In den vergangenen Wochen haben wir hier in den „Walkenrieder Nachrichten“ in vier Artikeln das Leben des „Walkenrieder Kapitäns“ Felix Meier (1834-1886) – über seine Jugend und Ausbildung, seine ersten Seefahrten und seine Reisen mit dem „Kingman“ nach China bis hin zu seinem Ruhestand als Gipsindustrieller in Walkenried – beleuchtet. Zum Abschluss dieser kleinen Artikelreihe möchten wir allen Interessenten gerne noch das Gesamt-Dokument zur Ansicht und zum Download als PDF zur Verfügung stellen. Wir hoffen, dass unser kurzer Ausflug in die Walkenrieder Vergangenheit wenigstens einigen unserer Leserinnen und Leser gefallen hat und werden dieses Format in der zweiten Jahreshälfte 2014 wiederholen – diesmal passend zum Gedenken an das Jahr 1914 mit der wortgetreuen Abschrift des Tagebuchs eines Nordhäuser Soldaten, der im Ersten Weltkrieg ums Leben kam.
Die Familie des Gipsindustriellen Albrecht Meier (1838-1904) hat Walkenried in vielerlei Hinsicht stark geprägt. Auch sein Bruder Felix Meier (1834-1886) hat als „Walkenrieder Kapitän“ und Geschäftspartner Albrechts seine Spuren im Ort – und in der Welt – hinterlassen. In den kommenden Wochen wollen wir hier in den „Walkenrieder Nachrichten“ im Rahmen einer vierteiligen Artikelserie das faszinierende Leben dieses Seemans und späteren Gipsfabrikanten beleuchten. Ermöglicht wird uns dies durch eine Dokumentenspende seines Enkels, Henning Meier-Lüderßen aus Hamburg, dem an dieser Stelle herzlich für seine Unterstützung gedankt sei.
(zusammengestellt von Christian Reinboth, Michael Reinboth und Fritz Reinboth)
Auch nach dem Verlust des „Kingman“ blieb Felix Meier der Seefahrerei noch einige Jahre treu, bis das Alter und die angeschlagene Gesundheit ihn zum Rückzug in den Ruhestand zwangen. Seine späten Jahre verbrachte er dann an der Seite seines Bruders als Geschäftspartner in der Walkenrieder Gipsindustrie und mehrfacher Familienvater im „Kapitänshaus“ an der Harzstraße.
Von Newschwang aus meldete Felix seinen Eltern nach dem Untergang des „Kingman“, dass er über Land heimkehren würde. Am 23. November 1863 startete er in Suez mit dem Dampfer, dann per Eisenbahn nach Kairo und Alexandria und anschließend wieder per Dampfer nach Triest am 3. Dezember. Von dort aus fuhr er direkt nach Hamburg, um sich um seine Geschäfte zu kümmern. Am 16. Dezember war er nach zweijähriger Abwesenheit wieder daheim in Braunschweig und blieb dort wochenlang, um seine durch die vielen Aufregungen angegriffene Gesundheit zu kräftigen. Er fasste den Entschluss, sich bei der königlich-preußischen Marine zu melden, bevor er aber eine Antwort erhalten hatte, wurde ihm erneut ein Handelsschiff der Zephyrer Reederei angeboten. Mit Freude übernahm er das Kommando und fuhr im Oktober 1864 nach Melbourne über Singapur und über Sankt Helena nach London, gab dort sein Schiff ab und lernte jetzt erst London kennen, wobei er bei liebenswürdigen Verwandten (Fritz Thomae) mehrere Wochen verlebte und seine Geschäfte abwickelte. Mitte November 1865 war er wieder in Hamburg und traf am 24. November dieses Jahres in Braunschweig ein, wo er alle seine Lieben gesund antraf und ein schönes Weihnachtsfest mit ihnen feiern konnte. Anfang 1866 besuchte er seine Brüder Ernst und Heinrich in Berlin und lernte nun auch diese deutsche Großstadt kennen.
Die Erschießung Kaiser Maximilians von Mexiko (Gemälde von Édouard Manet).
Am 7. März 1866 übernahm er in Hamburg die „Pallas“ der Reeder Gebrüder Amisenk und segelte mit ihr am 7. Juni von Hamburg nach Manzanillo an der Westküste von Mexico. Da durch eine durch widrige Wunde ungewöhnlich in die Länge gezogene Reise das Trinkwasser in den Tonnen schlecht geworden war und darum nicht ausreichte, kam er erst Anfang November auf die Höhe von Manzanillo. Da aber in Mexico ein Krieg zwischen den Liberalen und der kaiserlichen Regierung ausgebrochen war, wurde ihm das Landen verboten und er musste monatelang vor der Küste kreuzen, ehe ihm das Einlaufen in den Hafen erlaubt wurde. Diese Zeit war für ihn eine höchst unangenehme und langweilige; die Hitze war sehr groß, so dass der größte Teil seiner Leute fieberkrank wurde, teilweise wohl eine Folge der ungesunden Kost, da frische Lebensmittel und Wasser nur mit großen Kosten und Schwierigkeiten zu erlangen waren. Nachdem ihm Mitte Februar 1867 das Landen gestattet wurde, wickelte er so schnell wie möglich seine Geschäfte in Manzanillo und Mazatlan ab und konnte Anfang April die Heimreise antreten. Im August traf er nach einer glücklichen Reise in Falmonth ein und erhielt dort Order für Hamburg.
