamp, wachsam zu sein und zu bleiben, um weiteres Unheil für die Südharzer Gipskarstlandschaft zu vermeiden. Mit den anwesenden Vertretern der vom Gipsabbau ebenfalls betroffenen BUND-Kreisgruppe Nordhausen wurden eine enge Kooperation und ein ständiger Informationsaustausch in dieser Frage vereinbart. Im Rahmen dieser länderübergreifenden Zusammenarbeit der BUND-Gruppen bestand Konsens darüber, dass die Bemühungen zur Entwicklung eines Biosphärenreservats in der schutzwürdigen und sensiblen Südharzlandschaft wieder aufgenommen werden sollen.
Wir stellen Ihnen heute im zweiten Teil unserer kleinen Serie zu den Walkenrieder Gipsbrüchen (Teil 1 siehe hier) die Steinbrüche „Röseberg-Mitte“ und „Meholz“ vor. Der Röseberg liegt praktisch täglich vor unseren Augen und tage- und stundenweise ja auch vor unseren Ohren. Wir zeigen hier zwei Aufnahmen, da wir der Fairness halber auch den Teil des Röseberges zeigen wollen, der bereits wieder rekultiviert wird (und von dem wir Einwohner laut „Natürlich Gips“ so begeistert sind).
Das erste Bild zeigt den Röseberg von oben, aufgenommen in Richtung Nordwest. Wieder sehen wir die Bahnstrecke sowie (von unten nach oben) Röseteich, Andreasteich, Sackteich und Brunsteich sowie links davon die Höllteiche. Gut erkennbar auch die Straße Walkenried – Neuhof und die Felder des „Rösetals“, geteilt von dem Waldstreifen, der die Trasse der alten Feldbahn markiert, die von der Kutzhütte einmal in die Steinbrüche am Höllstein verlief. Auch diese gab es ja einmal!
Unterhalb der Straße nach Neuhof sehen wir den Teil des Röseberg-Steinbruchs, der bereits ausgebeutet ist (weitgehend noch von der Firma Rode) und rekultiviert worden ist. Ein Stück darunter der von Formula ausgebeutete Bruch, in dem die Rekultivierungsmaßnahmen angelaufen sind. Wiederum darunter der aktive Bruch „Röseberg-Mitte“, der bis an die Häuser der Straße „Am Röseberg“ heranreicht und den alten „Kutschweg“ zwischen Walkenried und Branderode gänzlich zerstört hat. Die Schneise markiert die alte Grenze auf dem Kamm des Berges. Sie endet in einem weiteren Steinbruch, der schon zu Branderode zählt, uns in Walkenried aber das häßliche Loch in der Waldkante des Röseberges eingebracht hat. Über dem Gipswerk oben links sieht man dann schon den nächsten Bruch „Meholz“ und dahinter die Häuser von Neuhof.
Die Röseberg-Steinbruchkante quasi in Frontalsicht zeigt das zweite Bild. Vom „Branderoder Loch“ über den in Rekultivierung befindlichen Teil bis zum aktiven Teil reicht der Blick von rechts nach links. Was auf beiden Bildern noch nicht gezeigt werden kann, weil es sich erst in Vorbereitung befindet, ist das künftige Loch des Steinbruchs „Röseberg-Ost“. Dieser bisher unberührte Teil des Berges wurde ja bekanntlich auch mit Stimmen Walkenrieder Lokalpolitiker zum Abbau freigegeben. Hier wird sich bald ein ähnliches Bild bieten wie in „Röseberg-Mitte“.
Einen wahrhaft großen Bruch zeigt schließlich das letzte Bild. Es ist der Steinbruch im „Meholz“. Rechts wäre das Gelände der „Kutzhütte“ zu denken, an das sich, getrennt durch einen nur noch schmalen Waldstreifen, der Bruch heran frisst. Der mittlere Teil ist nicht mehr aktiv, wohl aber der rechte und auch der Teil ganz links. Dieser wiederum frisst sich an den Karstwanderweg in der Nähe der Helbinghütte heran. Wer’s nicht glaubt, schaue bitte in die linke obere Bildecke: Dort erkennt man den Steilabbruch des „Sachsenstein“ und darunter die etwas graue Ebene, die der Flusslauf der Uffe bildet…
Vier aktive Brüche, dazu der mit Müll verfüllte Bruch unterhalb der „Kutzhütte 2“ und der ehemalige Bruch am Höllstein, der zwar nur wenige Jahre betrieben wurde, uns aber die Lücke in der Kante des Höllsteins eingetragen hat – das ist mehr als genug. Insbesondere Röseberg-Ost ist schwer zu ertragen. Hinzu kommen Brüche in Neuhof (direkt hinter dem Ort am „Kuhberg“, am Kranichstein und am Pfaffenholz“ und solche in Tettenborn-Kolonie in unmittelbarer Nachbarschaft des Naturdenkmals „Kleiner Trogstein“ und natürlich die Brüche im Landkreis Nordhausen. Weitere Brüche werden hier ja vorbereitet. Da das Material aus allen Brüchen per LKW zum Werk Kutzhütte gefahren wird, finden sich Walkenrieds Straßen in mehr oder weniger regelmäßigem Abstand grauweiß überzogen und im 5-Minuten-Takt von schweren Lkws befahren wieder.
