Am 27. Februar konnte bei im Grunde unglaublichen Temperaturen und bestem Frühlingswetter der „Ellrichblick“ runderneuert werden. Leider mussten wir dabei feststellen, dass die im Oktober 2018 montierte Infotafel bereits von Vandalen mit übertrieben Walkenrieder Heimatgefühlen beschädigt worden ist. Eine vollständige Reparatur ist aufgrund der Schwere der Beschädigung kaum möglich.
Aus Anlass der Aufstellung dieser Tafel wurde beschlossen, die Bank zu erneuern und das völlig desolate Geländer mangels Bedarf zu entfernen. Außerdem sollte das Dach der Infotafel zusätzlich mit Dachpappe geschützt werden, da es uns doch arg einfach hergestellt schien. Und so machten sich am 27.2. um 10 Uhr Claus Eggert, Steffen Blau, Dietmar Langer und der Berichterstatter auf den Weg nach oben. Dem Transport von Material und Geräten diente unser Multicar, der die Steigungen hinauf ins Himmelreich dank der trockenen Wege und der Fahrkunst von Dietmar Langer gut meisterte.
Ist doch ganz gut, dass wir ihn haben, auch wenn er einiges mehr an Reparaturgeld verschlungen hat als ursprünglich geplant. Aber: Er funktioniert gut. Zunächst wurden die drei noch intakten Halbschalen umgesetzt und dann die alte Bank ausgegraben und demontiert. Danach ging es an das Eingraben, Ausrichten und Beplanken der neuen Bank, die so vandalismusfest wie möglich gestaltet worden ist. Während hiermit zwei der vier Beteiligten gut ausgelastet waren, konnten die beiden anderen ein umgebrochenes Harzklubschild instandsetzen und mit viel Mühe neu eingraben. Auch dieses Schild sollte allen Stürmen trotzen, ist aber gegen Attacken von beknackten Zeitgenossen natürlich auch nicht gänzlich geschützt. Und die gibt es, wie man gleich sehen wird, auch hier oben.
Da beide Arbeiten rasch vonstattengingen, konnte noch das abgängige Geländer demontiert werden, und anschließend blieb noch Zeit für die Ausstattung des Infoschild-Daches mit wetterschützender Dachpappe, bevor um 13.30 Uhr zum Rückzug geblasen werden konnte.
Sitzprobe: Alles ok. Die Wanderer können kommen! Leider sind nicht alle so produktiv…
Das ist schwere Sachbeschädigung und überdies völliger Unsinn, da auf der Tafel nur der offizielle Begriff für das hiesige FFH-Gebiet aufgeführt wurde. Wer es gut mit Walkenried meint, sollte solchen Blödsinn unterlassen. Mal sehen, wie wir das wieder sauber bekommen. Die Zerkratzung ist auf keinen Fall reparabel. Ich wiederhole gerne: Der Täter ist ein Vollpfosten. Sein Handeln beschädigt unser Image massiv, nutzen tut es niemand. Gut, dass die Aussicht nicht zerkratzbar ist…
„Wer mehr über die Landschaft erfährt, die er durchwandert, weiß sie auch besser zu schätzen und wird sich für ihren Schutz einsetzen.“ Mit diesen Worten weihte Dr. Klaus George, Geschäftsführer des in Quedlinburg ansässigen Regionalverbands Harz und Leiter des Natur- und Geoparks, am 3.12. in Anwesenheit von Vertretern der Niedersächsischen Landesforsten und der Gemeinde Walkenried die neue Informationstafel am „Ellrichblick“ im Himmelreich ein. Der Regionalverband verfolgt mit seinem Projekt „Landschaft lesen lernen“ das Ziel, die FFH- und Vogelschutzgebiete der Harzregion bekannter zu machen. Zu den wert-vollsten, weil artenreichsten Gebieten dieser Art zählt das Gipskarstgebiet bei Walkenried und Bad Sachsa. Es verdient daher besonderen Schutz.