Bei dem hier erwähnten Krieg handelte es sich um eine militärische Intervention Frankreichs in Mexiko, die zwischen den Jahren 1861 und 1867 stattfand und die das Ziel hatte, mit dem österreichischen Erzherzog Maximilian einen frankreichtreuen Monarchen in Mexiko zu installieren. Die Intervention endete jedoch mit einem Sieg des mexikanischen Präsidenten Benito Juárez und der Hinrichtung Maximilians am 14. Mai 1867 – nur einige Monate nach Felix Meiers Irrfahrt vor der mexikanischen Küste.
Nach einem glücklichen Wiedersehen mit den Eltern in Braunschweig verlebte Felix Meier mit ihnen und fast allen seinen Geschwistern einige schöne Tage im Harz, kehrte dann aber wieder nach Hamburg zurück. Hier lehnte er das Anerbieten seines Reeders Amisenk, wieder die „Pallas“ zu fahren ab, um seine angegriffene Gesundheit zu kräftigen und blieb dafür den ganzen Winter des Jahres 1867 in Braunschweig.
Im Februar 1868 wurde Felix schließlich Kapitän des „Neptun“, der nach schwerer Havarie im Hafen lag und erst am 21. August wieder seetüchtig wurde. In der langen Wartezeit, in der er die Reparaturen des „Neptun“ beaufsichtigte, bewarb er sich um die vakant gewordene Stelle eines Marineinspektors in Hamburg. Seine Hoffnung auf eine erfolgreiche Wahl wurde jedoch enttäuscht – und spätestens hier stieg wohl der Gedanke in ihm auf, das unruhige Leben des Seemanns ganz aufzugeben und sich mit seinen Kräften an dem Gipsgeschäft seines Bruders Albrecht in Walkenried zu beteiligen, der ihn schon vor einigen Jahren als stillen Teilhaber angefordert hatte.
Als jedoch der „Neptun“ fahrbereit war, ging er noch einmal mit ihm nach Callao und den Chinetra-Inseln vor der Küste Perus, um Guano zu laden. Zu demselben Zweck lagen viele große Schiffe dort und die Kapitäne pflegten untereinander eine fröhliche Geselligkeit. Auch mit seinem ersten Kapitän Beichmann feierte er dort ein fröhliches Wiedersehen. Am 15. März 1869 trat er die Rückreise nach Hamburg an und traf nach einer glücklichen Fahrt am 11. Juli 1869 im Hamburger Hafen ein, wo er nun endgültig mit seinem wechselvollen und aufregenden Beruf abschloss.
Felix Meier und seine Frau Ida Helene Meier im Jahr 1870 (Quelle: Nachlass der Familie Meier im Archiv des Vereins für Heimatgeschichte in Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung e.V.).
Am 6. August 1869 verlobte sich Felix Meier mit Ida Helene Saul in Braunschweig, der Tochter des Pastors und späteren Kirchenrats Carl Wilhelm Saul und dessen Ehefrau, Philippine Blomeyer. Beide stammten aus Kurhessen und waren, nachdem sie im Jahre 1837 nach Braunschweig zogen, um einem Ruf an die reformierte Gemeinde zu folgen, seit Jahren mit der Meierschen Familie bekannt und befreundet. Nach der am 25. November 1869 stattgefundenen Vermählung des jungen Paares zog die Familie nach Walkenried im Harz, wo sie zahlreiche glückliche Jahre verlebte. Wohl bedurfte es einiger Zeit, ehe sich Felix an sein so ganz verändertes Leben gewöhnt hatte – und auch an das ungewohnt raue Klima des Harzes musste er sich erst gewöhnen. Seine Tätigkeit [als Geschäftspartner seines Bruders] befriedigte ihn nicht so, wie er gehofft hatte, und alle Bemühungen seine Kräfte anderweitig zu verwerten, waren erfolglos. Erfüllung fand er dagegen in seiner Familie, die um zwei Söhne und zwei Töchter anwuchs.
Einen Einblick in das Familienleben der Meiers gewährt das nachfolgend abgebildete, um 1890 in Walkenried entstandene Familienfoto. Es zeigt Felix Meiers Bruder Albrecht Meier ganz links in einem zeitgenössischen Freizeitlook (für den Hut war seinerzeit auch der Begriff „Kreissäge“ geläufig) im Kreise seiner Verwandten. Wo genau diese Aufnahme entstand, verschließt sich heute leider unserer Kenntnis, es könnte aber durchaus die ehemalige Schustereiche am Itelteich gewesen sein. Felix Meier war zum Zeitpunkt dieser Aufnahme bereits verstorben, zu sehen sind allerdings (ganz rechts im Bild) seine Witwe Ida Meier sowie daneben (wahrscheinlich) seine älteste Tochter Luise (mit Hut in der Hand) und sein jüngster Sohn Felix Meier jun.
