Der diesjährige Winter war ja bisher gar keiner. Einige Frosttage, ein paar Mal leichter Schneefall, das war es. Aber noch ist er ja nicht vorbei, der Winter 2013/2014. Die Harzurlauber, die von der Reklame „Schneesicher dank Kunstschnee“ angelockt wurden, können wandern. Denn um Kunstschnee zu produzieren, braucht es tagelang Minusgrade, sonst nutzen die ganzen Kanonen auch nichts. Im Südharz bleibt auch in anderen Wintern oft nur das Wandern in immerhin frischer kühler Luft, wobei viel Regen den Wegen schon mal etwas zusetzen kann. Deswegen sollte man immer die entsprechende Ausrüstung an Schuhen haben und möglichst eine alte Hose anziehen, sonst gibt es hinterher vielleicht Ärger…
Für den 4. Januar hatten die Wetterfrösche immerhin zeitweise Sonnenschein angekündigt. Also mit dem Zug nach Ellrich – noch streiken die Lokführer ja nicht – und ab dort zu Fuß durch das Himmelreich zurück. Vom Bahnhof Ellrich bis zum Bahnhof Walkenried braucht man dafür kaum mehr als zwei Stunden, und auch die nur, wenn man die eine oder andere Aussicht mitnehmen will oder, die ich, irgendwo auf einen vorbeikommenden Zug wartet. Vom Ellricher Bahnhof geht es in die Bahnhofstraße, dort nach links und vor der Zorgebrücke noch mal nach links zurück an die Bahn zum Stellwerk „Ellrich West“ und weiter hinauf auf den Burgberg. Dort, wo der Harzblick am schönsten ist, biegen wir nach links in die bergab führende gleichnamige Straße ab und an deren Fuß nach rechts auf den alten Kolonnenweg, jedoch nur 20 Meter weit. Dort biegt ein Trampelpfad zum Bahngleis und, dieses überquerend, in den Bereich der „Juliushütte“ ab. Dort treffen wir auf den Karstwanderweg und bleiben diesem weitgehend treu. Weitgehend deswegen, weil wir vom „Hexentanzplatz“ (vulgo „Ellrichblick“) zum anderen Ausblick über den Itelklippen den direkten Weg nehmen und die Ehrenrunde des Karstwanderweges nicht mitlaufen.
Diese Aufnahme zeigt ein leidlich gutes Stück des Weges – an anderen Stellen ist er auf der Ostseite des Himmelreichs leider ziemlich matschig und hier und da auch rutschig. Aber irgendwie kommt man schon nach oben und steht 45 Minuten nach Verlassen des Ellricher Bahnhofs schon am „Ellrichblick“, von wo der Blick zurück zum Ausgangspunkt der Tour geht. Oft schon wurde der Blick auch in den „Walkenrieder Nachrichten“ gezeigt, deswegen soll er auch an einem Tag wie heute, an dem die Sonne sich entgegen den Prognosen doch eher selten zeigte, nicht vergessen werden. Denn auch heute war er von eigenartigem, durch die Heizbemühungen der Ellricher hervorgerufenem Reiz.
Oder ist es der von der Zorge aufsteigende Frühdunst? Jedenfalls mal etwas ganz anderes. Doch weiter – aber Achtung: Nicht nach rechts den Karstwanderweg bergab, sondern einfach geradeaus an der „Tunnelmitte“ vorbei auf die Westseite des Höhenrückens, wo uns oberhalb der Itelklippen der nächste schöne Blick erwartet. Nach unten schauend, bemerken wir den abgelassenen Itelteich, der „auswintern“ soll und an dessen Damm irgendwie herumgebastelt wurde. Von oben nähert sich der nächste Stundentakt-Triebwagen aus Northeim, während unser Weg – nun wieder deckungsgleich mit dem Karstwanderweg – an der „Tlusty-Hütte“ über die Klippen bergab führt. Da am Itel im Januar weder Feuersalamander noch Kröten warten und die Frühblüher sich trotz der Temperaturen noch zurückhalten, schlagen wir ausgangs des Klippenweges den direkten Weg zurück nach Walkenried ein und laufen über den Bahnübergang, parallel zur Bahn und zur Wieda, zur Schäferbrücke. Da die Sonne nun doch einmal ein Lebenszeichen von sich gibt, zeigt sich unser Haus- und Hofstrom von seiner besten Seite. Über die Wiedigshöfer Straße, die Straße „Am Röseberg“, grollend an dem trostlosen Anblick des Steinbruchs Röseberg vorüber geht es zum Röseteich und wieder zum Bahnhof, gerade noch rechtzeitig, um den nächsten Taktzug nach Nordhausen abzupassen.