Neben der Informationstafel stellte Dr. George auch die neue Infobroschüre über das Gipskarstgebiet vor. Sie erscheint als Tipp Nr. 12 in der NATURA-Schriftenreihe des Regionalverbandes und ist die erste, die sich einem Gebiet außerhalb von Sachsen-Anhalt widmet – wobei die beiden Bundesländer Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ausgerechnet die sind, welche bei der Ausweisung ihrer „Natura 2000“-Gebiete hinterherhinken und deswegen mit EU-Bußgeldern belegt werden könnten.
Freuen sich über die neue Infotafel: Virouz Vladi, Dr. Klaus George (Regionalverband), Ortsbürgermeister Claus Eggert, Isabel Reuter (Regionalverband), Stefan Fenner (Forstamt Lauterberg), Karsten Peiffer (Forstamt Clausthal), Christopher Wagner (Gemeinde Walkenried) und Klaus Liebing (Foto: Dr. George)
In der reich bebilderten Broschüre wird das Gipskarstgebiet mit seiner Tier- und Pflanzenwelt vorgestellt. Zwei Wanderungen zum Kennenlernen werden darin ebenfalls beschrieben: Zum „Ellrichblick“ im Himmelreich und zu den Blumenbergsköpfen mit dem Priorteich. Die Broschüre wird u.a. in der Touristinformation in Zorge, bei der Gemeinde Walkenried und im Vorraum des ZisterzienserMuseums Kloster Walkenried ausliegen. Wobei, wie Dr. George am Rande anmerkte, die Gemeinde Walkenried die Aktivitäten des Regionalverbandes bislang als eine der wenigen Kommunen in und am Harz nicht unterstützt.
Anlässlich der Einweihung versprach Michael Reinboth vom Verein „Wir Walkenrieder“, zuständig für Beschilderung, Bänke und Schutzhütten rund um den Klosterort, eine Erneuerung der Sitzgruppe am Ellrichblick im kommenden Frühjahr. Dabei wird auch das abgängige und an dieser Stelle nicht erforderliche Geländer entfernt werden. Am Ellrichblick befindet sich eine Stempelstelle der „Harzer Wandernadel“, und auch der Karstwanderweg führt hier entlang. Der herrlich gelegene Aussichtspunkt wird sehr gern aufgesucht. Unweit der über dem Tunnel gelegenen Stelle macht sich freilich – mit aktuell geplantem Eingriff in das Naturschutzgebiet – ein Gipssteinbruch breit und erinnert daran, dass der FFH-Schutz keineswegs ausreicht, um schützenswerte Gebiete wirklich zu bewahren. Beim unweit entfernten Röseberg wurde der Schutz kurzerhand aufgehoben. Auch bei solchen Entscheidungen kann die Verbreitung des Wissens über die Einmaligkeit dieser Landschaft hilfreich sein.
Eine weitere Infotafel des Regionalverbandes soll im kommenden Jahr am Priorteich aufgestellt werden.
Der diesjährige Winter war ja bisher gar keiner. Einige Frosttage, ein paar Mal leichter Schneefall, das war es. Aber noch ist er ja nicht vorbei, der Winter 2013/2014. Die Harzurlauber, die von der Reklame „Schneesicher dank Kunstschnee“ angelockt wurden, können wandern. Denn um Kunstschnee zu produzieren, braucht es tagelang Minusgrade, sonst nutzen die ganzen Kanonen auch nichts. Im Südharz bleibt auch in anderen Wintern oft nur das Wandern in immerhin frischer kühler Luft, wobei viel Regen den Wegen schon mal etwas zusetzen kann. Deswegen sollte man immer die entsprechende Ausrüstung an Schuhen haben und möglichst eine alte Hose anziehen, sonst gibt es hinterher vielleicht Ärger…
Für den 4. Januar hatten die Wetterfrösche immerhin zeitweise Sonnenschein angekündigt. Also mit dem Zug nach Ellrich – noch streiken die Lokführer ja nicht – und ab dort zu Fuß durch das Himmelreich zurück. Vom Bahnhof Ellrich bis zum Bahnhof Walkenried braucht man dafür kaum mehr als zwei Stunden, und auch die nur, wenn man die eine oder andere Aussicht mitnehmen will oder, die ich, irgendwo auf einen vorbeikommenden Zug wartet. Vom Ellricher Bahnhof geht es in die Bahnhofstraße, dort nach links und vor der Zorgebrücke noch mal nach links zurück an die Bahn zum Stellwerk „Ellrich West“ und weiter hinauf auf den Burgberg. Dort, wo der Harzblick am schönsten ist, biegen wir nach links in die bergab führende gleichnamige Straße ab und an deren Fuß nach rechts auf den alten Kolonnenweg, jedoch nur 20 Meter weit. Dort biegt ein Trampelpfad zum Bahngleis und, dieses überquerend, in den Bereich der „Juliushütte“ ab. Dort treffen wir auf den Karstwanderweg und bleiben diesem weitgehend treu. Weitgehend deswegen, weil wir vom „Hexentanzplatz“ (vulgo „Ellrichblick“) zum anderen Ausblick über den Itelklippen den direkten Weg nehmen und die Ehrenrunde des Karstwanderweges nicht mitlaufen.