Historische Fotografie der Familie des Walkenrieder Gipsfabrikanten Albrecht Meier aus dem Jahr 1890.
Die vielen Aufregungen und Mühseligkeiten seines Lebens, besonders der Untergang seines geliebten „Kingman“, hatten Felix Meiers Gesundheit untergraben und führten ihn einem frühen Tode entgegen. Seit dem Jahr 1880 begann sich ein schweres Herzleiden bemerkbar zu machen. Mit großer Geduld ertrug er seine zeitweise sehr schmerzhaften Leiden, bis er seiner Familie am 9. Mai 1886 durch den Tod entrissen wurde. Der älteste Sohn Ernst [der spätere Vater von Ernst Meier-Cortés, der die Aufzeichnungen Heinrich Meiers transkribierte], eben 15 Jahre alt, war gerade acht Tage vor seines Vaters Tod konfirmiert wurden, die Töchter Luise und Hedwig waren zum Zeitpunkt seines Todes 13 und 11 Jahre, der jüngste Sohn Felix 5 Jahre alt.
Damit enden die von Henning Meier-Lüderßen übergebenen Aufzeichnungen zum Leben Felix Meiers. Herrn Meier-Lüderßen sei an dieser Stelle noch einmal herzlich für die Einblicke in das Leben einer Familie gedankt, die Walkenried stark geprägt hat. Auf der nächsten Seite haben wir wiederkehrende und besonders wichtige Orte aus Felix Meiers Weltreisen auf einer Karte vermerkt – und gelangen damit leicht zu der Erkenntnis, dass dieser Bürger unseres Klosterortes schon vor über 150 Jahren mehr von der Welt sehen durfte, als es vielen von uns selbst heute vergönnt ist.
Einige der wichtigsten und wiederkehrenden Stationen im Leben des „Walkenrieder Kapitäns“ Felix Meier.
Als kurzer Nachtrag zur Lebensgeschichte Felix Meiers sei noch auf das leider eher unrühmliche Schicksal der Gräber dieser prägenden Walkenrieder Familie hingewiesen, die der Enkel Henning Meier-Lüderßen im Jahr 1965 noch auf dem alten Friedhof an der Ellricher Straße fotografieren konnte. Wenig später wurden die beiden Grabsteine von Felix und seiner Frau Ida Meier sowie die an einem Baum angebrachte Grabtafel für den lokalhistorisch ebenfalls bedeutenden Forstmeister Adolf Heusinger auf eine Anweisung der Gemeindeverwaltung von Walkenried hin beseitigt – Verbleib unbekannt.
Erst im Jahr 1972 wurde die benachbarte Grabstätte von Gustav Schmid und Frau abgetragen und das davor angebrachte schmiedeeiserne Gitter verschrottet. Walter Reinboth sen. hat in seiner Funktion als Vorsitzender des Geschichtsvereins damals die Grabkreuze zunächst noch im Brüdersaal sichergestellt, später wurden diese jedoch im Zuge der Bauarbeiten ebenfalls entsorgt. Gerettet wurden einzig die Grabtafeln der Familie Schmid durch einige Hinterbliebene. Geschichtsinteressierte Bürgerinnen und Bürger unseres Klosterortes haben deshalb aufgrund des – recht kurzsichtigen – Verhaltens der damaligen Verwaltung heute leider nicht mehr die Möglichkeit, die Grabstätten von Felix Meier, Adolf Heusinger oder Gustav Schmid zu besuchen – und auch das Grab des Bruders und bedeutenden Industriellen Albrecht Meier auf dem Geiersberg-Friedhof existiert aufgrund von Verwaltungshandeln leider nicht mehr.
Inzwischen einplaniertes Grab von Felix Meier auf dem alten Friedhof an der Ellricher Straße, die Aufnahme wurde um 1965 von Henning Meier-Lüderßen gemacht.
Gedruckte Quellen
Reinboth, Fritz: Der rote Faden – Ein Gang durch das alte Walkenried, Heft 32 der Schriftenreihe des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung e.V., Clausthal-Zellerfeld 2010.
Reinboth, Fritz: Wilhelm Raabe in Walkenried 1878/79, Heft 34 der Schriftenreihe des Vereins
für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung e.V., Clausthal-Zellerfeld 2010.
Dr. jur. Bernhard Koerner (Herausg.): Genealogisches Handbuch Bürgerlicher
Familien, ein Deutsches Geschlechterbuch, S. 328 – 335, Berlin 1904.