Dass unsere Heimat bei jedem Wetter schön ist, hat sie auch heute wieder unter Beweis gestellt. Gut, den Steinbruch muss man sich wegdenken, so gut es eben geht. Ich kann das ja, aber die Bewohner der Röseberg-Ecke können es nicht. Immerhin schwieg heute ja der hydraulische Hammer. Da man des Windes wegen sogar den die Schienenstöße am Sachsenstein passierenden Triebwagen auf den Itelklippen hören konnte, hätte man bei Betrieb des Hammers dort oben eine ständige Begleitmusik gehabt. Aber wir waren ja gerade bei der landschaftlichen Schönheit, weswegen nun noch ein paar Bilder folgen sollen:
(ein Leserbrief von Hans-Joachim Raasch)
Mein Spaziergang mit dem Hund führte mich vor einigen Tagen rund um den Itelteich. Der Weg entlang der Itelklippen zeigte sich dabei in einem völlig anderem Zustand als noch vor wenigen Wochen. Was geschieht hier? Vorbereitungen für weiteren, die Landschaft zerstörenden Gipsabbau? Oder „nur“ eine Wegbefestigung für LKW zum Holzeinschlag? Ein Wanderweg ist das jedenfalls nicht mehr, eher ein „Stolperweg“…
… haben wir hier schon öfter vorgestellt. Heute kommen sie noch einmal in geballter Form, denn das Himmelreich lohnt zu jeder Jahreszeit einen Spaziergang. Der hier beschriebene Weg – Ausgangspunkt Klosterparkplatz – wurde dieses Mal in ziemlich genau 1 Stunde 45 Minuten zurückgelegt. Also, sagen wir, ein Spaziergang von rund zwei Stunden Länge. Neben der neuen „Hermann-Krieghoff-Bank“ gibt es unterwegs diverse andere Sitzgelegenheiten mit oder ohne Aussicht.
Unser zweitgrößter Teich (nach dem Priorteich), auf den man hier von der Aussicht an der „Tlusty-Hütte“ herabschaut, liegt gewissermaßen in einer Sackgasse und wird sein Wasser nur dadurch los, dass er es über zwei „Schwinden“ in das Gipsmassiv ableitet, aus dem es auf der anderen Seite am „Pontel“ wieder hervortritt. Da der Teich seine Zuflüsse weitgehend unterirdisch aus den Wieda-Schottern bezieht, findet hier ein Transfer von der Wieda zur Zorge statt, denn vom Pontel gelangt das Wasser an Ellrich vorüber in den anderen Harzfluss. Damit hätten wir Geheimnis Nummer 1. Im Hintergrund des Bildes der der Zerstörung anheimfallende Röseberg und ganz hinten der Staufenbüttel bei Steina. Sommerlich hell glänzen die Getreidefelder rund um den Kupferberg.
Weiter zum „Ellrichblick“. Dass es hier schön ist, fällt nicht unter die Geheimnisse des Himmelreichs. Oder, sagen wir, es ist ein offenes Geheimnis. Möge der liebe Gott verhindern, dass die Gipsindustrie jemals auch noch dieses Fleckchen Erde attackiert! In morgendlichem Gegenlicht leuchten uns die Nachbarstadt Ellrich und die Harzberge bei Ilfeld entgegen.
Geheimnisvoller wird es gleich um die Ecke. Was macht eine Vignoles-Schiene hier oben auf dem Berg? Sie markiert einen Vermessungspunkt zur Feststellung der Mitte des 268 Meter langen Walkenrieder Tunnels. Weiß angestrichen hat sie der Harzklub, damit man sie im Laub besser erkennt. Diese Schienenform hat der englische Ingenieur Charles Vignoles entwickelt, die zur Zeit der Entstehung der Eisenbahn verwendeten sahen noch ganz anders aus. Unter uns also verläuft er, der Tunnel, kurz, aber ebenfalls voller Geheimnisse.
Zuvor jedoch noch ein ganz anderes Wunder, nämlich das des „Himmelsmehls“. An dieser Stelle des Himmelreichs tritt der Gips in quasi verwitterter Form auf und verleitete mittelalterliche Walkenrieder dem Vernehmen nach dazu, ihn in Notzeiten zur Streckung eigener knapper Mehlvorräte zu verwenden. Mit sehr negativen Folgen, denn im Magen bindet der so vereinnahmte Gips wieder ab. Es soll Todesfälle gegeben haben, richtig bestätigt sind diese allerdings nicht. Die Fläche des „Himmelsmehls“ hat sich jüngst übrigens etwas ausgedehnt, es tritt offen am Hang liegend auf und nicht mehr nur rund um solche kleinen Höhlchen.