Von Zeit zu Zeit flattert uns Walkenriedern die Zeitschrift „Natürlich Gips“ ins Haus, in der die Firma Formula darlegt, was sie alles für den Klosterort und seine Einwohner tut und wie wenig schlimm doch die Eingriffe in das Landschaftsbild rund um Walkenried sind. Es ist das gute Recht eines Unternehmens, sich von seiner guten Seite zu zeigen: Arbeitsplätze, Sponsoring… Leider wurde in „Natürlich Gips“ noch nie das Ausmaß gezeigt, welches der Betrieb der Steinbrüche rund um Walkenried inzwischen erreicht hat. Das wollen wir nun nachholen, da es zu einer umfassenden Information über die Gipsindustrie eben auch dazu gehört.
Aktuell werden auf Walkenrieder Gemarkung (bzw. der Forstgemarkung rund um Walkenried) vier Brüche betrieben, ein weiterer oben auf dem Röseberg zwar schon in Thüringen, aber für das Ortsbild ebenso relevant. Diese Brüche wollen wir ab heute anhand von Luftaufnahmen vorstellen, die aus dem Archiv des BUND Westharz stammen und erst im letzten Herbst entstanden sind.
Wir beginnen mit dem wohl am wenigsten bekannten Bruch. Er befindet sich im Bereich der Steingrabenklippe, also praktisch oberhalb der KZ-Gedenkstätte Juliushütte. Dort befanden sich bis zum Ende des Krieges 1945 auch Steinbrüche, die zu Walkenried gehörten, aber von Firmen betrieben wurden, die am Ellricher Bahnhof ansässig waren. Der Bruch der „Juliushütte“, welche auf Walkenrieder Gemarkung lag, wurde teilweise für die Anlage des KZ genutzt. Heute befindet sich dort wieder ein Steinbruch, der sich nach und nach an die Klippen heran frisst, auf denen sich früher der „Grenzübersichtspunkt Juliushütte“ befand.
Wir sehen am oberen Bildrand den Ellricher Bahnhof und das dort befindliche Gipswerk, welches seine Brüche zwischen Ellrich und Cleysingen und im Bereich des Himmelberges bei Woffleben unterhält. Nach links läuft schnurgerade die Bahnstrecke in Richtung Walkenried aus dem Bild heraus. Der Teich ist der Pontel, und zwischen ihm und dem Steinbruch ist im Wald schwach die Straße zu erkennen, die Walkenried früher mit der Juliushütte verband.
Die Felder rechts oben zählen zu Wiedigshof, und ganz oben nach rechts aus dem Bild heraus laufend ist die ehemalige Grenze zu erkennen, das „Grüne Band“, hier eher etwas grau wirkend.
Dieser Bruch hat sich in den letzten Jahren heimlich, still und leise vergrößert. Er darf nicht mit dem Steinbruch am „Kahlen Kopf“ verwechselt werden. Diesen zeigt das zweite Bild. Unmittelbar dem NSG „Himmelreich“ mit den Itelklippen benachbart, offenbart sich das ganze Ausmaß dessen, was sich dort abspielt, erst von oben. Von unten hat man einen weit besseren Eindruck, da hier wie auch am Röseberg oder im Pfaffenholz bei Tettenborn die „Potemkinsche Waldkante“ stehen geblieben ist, die den Bruch vor den Augen der Spaziergänger etwas verbirgt. Wir erkennen hier den Itelteich und den Waldstreifen der Itelklippen, rechts des Feldes („Die roten Äcker“ in einem Gemälde von Eugen Bracht) die oben schon erwähnte Verbindungsstraße von Walkenried zur Juliushütte. Die Größe des Steinbruchs „Kahler Kopf“ wird im Vergleich zu den Itelklippen deutlich. Der Bruch ist ja auch vom Geiersberg aus gut zu sehen.
Zwei weitere Brüche, nämlich „Röseberg-Mitte“ und „Meholz“, folgen in der nächsten Ausgabe.