Archivgut
Archiv des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa und Umgebung:
Sammelmappe zum Nachlass von Kapitän Felix Meier (Stiftung von H. Meier-Lüderßen)
Bildquellen (die Seitenzahlen beziehen sich auf die PDF-Version dieses Textes)
Seite 1: John Oxley Library, State Library of Queensland / Lizenz: Public Domain
Seite 3: Fotografie aus dem Privatbesitz von Felix Meier jun. / Lizenz: ARR
Seite 4: Aquarell von Walter Reinboth, Privatbesitz / Lizenz: CC BY-ND 2.0
Seite 4: Fotografie von Fritz Reinboth (2010) / Lizenz: CC BY-ND 2.0
Seite 5: Aus der Wikipedia / Lizenz: Public Domain
Seite 6: Aus der Wikipedia / Lizenz: Public Domain
Seite 7: Library of Congress / Lizenz: Public Domain
Seite 8: Archive of Sotheby’s / Lizenz: Public Domain
Seite 9: Aus der Wikipedia / Lizenz: Public Domain
Seite 11: Aus der Wikipedia / Lizenz: Public Domain
Seite 14: The Yorck Project / Lizenz: Public Domain
Seite 15: Bildarchiv des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Lizenz: Public Domain
Seite 16: Bildarchiv des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Lizenz: Public Domain
Seite 17: Selbsterstellt, basierend auf einer Public Domain-Weltkarte / Lizenz: Public Domain
Seite 18: Fotografie von Henning Meier-Lüderßen (1968) / Lizenz: ARR
Die Familie des Gipsindustriellen Albrecht Meier (1838-1904) hat Walkenried in vielerlei Hinsicht stark geprägt. Auch sein Bruder Felix Meier (1834-1886) hat als „Walkenrieder Kapitän“ und Geschäftspartner Albrechts seine Spuren im Ort – und in der Welt – hinterlassen. In den kommenden Wochen wollen wir hier in den „Walkenrieder Nachrichten“ im Rahmen einer vierteiligen Artikelserie das faszinierende Leben dieses Seemans und späteren Gipsfabrikanten beleuchten. Ermöglicht wird uns dies durch eine Dokumentenspende seines Enkels, Henning Meier-Lüderßen aus Hamburg, dem an dieser Stelle herzlich für seine Unterstützung gedankt sei.
(zusammengestellt von Christian Reinboth, Michael Reinboth und Fritz Reinboth)
Nach rund acht Jahren auf See ergab sich für Felix Meier die Chance, als Kapitän ein eigenes Kommando zu übernehmen – ein großer Karrieresprung, der jedoch durch eine Meuterei und einen Schiffbruch teilweise wieder zunichte gemacht werden und letztendlich zum Ausstieg Felix Meiers aus der Seefahrerei führen sollte.
Mitte März 1858 wurde Felix der Antrag gemacht, als Kapitän das neue Schiff „Kingman“ von der Reederei Berenberg und Goslar zu übernehmen. Dasselbe lag in Sundsvall in Schweden und sollte unter seiner Aufsicht erst fertig gebaut werden. Wie froh und glücklich nahm er dieses Anerbieten an – schließlich hatte er nun das Ziel seiner Wünsche erreicht. In den letzten Tagen im April 1858 traf er bereits in Sundsvall ein und verlebte jeden Tag auf der Werft beim Bau seines Schiffes. Erst im Oktober wurde der„Kingman“ fertig und zunächst nach Rio, Kapstadt, Batavia und Singapur entsandt. Von dort aus ging er nach China und fuhr viele Küstenfachten.
Am 15. Februar 1861 stach der „Kingman“ von Fontchou aus mit einer Ladung Tee in Richtung Europa in See und traf nach glücklich zurückgelegter Reise am 28. Juni 1861 in Cuxhaven ein. Nach einer dreijährigen Abwesenheit kehrte Felix Meier gesund von seiner langen aber interessanten Reise heim. In seinem engsten Familienkreise fand er zwar alle Lieben bei guter Gesundheit an, jedoch waren sein Onkel August [der Hamburger Senator, der ihn einst zur Seefahrerei brachte] und seine Tante Maria Lüderßen während seiner Abwesenheit verstorben, wodurch das Wiedersehen getrübt wurde. Dennoch verbrachte Felix im Sommer 1861 zahlreiche glückliche Wochen im Kreise seiner Familie, bevor er erneut mit dem „Kingman“ in See stach.
Auf einer neuen Reise Mitte September 1861 nach Schweden begleitete ihn sein Bruder Albrecht Meier [Hier handelt es sich um den eingangs erwähnten späteren Gründer der Walkenrieder Gipsfabrik, der zu diesem Zeitpunkt noch ein Student des Eisenhüttenwesens und Hütteneleve in Zorge war. Wie im ersten Kapitel erwähnt, zerschlugen sich diese Berufspläne jedoch einige Jahre darauf.], der dort die großen Erzbergwerke eingehend besichtigte; er selbst fuhr dann weiter über Kapstadt nach East London, nach Batavia, nach Makassar – wo er überaus freundlich von einem Braunschweiger namens Jonas aufgenommen wurde – nach Hongkong und nach Shanghai. Von hier aus unternahm er mehrere Küstenfahrten. Mit anderen Kapitänen machte er hier sogar einmal Jagd auf chinesische Piraten, denen sie mehrere Boote mit gestohlenem Reis abnahmen.