Steigen wir von hier zu dem einen noch vorhandenen Gleis ab, stehen wir vor dem schönen Portal des Walkenrieder Tunnels, zinnenbekrönt wie bei einer Burg. Das oft beschriebene „Licht am Ende des Tunnels“ können wir hier dank der Kürze desselben auch erkennen. Was man nicht sieht, ist die Tür auf der rechten Seite im letzten Drittel, die in die „Himmelreichhöhle“ hinein führt. Unser Walkenrieder Tunnel ist nämlich der einzige in Deutschland, der mitten durch eine Höhle hindurch geht. Diese wiederum hängt auch, aber nicht nur mit dem Verschwinden des Itelteich-Wassers zusammen. Um den Tunnel zu schützen, baute die Bahnverwaltung (zunächst die preußische, dann die alte Reichsbahn) noch etliche hundert Stollenmeter durch das Gebirgsmassiv. Mitgezählt? Dies wäre dann Geheimnis Nummer vier. Auf dem Rückweg kommen wir an den beiden „Schwindhöhlen“ übrigens vorbei. Angenehmer ist freilich der Blick auf den Teich selbst.
Also: Die Schuhe geschnürt und ab ins Himmelreich!
… im Gegenteil: An den im Projekt „Bürgerarbeit“ definierten Rundwegen um Walkenried werden noch neue Bänke aufgestellt. Zu der Sitzgruppe am Klosterparkplatz, über deren endgültige Gestaltung noch beraten wird (Bänke mit Lehne oder doch wieder die rustikale Variante?), wird sich dort bald eine zweite gesellen, da die Inanspruchnahme durch Kloster- und andere Besucher sehr erfreulich ist und viele positive Rückmeldungen eingehen.
Nun wurde – auf dringenden Wunsch von Hermann Krieghoff, der sich selbst viel um Walkenrieder Wege gekümmert hat und immer wieder darauf hinwies, dass genau dort früher einmal eine solche gestanden hat – eine Bank auf dem Weg zum Himmelreich aufgestellt. Die Arbeit leisteten Klaus Facius und die beiden Bürgerarbeiter, wie immer gründlich und stabil.
Gipsgrus wurde vor Ort vorgefunden, die Bank entstammt den Beständen des ehemaligen Kur- und Verkehrsvereins. Nicht nur Walkenrieder Spaziergänger, sondern auch Wanderer auf dem Karstwanderweg werden die kleine Sitzgelegenheit sicher gern annehmen, wenn sie das benachbarte Schild über die Geheimnisse des Itelteichs und des Himmelreichs erschöpfend studiert haben. Für Eisenbahnfans wie den Berichterstatter steht sie allerdings zu weit weg von den Gleisen… Aber für diesen Zweck gibt es ja auf der anderen Seite des Bahnübergangs eine weitere Sitzgelegenheit.
Wer schon bis hierhin vorgedrungen ist, sollte die paar Schritte bis zum unteren Itelteichweg nicht scheuen. Er wird durch ein wunderbares Landschaftsbild entschädigt. Itelteich, Laubwald und Gipsklippen bilden ein in dieser Form einmaliges, noch dazu allenfalls durch das Geräusch eines vorüber fahrenden Zuges unterbrochenes ruhiges Idyll. Aber das ist schon wieder ein Bericht für sich. Möge Hermann Krieghoff sich noch lange dieser Bank erfreuen. Vielen Dank den fleißigen Aufstellern!
Liebe Walkenrieder, in unseren „Walkenrieder Nachrichten“ starten wir vom Verein Wir Walkenrieder e.V. heute mit einer neuen, hoffentlich gern gelesenen Rubrik, nämlich den „kleinen Wandertipps“. Nach und nach werden hier kleine – oder auch größere – Spaziergänge und Wanderungen rund um den Ort vorgestellt, die gesammelt werden können. Wenn wir genug zusammen haben, wird die Sammlung auch in Heftform erscheinen und das Schaffen unserer „Bürgerarbeiter“ abrunden, deren Projekte bekanntlich die Pflege von Orts- und Rundwegen sind.
Heute geht es in das „Himmelreich“, jenen merkwürdigen Gipsrücken zwischen Walkenried und Ellrich, durch den der „Walkenrieder Tunnel“ führt und der in seinem Inneren den größten deutschen Höhlenraum bietet. Aber nicht nur dieses, sondern viele wunderbare Ausblicke! Im Frühjahr übrigens auch eine ausgesprochen vielfältige Pflanzenwelt. Aber auch der Herbst ist hier schön.