Diese Aufnahme zeigt ein leidlich gutes Stück des Weges – an anderen Stellen ist er auf der Ostseite des Himmelreichs leider ziemlich matschig und hier und da auch rutschig. Aber irgendwie kommt man schon nach oben und steht 45 Minuten nach Verlassen des Ellricher Bahnhofs schon am „Ellrichblick“, von wo der Blick zurück zum Ausgangspunkt der Tour geht. Oft schon wurde der Blick auch in den „Walkenrieder Nachrichten“ gezeigt, deswegen soll er auch an einem Tag wie heute, an dem die Sonne sich entgegen den Prognosen doch eher selten zeigte, nicht vergessen werden. Denn auch heute war er von eigenartigem, durch die Heizbemühungen der Ellricher hervorgerufenem Reiz.
Oder ist es der von der Zorge aufsteigende Frühdunst? Jedenfalls mal etwas ganz anderes. Doch weiter – aber Achtung: Nicht nach rechts den Karstwanderweg bergab, sondern einfach geradeaus an der „Tunnelmitte“ vorbei auf die Westseite des Höhenrückens, wo uns oberhalb der Itelklippen der nächste schöne Blick erwartet. Nach unten schauend, bemerken wir den abgelassenen Itelteich, der „auswintern“ soll und an dessen Damm irgendwie herumgebastelt wurde. Von oben nähert sich der nächste Stundentakt-Triebwagen aus Northeim, während unser Weg – nun wieder deckungsgleich mit dem Karstwanderweg – an der „Tlusty-Hütte“ über die Klippen bergab führt. Da am Itel im Januar weder Feuersalamander noch Kröten warten und die Frühblüher sich trotz der Temperaturen noch zurückhalten, schlagen wir ausgangs des Klippenweges den direkten Weg zurück nach Walkenried ein und laufen über den Bahnübergang, parallel zur Bahn und zur Wieda, zur Schäferbrücke. Da die Sonne nun doch einmal ein Lebenszeichen von sich gibt, zeigt sich unser Haus- und Hofstrom von seiner besten Seite. Über die Wiedigshöfer Straße, die Straße „Am Röseberg“, grollend an dem trostlosen Anblick des Steinbruchs Röseberg vorüber geht es zum Röseteich und wieder zum Bahnhof, gerade noch rechtzeitig, um den nächsten Taktzug nach Nordhausen abzupassen.
Dass unsere Heimat bei jedem Wetter schön ist, hat sie auch heute wieder unter Beweis gestellt. Gut, den Steinbruch muss man sich wegdenken, so gut es eben geht. Ich kann das ja, aber die Bewohner der Röseberg-Ecke können es nicht. Immerhin schwieg heute ja der hydraulische Hammer. Da man des Windes wegen sogar den die Schienenstöße am Sachsenstein passierenden Triebwagen auf den Itelklippen hören konnte, hätte man bei Betrieb des Hammers dort oben eine ständige Begleitmusik gehabt. Aber wir waren ja gerade bei der landschaftlichen Schönheit, weswegen nun noch ein paar Bilder folgen sollen:
… haben wir hier schon öfter vorgestellt. Heute kommen sie noch einmal in geballter Form, denn das Himmelreich lohnt zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang. Der hier beschriebene Weg – Ausgangspunkt Klosterparkplatz – wurde dieses Mal in ziemlich genau 1 Stunde 45 Minuten zurückgelegt. Also, sagen wir, ein Spaziergang von rund zwei Stunden Länge. Neben der neuen „Hermann-Krieghoff-Bank“ gibt es unterwegs diverse andere Sitzgelegenheiten mit oder ohne Aussicht.