Am 30. Dezember 1862, als der „Kingman“ vor Amoy (oder Shanghai) lag, meuterte die Mannschaft unter Führung des Zimmermanns, da sie keine Arbeit mehr verrichten und abgemustert werden wollte. Weil das Schiff schon segelfertig war, hatte sie jedoch nicht das Recht, die Arbeit zu verweigern und Abmusterung zu verlangen. Felix musste dennoch fremde Leute für die Arbeit dingen. Als am fünften Tage der Zimmermann, der die lärmenden Leute hinter sich dachte, handgreiflich zu werden drohte, zog Felix seinen Revolver, worauf der Kerl ihn höhnisch verlachte und schrie: „Wenn Sie ein Kerl sind, schießen Sie doch“. Felix feuerte den Revolver daraufhin ab und verwundete sein Gegenüber am Hals. Obwohl der Zimmermann die Mannschaft aufforderte, ihn zu rächen, rührte sich keiner – und als Felix den Leuten befahl, sich an die Arbeit zu begeben, endete die Meuterei und Ruhe trat ein.
Die gerichtliche Untersuchung stand Kapitän Meier zu, dass er vollständig in seinem Recht gehandelt habe, ihn selbst aber bedrückte es lange Zeit sehr, dass er auf einen Mitmenschen geschossen hatte, und er fand erst seinen fröhlichen Gleichmut wieder, als der Zimmermann vollständig genesen war. Eine große Freude und Genugtuung war es ihm, dass ihm beide Steuerleute treu zur Seite gestanden hatten.
Die bekannteste Meuterei der Weltgeschichte – die auf der HMS Bounty – in einer Darstellung von Robert Dodd aus dem Jahr 1790 (Quelle: Wikipedia).
Seine Hoffnung und seines Reeders Wunsch, den „Kingman“ gut zu verkaufen, erfüllte sich allerdings nicht, da das Schiff durch einen Unfall verlorenging. Auf der Fahrt von Shanghai nach Newschwang rann das Schiff am 24. August 1863 bei Nebel fünf Seemeilen vom Lande entfernt auf ein im Wasser verborgenes Riff; und bald sah der Kapitän ein, dass sein geliebter „Kingman“ verloren war. Boote wurden ausgesetzt und alle gelangten glücklich an Land wobei mit unbeschreiblicher Anstrengung viel von der Ladung und sämtliche Passagiere gerettet wurden. Felix verließ am 26. August 1863 als Letzter das Wrack und ließ die letzten Reste des Schiffs durch Feuer vernichten. Chinesische Seefahrer brachten dann Mannschaft und Passagiere sowie die Reste der Ladung gegen teure Bezahlung nach Newschwang.
Der Verlust seines Schiffes, die großen Anstrengungen bei der Rettung der Ladung aus den wassergefüllten Schiffsräumen und die seelische Aufregung durch dieses Unglück legten den Keim für das spätere Herzleiden Felix Meiers.
Die Familie des Gipsindustriellen Albrecht Meier (1838-1904) hat Walkenried in vielerlei Hinsicht stark geprägt. Auch sein Bruder Felix Meier (1834-1886) hat als „Walkenrieder Kapitän“ und Geschäftspartner Albrechts seine Spuren im Ort – und in der Welt – hinterlassen. In den kommenden Wochen wollen wir hier in den „Walkenrieder Nachrichten“ im Rahmen einer vierteiligen Artikelserie das faszinierende Leben dieses Seemans und späteren Gipsfabrikanten beleuchten. Ermöglicht wird uns dies durch eine Dokumentenspende seines Enkels, Henning Meier-Lüderßen aus Hamburg, dem an dieser Stelle herzlich für seine Unterstützung gedankt sei.
(zusammengestellt von Christian Reinboth, Michael Reinboth und Fritz Reinboth)
Nach der Überseefahrt nach Buenos Aires scheint Felix Meier sich endgültig dazu entschlossen zu haben, eine Karriere als Seemann anzustreben. Der nachfolgende biographische Text umreißt, wie Felix vom einfachen Leichtmatrosen zunächst zum Steuermann und schließlich zum Obersteuermann befördert wird, bevor er schließlich sein erstes Kommando – die in Schweden gebaute „Kingman“ – übernimmt.
Auf der Reise [nach Buenos Aires] hatte Felix sich die Zuneigung seines Kapitäns durch seine Tüchtigkeit und seine Liebenswürdigkeit in hohem Gerade erworben. Bei seiner Abmusterung wurde er zum Leichtmatrosen befördert und machte auf dem selben Schiff mit Kapitän Beichmann seine zweite Reise nach Rio de Janeiro (23. Juli 1850 – 12. Juli 1851), zurück über Gibraltar nach Rotterdam und von dort nach St. Thomas. Ganz entzückt schreibt er über die herrliche Vegetation dort. Danach ging es über La Guyasa mit einer Kaffeeladung nach Hamburg zurück.
Der von Segel- und einigen Dampfschiffen geradezu überlaufene Hafen von Rio de Janeiro im Jahr 1889, d.h. mehr als drei Jahrzehnte nach dem ersten Besuch von Felix Meier (eine Aufnahme aus den 1850ern konnte auch mit größter Mühe nicht beschafft werden; Fotograf: Marc Ferrez).