Erneut brechen wir vom Klosterparkplatz auf, folgen wieder der Wieda, gehen über die Brücke und dann auf der kleinen Teerstraße nach rechts. Immer entlang der Bahn, bleiben wir dieser auch hinter dem Bahnübergang treu und gehen gerade aus weiter. Links liegt ein ganz kleines Wäldchen, welches in Walkenried den gruseligen Namen „Mordwäldchen“ trägt aus der wilden Walkenrieder Nachkriegszeit, in der hier Rudolf Pleil eine seiner Untaten verübt haben soll. Hinter dem Wäldchen biegen wir rechts ab und steigen zum Waldrand hinan. Haben wir diesen passiert, sind wir im „Himmelreich“ und folgen dem nach links ansteigenden Waldweg bis zu einer Info-Tafel, die uns Aufklärung über diesen Bergrücken verschafft. Jetzt rechts ab und hinauf auf den eigentlichen Höhenrücken zwischen dem Itelteich im Westen und dem Pontelteich im Osten. Unter uns bohrt sich die Bahnlinie Walkenried – Ellrich mittels des 268 m langen Walkenrieder Tunnels durch den Berg. Beim Bau des Tunnels traf man auf die erwähnte große Höhle. Wenn wir nun leicht nach links schwenkend in Richtung „Ellrichblick“ laufen, kommen wir an einer im Unterholz markierten alten Eisenbahnschiene vorüber, die als Vermessungspunkt der „Tunnelmitte“ diente. Dahinter tut sich der zu jeder Jahreszeit wundervolle Blick ins Nachbarstädtchen und zum Harz hin auf.
Solch traumhafte Stimmung hat vor allem der, welcher sich früh auf den Weg macht. Der Blick wird freigehalten, die Bank lädt zum Verweilen und eine Stempelstelle zum Sammeln ein. Tief unter uns rollt ab und an ein Zug, ganz genau gesagt in jeder Stunde zwei sich in Ellrich kreuzende Triebwagen und hin und wieder ein langer Güterzug.
Da sieht man es, das glänzende Schienenband. Bis 1950 lagen hier noch zwei Gleise und zeugten von der einst überragenden Bedeutung dieser West-Ost-Achse. Wer sich wundert, dass in Ellrich keine Kirchturmspitze aus dem Nebel herausragt, dem sei gesagt, dass die SED die Doppelspitze Anfang der sechziger Jahre wegen „Baufälligkeit“ sprengen ließ. Ein Verein müht sich nun um den Wiederaufbau. Das Wäldchen oberhalb des Gleises gehört zum Ellricher Burgberg.
Es fällt schwer, diesen Punkt zu verlassen, aber wir wollen weiter, gehen auf gleichem Wege retour auf den Rücken und dann nach links (Wegzeichen „Karstwanderweg“, bis wir unten angekommen sind). Wir kommen zu einer Schutzhütte des Harzklubs und können nun geländergesichert den Blick hinunter zum Itelteich und weiter hinüber nach Walkenried und Bad Sachsa genießen. Der Itelteich führt sein Wasser übrigens unterirdisch durch das Himmelreich in Richtung Pontelteich ab, die Eisenbahn hatte ganz schön viel Mühe, die Wasser aufzuspüren und mittels Stollen vom Tunnel fernzuhalten: Gips und Wasser, das wird gefährlich, denn dieses Mineral, ein Sediment-, also auf Meeresgrund (des Zechsteinmeeres) abgelagertes Gestein, ist leicht wasserlöslich, es entstehen in Windeseile neue Hohlräume. Wir folgen dem Weg über die „Itelklippen“ und langen am Fuße des Rückens dort an, wo eine kleine Sitzgruppe steht. Hier biegen wir nach rechts auf die kleine Teerstraße ab und können leicht zurück zur Schäferbrücke und zum Klosterparkplatz kommen.
Die ganze Tour, die einen kurzen, aber doch recht steilen Anstieg aufweist, nimmt anderthalb Stunden in Anspruch, es sei denn, man guckt sich am Ellrichblick oder oberhalb des Itels fest und vergisst die Zeit. Und das kann schnell passieren!
Für Leute, die vom Himmelreich einfach nicht genug bekommen können, bietet sich noch folgende Variante an. Vom Bergfuße nicht direkt zur Teerstraße, sondern, sich scharf nach rechts wendend, den Weg unterhalb der Klippen und am Ufer des „Itels“ entlang bis zum Tunnelportal, dort – vorher bitte gucken – über das Gleis, nach links und gleich wieder rechts hinan zum Waldrand hinauf. Man passiert dort die Fundstelle des so genannten „Himmelsmehls“, wo Gips praktischerweise gleich in Pulverform vorkommt und durchaus an Mehl erinnert. Am Wandrand treffen wir nach kurzer Zeit wieder auf den Weg, auf welchem wir vorhin nach oben gegangen sind, und können auch ab hier leicht zurück zum Klosterparkplatz finden. Wer so läuft, sollte weitere 30 Minuten zu seiner Tour hinzu addieren.