Unser zweitgrößter Teich (nach dem Priorteich), auf den man hier von der Aussicht an der „Tlusty-Hütte“ herabschaut, liegt gewissermaßen in einer Sackgasse und wird sein Wasser nur dadurch los, dass er es über zwei „Schwinden“ in das Gipsmassiv ableitet, aus dem es auf der anderen Seite am „Pontel“ wieder hervortritt. Da der Teich seine Zuflüsse weitgehend unterirdisch aus den Wieda-Schottern bezieht, findet hier ein Transfer von der Wieda zur Zorge statt, denn vom Pontel gelangt das Wasser an Ellrich vorüber in den anderen Harzfluss. Damit hätten wir Geheimnis Nummer 1. Im Hintergrund des Bildes der der Zerstörung anheimfallende Röseberg und ganz hinten der Staufenbüttel bei Steina. Sommerlich hell glänzen die Getreidefelder rund um den Kupferberg.
Weiter zum „Ellrichblick“. Dass es hier schön ist, fällt nicht unter die Geheimnisse des Himmelreichs. Oder, sagen wir, es ist ein offenes Geheimnis. Möge der liebe Gott verhindern, dass die Gipsindustrie jemals auch noch dieses Fleckchen Erde attackiert! In morgendlichem Gegenlicht leuchten uns die Nachbarstadt Ellrich und die Harzberge bei Ilfeld entgegen.
Geheimnisvoller wird es gleich um die Ecke. Was macht eine Vignoles-Schiene hier oben auf dem Berg? Sie markiert einen Vermessungspunkt zur Feststellung der Mitte des 268 Meter langen Walkenrieder Tunnels. Weiß angestrichen hat sie der Harzklub, damit man sie im Laub besser erkennt. Diese Schienenform hat der englische Ingenieur Charles Vignoles entwickelt, die zur Zeit der Entstehung der Eisenbahn verwendeten sahen noch ganz anders aus. Unter uns also verläuft er, der Tunnel, kurz, aber ebenfalls voller Geheimnisse.
Zuvor jedoch noch ein ganz anderes Wunder, nämlich das des „Himmelsmehls“. An dieser Stelle des Himmelreichs tritt der Gips in quasi verwitterter Form auf und verleitete mittelalterliche Walkenrieder dem Vernehmen nach dazu, ihn in Notzeiten zur Streckung eigener knapper Mehlvorräte zu verwenden. Mit sehr negativen Folgen, denn im Magen bindet der so vereinnahmte Gips wieder ab. Es soll Todesfälle gegeben haben, richtig bestätigt sind diese allerdings nicht. Die Fläche des „Himmelsmehls“ hat sich jüngst übrigens etwas ausgedehnt, es tritt offen am Hang liegend auf und nicht mehr nur rund um solche kleinen Höhlchen.
Steigen wir von hier zu dem einen noch vorhandenen Gleis ab, stehen wir vor dem schönen Portal des Walkenrieder Tunnels, zinnenbekrönt wie bei einer Burg. Das oft beschriebene „Licht am Ende des Tunnels“ können wir hier dank der Kürze desselben auch erkennen. Was man nicht sieht, ist die Tür auf der rechten Seite im letzten Drittel, die in die „Himmelreichhöhle“ hinein führt. Unser Walkenrieder Tunnel ist nämlich der einzige in Deutschland, der mitten durch eine Höhle hindurch geht. Diese wiederum hängt auch, aber nicht nur mit dem Verschwinden des Itelteich-Wassers zusammen. Um den Tunnel zu schützen, baute die Bahnverwaltung (zunächst die preußische, dann die alte Reichsbahn) noch etliche hundert Stollenmeter durch das Gebirgsmassiv. Mitgezählt? Dies wäre dann Geheimnis Nummer vier. Auf dem Rückweg kommen wir an den beiden „Schwindhöhlen“ übrigens vorbei. Angenehmer ist freilich der Blick auf den Teich selbst.
Also: Die Schuhe geschnürt und ab ins Himmelreich!