In Hamburg von den Verwandten Meiers und Westphals auf freudigste empfangen, eilte er so schnell als möglich in die Arme seiner Eltern. Waren schon die Briefe von diesen beiden ersten Reisen eine große Freude für die ganze Familie gewesen, war diese nun umso glücklicher, den geliebten Sohn und Bruder wiederzusehen. Anfang November 1851 ging Felix Meier als Leichtmatrose auf dem „Wappäus“ unter Kapitän Petersen nach Singapur. Dort sah er zum ersten Mal Chinesen und Malayen und staunte über die Fülle von Früchten – Ananas, Kokosnüsse und Buschbananen. Am 10. September 1852 war der „Wappäus“ wieder in der Elbe.
In der Zeit bis zu seiner nächsten Reise besuchte Felix Meier die Navigationsschule in Hamburg und hatte nebenbei noch verschiedene Privatstunden, so beispielsweise in Englisch. Da das Haus seines Onkels August ihm ein zweites Vaterhaus geworden war und die Vetter und Cousinen ihn wie einen Bruder behandelten, war sein Leben in Hamburg ein sehr angenehmes. Auch die übrigen Verwandten wie etwa die Westphals und die Weinkaufs sahen ihn gerne in ihren Familien.
Der Hafen von San Francisco, aufgenommen im Jahr 1851 – und damit zwei Jahre vor Felix Meiers Besuch (Quelle: Library of Congress).
Um Ostern 1853 machte Felix sein Steuermann-Examen. Am 13. April 1853 erhielt er eine Stelle als Untersteuermann auf der Bark „Elisabeth“ unter Kapitän Jensen. Die Fahrt ging über Valparaiso nach San Francisco in Kalifornien und über Ignique zurück. Felix lebte sich wie auf jedem Schiff leicht ein und lobte hier vor allem Kapitän und Obersteuermann sehr. Nach einer schnellen Fahrt traf die „Elisabeth“ bereits Ende August in der chilenischen Hafenstadt Valparaiso ein, wo Felix die traurige Nachricht vom Tode seiner Tante Sophie Lüderßen erreichte.
Auf dieser Reise bedauerte er den Ausführungen in seinen Briefen nach zu urteilen sehr, dass die Engländer und die Franzosen leichtere und bessere Schiffe als die Deutschen hätten und dass vor allem die Hamburger Reeder zu ängstlich seien, um einmal etwas nicht gänzlich Sicheres zu riskieren. Sie hielten solche schnellen Fahrten nur mit einem amerikanischen oder einem englischen Kapitän für möglich. Er aber hatte in San Francisco, wo sehr viele Schiffe gelegen hatten, beobachtet, dass viele anscheinend fremde Seeleute im Grunde geborene Deutsche, Schleswiger und Insulaner gewesen seien, die sich aber für Engländer und Amerikaner ausgaben.
Nach glücklich zurückgelegter Fahrt traf die Bark „Elisabeth“ am 11. August 1854 wohlbehalten auf der Elbe ein. Die Schifffahrt war zu dieser Zeit recht flau, man fürchtete den Krieg und so gab es wenig Nachfrage nach Steuerleuten. Der Winter brachte starke Kälte, die die Elbe wochenlang mit Eis bedeckte, und so wurde Felix Geduld bei der Suche nach einer neuen Anstellung auf eine harte Probe gestellt. So fuhr er schließlich noch einmal als zweiter Steuermann auf dem „Steinwärder“, einem Schiff der Reederei Godeffroy, am 30. August 1855 mit Zwischendecks-Passagieren nach Adelaide. Von dort aus fuhr das Schiff nach Valparaiso, wo sie am 20. März 1856 ankamen und welches Felix nun bereits zum dritten Mal sah. Dort traf er auch alte Bekannte wieder, darunter Adolf Schulze aus Braunschweig. Nachdem sie in verschiedenen Häfen Kupfer und Silber zugeladen hatten, traten sie Mitte Mai die Rückreise an und trafen Anfang Oktober pünktlich in Hamburg ein.
Eine typische zeitgenössische Bark – die „White Sea“ –
gemalt im Jahr 1859 von Heinrich Andreas Sophus Petersen.
Die Hamburger Reederei Godeffroy & Sohn – welche noch heute existiert – begann im Jahr 1850 mit dem Aufbau eines Segel-Liniendiensts mit regelmäßigen Verbindungen von Hamburg nach Australien, Chile und Kalifornien. Über die „Steinwärder“ lässt sich im historischen Register der Reederei noch herausfinden, dass es sich um eine Bark – einen dreimastigen Segelschiffstyp, welcher im 19. Jahrhundert weit verbreitet war – handelt, die im Jahr 1848 in der Dreyer-Werft bei Hamburg gebaut wurde.
