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Hans Raphon

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„Walkenrieder Altar“ ab 9. Februar im Vereinsheim Geiersberg zu besichtigen

Ab Dienstag, den 09.02.2016 steht die Kopie des Walkenrieder Altars von Hans Raphon in der ortsgeschichtlichen Sammlung des Vereins für Heimatgeschichte und ist ab diesem Termin bis zum Ende der Passionszeit dort zu den üblichen Öffnungszeiten von Vereinsarchiv und Gemeindebücherei, also jeden Dienstag und jeden Mittwoch von 15 bis 17 Uhr, zu besichtigen. Danach wird er wie geplant wieder an das ZisterzienserMuseum Kloster Walkenried zurückgegeben. Gruppen können mit dem Verein für Heimatgeschichte auch gern Sondertermine ausmachen (05525 1550).

Michael Reinboth vom Geschichtsverein freut sich: „Nach der guten Resonanz bei der Präsentation im Freizeitzentrum erreichten uns bereits etliche Anfragen nach dem Altar. Das Interesse an ihm und seiner Geschichte ist nach wie vor vorhanden und sollte nach Möglichkeit dauerhaft bedient werden können.“ Der Verein für Heimatgeschichte wird sich im Rahmen seiner Schriftenreihe demnächst mit der Geschichte des Altars und der seiner Kopie beschäftigen.

Walkenrieder Altar

(Bildrechte: Narodni-Galerie, Prag)

„Walkenrieder Altar“ wird im Freizeitzentrum präsentiert

„Wenn Förderkreis Kloster Walkenried, Geschichtsverein und Klostermuseum gut zusammenarbeiten, kommt am Ende auch etwas dabei heraus“. Michael Reinboth vom Walkenrieder Geschichtsverein ist sehr zufrieden darüber, dass es mit vereinten Kräften gelungen ist, den „Walkenrieder Altar“ wieder einmal in der breiten Öffentlichkeit zeigen zu können. Der Verein widmet seine erste Veranstaltung des Jahres 2016 ganz der Schöpfung des Göttinger Malers Hans Raphon, die sich im Original, soweit dieses erhalten ist, heute in der Prager Nationalgalerie befindet.

Gezeigt wird somit natürlich nicht der wirkliche Altar, sondern die verkleinerte Kopie, welche der Förderkreis Kloster Walkenried vor rund 20 Jahren beschafft hat und die über viele Jahre hinweg im Brüdersaal des Klosters ausgestellt war. Aus ihrem heutigen Quartier im „Zaubersaal“ des Klosters wird sie nun mit Unterstützung des Museums vorübergehend in das profane, aber als Ausstellungsort gut geeignete Freizeitzentrum überführt. Am Mittwoch, den 27. Januar ab 15 Uhr wird der Geschichtsverein nicht nur die Altarkopie und in einer Diashow auch Schwarzweiß-Vergrößerungen einzelner Tafelbilder zeigen, sondern auch die Geschichte und die Wanderung des Altars von Göttingen über Walkenried nach Prag sowie das sonstige künstlerische Werk Hans Raphons erläutern. Gäste sind bei dieser Veranstaltung herzlich willkommen.

„Beim Vortrag über die Rekatholisierung des Klosters zeigte sich, dass der Altar auf reges Interesse stößt. Viele haben uns nach seinem Verbleib gefragt. Deswegen haben wir uns mit dem Förderkreis, der nach wie vor Eigentümer der Kopie ist, und dem Klostermuseum abgestimmt. Nach der Veranstaltung müssen wir gemeinsam überlegen, wie wir mit der Kopie verfahren und wo wir sie dauerhaft zeigen können“.

Denn der Raphon-Altar und sein Schöpfer verkörpern, so Reinboth, ein wunderbares Stück südniedersächsischer Kirchengeschichte. Ursprünglich für die Göttinger Paulinerkirche bestimmt, kam er nach der Auflösung des dortigen Dominikanerklosters nach Walkenried, blieb dort rund 100 Jahre an unterschiedlichen Standorten – zuletzt im Kreuzgang – und wurde dann von den fliehenden katholischen Mönchen ins Böhmische mitgenommen. Gleich zwei Mal geriet der Altar somit in die Wirren religiöser Auseinandersetzungen hinein. Raphon selbst (eigentlich wohl Hans Rebhuhn) und seine Familie sind in Göttingen, Northeim, Hannoversch Münden und Einbeck nachweisbar. Der Künstler schuf weitere Altäre u.a. für Göttingen (St. Jürgen), Reinhausen, Einbeck (St. Alexandri), Halberstadt (Dom) und Heiligenstadt (Stiftskirche), von denen sich einige in Museen und Galerien erhalten haben.

Nur einer, nämlich der in Heiligenstadt, steht noch an Ort und Stelle. Raphon wurde anfangs von der Nürnberger Schule um Michael Wohlgemut und später von einer schwäbischen Malerschule beeinflusst und änderte nach dem „Walkenrieder Altar“ seinen Stil, so dass dieser als Höhepunkt seines künstlerischen Schaffens gilt. Die Mönche um Christoph Kölich wussten wohl auch recht genau, welches wertvolle Stück sie mit in ihr Fluchtfahrzeug einpackten…

Walkenrieder Altar

(Bildrechte: Narodni-Galerie, Prag)

Vortrag in der Gemeindebücherei: Als das Kloster Walkenried wieder katholisch werden sollte