Am Samstag (6.10.) führte der BUND Thüringen eine anfangs gut gesuchte, aber infolge heftiger Regengüsse etwas getrübte Wanderung durch den Walkenrieder Röseberg durch, der in letzter Zeit durch die Erweiterung des Gipsbruchs „Röseberg-Mitte“ und die Freigabe des Ostteils des Berges für den Gipsabbau negativ von sich reden machte. Mit von der Partie waren auch Botanik-Experten, der Landesvorsitzende aus Thüringen und ein Vertreter des Kreistages Osterode. Michael Reinboth vom Verein für Heimatgeschichte führte den „harten Kern“, der sich auch durch waagerecht heranrauschende Regenmengen nicht erschüttern ließ, durch und über den Berg. Man war einerseits beeindruckt von der Fülle und Vielfalt der Pflanzenwelt am „Grünen Band“ und den schönen Ausblicken in den Harz und ins Thüringer Land, andererseits aber auch erschüttert ob der bereits eingetretenen und noch beabsichtigten Zerstörungen dieses landschaftsbestimmenden Bergrückens.
Weiterer Abbau auf dem Kamm trotz gegenteiliger Beteuerungen?
Stirnrunzeln lösten die neuerlichen Aktivitäten des Gipswerks „Kutzhütte“ am angeblich abgeschlossenen Abbaubereich mitten auf dem Kamm aus. Hatte der Betriebsleiter noch im Sommer verkündet, dass man keinesfalls von hier aus weiter in Richtung Osten abbauen werde, sondern der Steinbruch sich – unter Schonung des noch vorhandenen Waldrestes – nunmehr in Richtung auf das Werk zu bewegen werde, so künden Bagger und Lkws nun davon, dass diese Aussage jedenfalls in dieser Form unzutreffend oder unvollständig war. Ganz offensichtlich hat hier der Wegebau schon begonnen. Informationen hierzu hat es weder von der Kutzhütte noch von der Kreisverwaltung gegeben. Eine dringliche Nachfrage beim Betriebsleiter und beim Landkreis Osterode sei hier auf alle Fälle angezeigt. Die Vertreter aus Thüringen wiederum demonstrierten vor Ort die Größe des „Bewilligungsbereichs“ links und rechts des „Grünen Bandes“, welches hier – praktisch einmalig in ganz Deutschland – der Zerstörung preisgegeben ist. Noch verhindert allein die Höhe des Abraums auf thüringischer Seite, dass man dem – grundsätzlich genehmigten – Abbau hier näher tritt und damit ein wunderbares Stück ehemaliger Grenze preisgibt. Bereiche mit auf der „Roten Liste“ stehenden Pflanzen wurden offenbar bereits durch den Bruch auf dem Kamm angeknabbert.
Steinbruchbetrieb hinter Wohnhäusern
Als ausgesprochen fragwürdig wurde auch der beginnende Steinbruchbetrieb unmittelbar hinter den Wohnhäusern der Straße „Am Röseberg“ empfunden. Wie so etwas genehmigt werden konnte, war den Teilnehmern der Wanderung nicht plausibel erkennbar. Sprengungen und Bohrer-Getacker unmittelbar hinter den Gärten der Anlieger zeugen von einer Missachtung der Interessen der Bewohner des Klosterortes. Dies nicht nur an dieser Stelle, denn Michael Reinboth wies auch auf den enormen Lärm zu allen möglichen und unmöglichen Zeiten hin, welche durch den eigentlichen Betrieb auf dem Berge mit seinen Brecher- und Mischeranlagen über Walkenried hinweg getragen wird und manchem Bewohner den Schlaf raubt. Ob hier behördliche Fehler – zum Beispiel durch „Vergessen“ einer vorhandenen Bebauung oder sehr großzügige, Nächte und Feiertage umfassende Betriebsgenehmigungen – gemacht wurden, müsse rasch geprüft werden.
Bei allem Respekt und Verständnis für die Belange der Gipsindustrie wird am Röseberg der Bogen ganz offenbar an mehreren Stellen sehr stark gedehnt, wenn nicht gar überspannt. Steinbruchbetrieb, Belange der Ortsbewohner und nicht zuletzt ein intaktes Ortsbild in unmittelbarer Nachbarschaft des Klosters Walkenried sind aufeinander abzustimmende Belange. Hinzu kommt der baldige Abbau des Bereichs Röseberg-Ost, der, wenn nicht aufgepasst wird, eine massive Beeinträchtigung des Landschaftsbildes nach sich ziehen wird.
Thüringer und Niedersachsen beschlossen, an dieser Stelle grenzübergreifend zusammenzuarbeiten und sich gegenseitig weiter auf dem Laufenden zu halten.