Felix Meiers Wunsch, die silberne Hochzeit der Eltern am 1. November 1856 mit sämtlichen Geschwistern feiern zu können, ging in Erfüllung und das Fest wurde durch seine Gegenwart zu einem lange in Erinnerung gebliebenen Ereignis. Um bald wieder in Tätigkeit zu kommen, nahm er eine Stelle als zweiter Steuermann auf der „Rhein“ an, einem der H.A.P.A.-Gesellschaft gehörendem Schiff unter Kapitän Spier, das am 20. Dezember 1856 nach New York segelte und am 12. Februar 1857 dort ankam. Dort traf Felix viele Braunschweiger, die sich über seine lebhaften Erzählungen aus der Heimat freuten und die ihm zahlreiche Briefe für ihre Lieben mitgaben.
Eine zeitgenössische Werbeanzeige für den Segel-Liniendienst der Hamburger Reederei Godeffroy & Sohn.
Schon Anfang April 1857 war Felix Meier wieder in Hamburg und trat am 25. April eine neue Reise nach New York mit der „Rhein“ an, jetzt aber als Obersteuermann. Es war eine arbeitsvolle aber vergnügte Reise, denn allein 146 Zwischendeckpassagiere waren an Bord. Er hielt strenge Zucht, aber kam gut mit seinen Leuten aus, obgleich die schlechten ihm – dem „langen Steuermann“ – gerne etwas ans Zeug geflickt hätten. Dieses Mal hatten sie die Reise um Schottland herum gemacht und er lernte wieder viel Neues und Interessantes kennen. Nach einer guten Fahrt kamen sie am 7. Juni 1857 in New York an und waren schon am 12. August wieder in Hamburg.
Da Kapitän Spier auf zwei Reisen gelernt hatte, dass er sich auf seinen ersten Steuermann in allen Dingen voll verlassen konnte, war das Verhältnis zwischen ihnen ein angenehmes, weshalb er auf der „Rhein“ am 1. September 1857 zum dritten Mal nach New York fuhr und am 6. Dezember wieder in Hamburg eintraf. Weihnachten 1857 verlebte er im Vaterhause und blieb noch mehrere Wochen in Braunschweig.
Die Familie des Gipsindustriellen Albrecht Meier (1838-1904) hat Walkenried in vielerlei Hinsicht stark geprägt. Auch sein Bruder Felix Meier (1834-1886) hat als „Walkenrieder Kapitän“ und Geschäftspartner Albrechts seine Spuren im Ort – und in der Welt – hinterlassen. In den kommenden Wochen wollen wir hier in den „Walkenrieder Nachrichten“ im Rahmen einer vierteiligen Artikelserie das faszinierende Leben dieses Seemans und späteren Gipsfabrikanten beleuchten. Ermöglicht wird uns dies durch eine Dokumentenspende seines Enkels, Henning Meier-Lüderßen aus Hamburg, dem an dieser Stelle herzlich für seine Unterstützung gedankt sei.
(zusammengestellt von Christian Reinboth, Michael Reinboth und Fritz Reinboth)
Als Gründer der Meierschen Gipsfabrik ist der Industrielle Albrecht Meier (1838 – 1904) mit Sicherheit eine der prägenden Persönlichkeiten der jüngeren Walkenrieder Zeitgeschichte. Nachdem Albrecht Meiers ursprüngliche Laufbahn als Staatsbeamter aufgrund der Privatisierung der Zorger Eisenhütte scheiterte, erwarb er im Jahr 1864 gemeinsam mit seinem Bruder Felix Meier die Walkenrieder Ölmühle samt dem Mühlengrundstück von Friedrich Ballhause und baute diese zu einer Gipsmühle um. Hierzu errichtete er einen Gipsofen, pachtete ein Grundstück am Röseberg als Gipsbruch und übernahm schließlich im Jahr 1868 den von Heinrich Krieghoff betriebenen Gipsofen am Faulen Sumpf. Mit diesen wichtigen Investitionen legte Albrecht den Grundstein für die Walkenrieder Gipsindustrie, die nach seinem Tod im Jahr 1904 von Fritz Rode aus Oberkaufungen übernommen und ausgebaut wurde.
Albrecht Meier hat sich jedoch nicht nur als Industrieller und Mitglied im Harzverein für Geschichte und Altertumskunde um Walkenried verdient gemacht – so gründete er 1887 etwa den (2013 leider aufgelösten) Walkenrieder Harzklub-Zweigverein und war als Schriftführer des Gemeinderats tätig. Heute erinnern unter anderem die Albrecht-Meier-Linde neben dem ehemaligen Wasserrad der früheren Gipsmühle sowie die 1891 von Albrecht Meier als Wohnhaus errichtete Villa am Faulen Sumpf, die sich vor allem dadurch auszeichnet, dass sie zu großen Teilen aus Gipsbausteinen besteht, an das Wirken des Walkenrieder Industriellen und Heimatforschers.
Das „Kapitänshaus“ auf einer Fotografie, entstanden vor 1900 (aus dem Privatbesitz von Felix Meier jun.).