Nach den Beschädigungen, die es im Bauerkrieg erlitt, zerstreute sich der Konvent des Klosters Walkenried nicht zuletzt auch deswegen, weil die Reformation mit ihrem neuen Gedankengut das klösterliche Leben zunehmend unattraktiv machte. Letztlich wurden das Kloster und seine Schutzherren evangelisch. Es war aber immer noch bedeutend genug, um Ziel eines Rekatholisierungsversuches zu werden, der vom Kloster Kaisheim bei Donauwörth ausging, noch bevor Kaiser Ferdinand II. mit seinem Restitutionserlass derartige Praktiken in großem Stil anschob. Mit dem Sieg Gustav Adolfs bei Breitenfeld erledigte sich die Sache für Norddeutschland und Walkenried relativ schnell. Der wieder abziehende katholische Konvent nahm freilich einige Dinge mit, darunter den bekannten „Walkenrieder Altar“. Was sich in dieser kurzen Zeit, aber aufregenden Zeit in Walkenried abspielte, ist durchaus interessant und wurde jüngst von Fritz Reinboth auch anhand verschiedener, im Staatsarchiv Wolfenbüttel lagernder Originalberichte beider Seiten analysiert. Evangelische und Katholische Vertreter teilen darin kräftig aus und sparen auch nicht mit Seitenhieben, man erfährt aber auch viel über den Zustand des Klosters in der Mitte des Dreißigjährigen Krieges.

Über seine Forschungsergebnisse wird Fritz Reinboth am Mittwoch, den 28.10.2015 ab 15:00 Uhr in der Gemeindebücherei von Walkenried berichten und dabei auch einige Dokumente und die handelnden Personen auf oberer und unterer Ebene vorstellen. Gäste sind wie immer herzlich willkommen. Der Eintritt ist frei.

Die letzten Zisterzienser

Als Walkenried wieder katholisch werden sollte

1546 wurde im Kloster Walkenried im Einvernehmen mit den damaligen Schutzherren der protestantische Ritus eingeführt. Nach Zustandekommen des Augsburger Religionsfriedens 1555 wurde diese Umwandlung 1556 in einer Synode bestätigt und zugleich die Klosterschule eingerichtet. Rund 70 Jahre später sollte im Rahmen der während des Dreißigjährigen Krieges von Kaiser Ferdinand II. vorangetriebenen „Restitution“ auch das Walkenrieder Kloster wieder katholisch werden. 1629 wurde, nachdem die protestantischen Fürsten und Heerführer weitgehend besiegt waren, das entsprechende Edikt erlassen, welches einen klaren Bruch der Verträge von Passau und Augsburg darstellte. Die Proteste des damaligen Schutzherren, Herzog Friedrich Ulrich von Braunschweig-Lüneburg, gegen diese Entwicklung blieben wirkungslos. Erst der Sieg des Schwedenkönigs Gustav Adolf in der Schlacht von Breitenfeld 1631 beendete den Versuch; die in der Zwischenzeit eingesetzten, aus Kaisheim bei Donauwörth stammenden Mönche und ihr Abt Christoph Kölich flohen – unter Mitnahme des berühmten „Walkenrieder Altars“ von Hans Raphon, der sich seither in Prag befindet und dessen mit viel Geld angeschaffte Kopie in einem Hinterzimmer des Klosters derzeit ein trauriges Schattendasein führt.

Fritz Reinboth ist dieser nur zwei Jahre währenden Episode nachgegangen und hat sie anhand von Akten des Staatsarchivs Wolfenbüttel und anderer Quellen aufbereitet. Es ist interessant, die unterschiedlichen Berichte von protestantischer und katholischer Seite zu lesen, die in dieser Zeit verfasst wurden. Der evangelische Prior des Klosters Hildebrand blieb nämlich so lange wie möglich vor Ort und berichtete nach Wolfenbüttel, während der für die Restitution verantwortliche Kommissar Mager seinerseits seine Vorgesetzten auf dem Laufenden hielt. Es gelang ihm nicht, den „Walkenrieder Hof“ in Nordhausen in seinen Besitz zu bringen, und auch anderswo wurde hinhaltend Widerstand geleistet. Da die vier Mönche aus Kaisheim über keine Ortskenntnisse verfügten, kam es zeitweise zu der etwas merkwürdigen Situation, dass der evangelische Prior für den katholischen Abt die Ökonomie des Klosters weiter führte.

Es ist das Verdienst von Fritz Reinboth, die für den Zeitraum von 1629 bis 1631 vorhandenen Originaldokumente aufgespürt und so bearbeitet zu haben, dass wir heutigen Leser problemlos damit zurechtkommen und uns in die etwas wirre Zeit mitten im Dreißigjährigen Krieg einlesen können. Norddeutschland blieb nach der Breitenfelder Schlacht von weiteren Restitutionsversuchen verschont. Insoweit ist der Titel der Schrift „Die letzten Zisterzienser in Walkenried“ zutreffend – wer weiß, wie die Entwicklung verlaufen wäre, wenn die Rekatholisierung geglückt wäre? Ob dann in Walkenried ein barocker Prachtbau oder doch wenigstens eine gediegene barocke Innenausstattung einer reparierten Klosterkirche entstanden wäre? Christoph Kölich jedenfalls floh über Prag bis ins württembergische Lichtenstern bei Heilbronn, wo er 1634 ein ebenfalls rekatholisiertes Kloster übernahm, aber schon 1636 verstarb.

Die kleine, 40 Seiten umfassende Schrift ist beim Verein für Heimatgeschichte in Walkenried zum Preis von 4,00 € zu erwerben.

Die letzten Zisterzienser