Während über Albrecht Meier in den letzten Jahrzehnten viel geschrieben wurde, ist leider nur sehr wenig über das Leben seines Bruders und Geschäftspartners Felix Meier bekannt, obwohl auch dieser durchaus seine Spuren im Klosterort hinterlassen hat: An dem an der Harzstraße liegenden Teil des Ölmühlen-Grundstücks erbaute der Seefahrer, der beinahe 20 Jahre auf den Weltmeeren unterwegs war, ein Wohnhaus für seine Familie und seinen späteren Alterssitz, welcher bis zum heutigen Tag als das „Kapitänshaus“ bekannt ist. Felix Meier war darüber hinaus ein regelmäßiger Gast beim Honoratiorenstammtisch im Walkenrieder „Goldenen Löwen“ und genoss während des Walkenried-Aufenthalts des Schriftstellers Wilhelm Raabe im Jahr 1878 als Braunschweiger dessen besondere Freundschaft. So erwähnt Raabe beispielsweise in seinem Tagebuch, am Tag seiner Abreise von Felix Meier und seiner Frau zusammen mit der Familie seines Bruders Heinrich Raabe zum Bahnhof begleitet worden zu sein.
Dank einer freundlichen Dokumentenspende von Henning Meier-Lüderßen – dem Enkel Felix Meiers – an den Verein für Heimatgeschichte kann das bislang unvollständige Bild des Kapitäns nun präzisiert werden. Dem Text liegen offenbar Aufzeichnungen von Oberst Heinrich Meier (1842-1923) zugrunde, dem jüngsten Bruder Felix Meiers, dessen Laufbahn als preußischer Offizier 1890 endete. Zuletzt war er Kommandeur des 6. Schlesischen Fußartillerie-Regiments „von Dieskau“. Im Ruhestand betätigte er sich dann als namhafter Braunschweiger Lokalhistoriker – und als Familienchronist.
Dieser Auszug aus dem Stammbaum der Familie Meier verdeutlicht die verwandtschaftliche Beziehung zwischen Kapitän Felix Meier, Heinrich Meier, Ernst Meier-Cortés und Henning Meier-Lüderßen.
Die Transkription dieser Aufzeichnungen erfolgte im Jahr 1978 durch Ernst Meier-Cortés, einen weiteren Enkel Felix Meiers. Nachfolgend wird dieser Text in kursiver Schrift und bis auf einige kleine, ausschließlich der Verständlichkeit dienende Änderungen im Original wiedergegeben. Dazwischen finden sich eingerückte Anmerkungen und Kommentare in nicht-kursiver und kleinerer Schrift, die wir zur Darstellung des historischen Kontextes eingefügt haben. Ein Verzeichnis aller verwendeten Text- und Bildquellen findet sich im Anhang.
Carl Heinrich Julius Felix Meier wurde am 27. März 1834 geboren und am 15. Mai 1834 – dem Geburtstag seiner Großmutter Meier – zu Braunschweig durch Pastor Haßenmüller in St. Ulrici getauft. Taufzeugen waren Sophie Lüderßen, die Schwester seines Großvaters Lüderßen, Julie Meier, die Schwester seines Vaters, Carl Dietrich Löbbecke, der Vetter seines Vaters, und Pastor Carl Eschenburg zu Lehndorf, der Bruder der Großmutter Lüderßen.
Felix Meier besuchte zunächst die Bürgerschule und dann das Gymnasium und wuchs im Hause seiner Eltern zu einem kräftigen, tatendurstigen Jüngling heran, der durch seinen frischen Humor das ganze Haus erheiterte. Durch häufige Besuche bei seinem Onkel, dem Senator August Meier in Hamburg, entstand bei ihm wohl die Lust, Seemann zu werden. Die sitzende Lebensweise eines Beamten gefiel ihm dagegen nicht – und so ging er, nachdem die Hoffnung auf eine deutsche Flotte im Jahr 1849 gescheitert war, mit Bewilligung seiner Eltern zur Hamburger Handelsmarine.
Schon am 7. Juni 1850 – und damit im Alter von 16 Jahren – trat er als Schiffsjunge auf der Bark „Carl“ unter Kapitän Beichmann seine erste Reise nach Buenos Aires an. Obwohl er einen guten Kapitän hatte, war das Leben und Treiben auf dem Schiff unter ungebildeten Matrosen, die sich eine Freude daraus machten, die feine und verwöhnte „Landratte“ zu hänseln, ein sehr ungewohntes und beschwerliches für ihn. Dennoch versetzte ihn sein Mut nie – und mit Humor ertrug er die Schattenseiten seines Berufs nicht nur auf dieser ersten Reise.
Eine der ältesten überhaupt existierenden Fotografien von Buenos Aires – eine sogenannte Daguerreotypie – aus dem Jahr 1852 zeigt den Blick auf das Südufer des Rio de la Plata (Fotograf: Carlos D. Fredericks & Cía.).
Eine große Freude für ihn war es, dass er gleich nach seiner Anmusterung monatlich Gehalt bekam. Er schreibt darüber an seine Mutter: „Keiner von meinen Bekannten verdient schon etwas und ich bekomme mehr, als Wilhelma und Christiane [die beiden Dienstboten des Elternhauses] bekommen. Die beiden bekommen, glaube ich, noch nicht einmal so viel, dafür muss ich aber auch stärker arbeiten als sie.“