(Pressemitteilung der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“)
Der scheidende Landrat Bernhard Reuter (SPD) hatte im letzten Wahlkampf unter anderem das 5-Euro-Ticket für den Bereich des Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen (VSN) versprochen. Nun haben die Kreistage in Göttingen, Northeim und Holzminden den Weg für die umfassende Tarifreform des VSN freigemacht – und tatsächlich ist das 5-Euro-Ticket dabei! Die Politik hat Wort gehalten und wird die neuen Tarife auch zumindest übergangsweise abfedern, ein im Zeichen des Klimawandels und der so oft angemahnten Verkehrswende enorm wichtiges Signal. Die Erwartung ist, dass sich aufgrund der nun deutlich niedrigeren Fahrpreise und der neuen Angebote mehr Kunden für Bahn und Bus entscheiden und auf diese Weise die Einnahmeseite am Ende wieder stimmt.
„Nach der Verbesserung der Busfahrpläne im Harz und der Umsetzung des HATIX, also der kostenlosen Mitnahme unserer Gäste im Linienbus, ist die Tarifreform ein weiteres ganz wichtiges Signal, dass die Politik hierzulande es wirklich ernst meint mit der Verkehrswende. Es hat etwas gedauert, aber was am 1.1.2021 nun in Kraft tritt, kann sich wirklich sehen lassen“ äußert sich Michael Reinboth von der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ höchst erfreut. Über viele Jahre hinweg hat die Initiative die hohen Preise im VSN beklagt. Nun wendet es sich zum besseren – und das gleich in einem Riesenschritt.
Aber wie sieht es denn nun jenseits von Pressekonferenz und Hochglanz konkret für Walkenried aus?
Die bisherigen Tarifstufen 6 bis 9, die ab Walkenried im Grunde schon bei allen Zielen jenseits von Herzberg wirksam wurden, werden abgeschafft. Einfach abgeschafft! Die Fahrpreise werden also, einfach gesagt, bei der bisherigen Preisstufe 5 gedeckelt. Hinzu kommt die Erhöhung der Ermäßigung für Kinder auf nunmehr exakt 50 % des Normalpreises. Und es gibt zahlreiche neue Angebote für bestimmte Kundengruppen, darunter auch Senioren.
Die Auswirkungen für Walkenried sind beachtlich. Wir nehmen einmal Göttingen als Ziel und vergleichen die heutigen mit den ab 1.1.2021 geltenden Fahrpreisen (alle Preise natürlich in Euro):
Fahrschein | Preis bisher | Preis neu | Ersparnis |
Einzelfahrt hin | 10,80 | 5,00 | 5,80 |
Einzelfahrt hin Kind | 7,20 | 2,50 | 4,70 |
Fahrt hin und zurück | 21,60 | 10,00 | 11,60 |
Fahrt hin und zurück Kind | 14,40 | 5,00 | 9,40 |
Tageskarte 1 Person | 21,30 | 10,20 | 10,10 |
Tageskarte 2 Personen | 37,00 | 12,60 | 24,40 |
Tageskarte 3 Personen | 37,00 | 15,10 | 21,90 |
Tageskarte 4 Personen | 37,00 | 17,50 | 19,50 |
Tageskarte 5 Personen | 37,00 | 19,90 | 17,10 |
Wochenkarte Ausbildung | 52,00 | 27,10 | 24,30 |
7-Tage-Karte | 69,50 | 37,00 | 32,50 |
Monatskarte Ausbildung | 156,00 | 83,00 | 73,00 |
Monatskarte | 208,50 | 101,90 | 106,60 |
Abo-Jahreskarte pro Monat | 173,50 | 92,40 | 81,35 |
Ein Pendler nach Göttingen spart mithin gegenüber heute im Jahr zwischen 960 und 1.200 Euro. Bei 22 Fahrten im Monat kostet die Hin- und Rückfahrt pro Tag 4,60 Euro bzw. – im Abo – 3,70 Euro. Das ist im Grunde genommen nicht zu schlagen und könnte die Position von Walkenried als Wohnort für Pendler deutlich verbessern.
Hinzu kommen neue Angebote wie das Sozialticket, das JugendFreizeitTicket und das Seniorenticket. Letzteres gibt es nur im Abonnement für schlappe 59 Euro pro Monat. Für diesen Preis kann der oder die über 65jährige Person einen Monat nach Belieben im gesamten Verbundgebiet unterwegs sein.
Je näher das Ziel an Walkenried liegt, desto geringer wird natürlich die Ersparnis, weil es die Tarifstufen 1 bis 4 ja weiterhin gibt. Das wird immerhin gedämpft durch die höhere Ermäßigung für Kinder und die neue Staffelung für Gruppen, die sich ja auch hier auswirken. So kostete die Tageskarte für 2 Personen nach Bad Sachsa bisher 13,20 Euro, künftig sind hier nur noch 8,55 Euro fällig. Ein Kind musste hier bislang 2,20 Euro bezahlen, künftig sind es 1,65 Euro. Und es gibt den neuen Tarif C (für „City“), der nunmehr nicht nur in Cities, sondern generell in allen Gemeinden gilt, die innerhalb einer Preisstufe liegen. Die innerörtliche Fahrt in Wieda schlug bisher mit 2,50 Euro zu Buche, künftig sind es nur noch 1,70 Euro vorgesehen.
Ob Bad Sachsa, Bad Lauterberg oder Osterode – überall werden die Fahrten im VSN bei Auswahl des richtigen Fahrscheins preiswerter.
Keine Auswirkungen hat die Tarifreform auf Fahrten in den Oberharz und in den Kreis Goslar – hier gilt weiterhin der „Übergangstarif Harz“ im Bus, der allerdings gegenüber dem alten VSN spürbar günstiger war und sich vorerst nicht ändert. Michael Reinboth: „Wir hoffen nun in einem zweiten Schritt darauf, dass die Verbünde in Göttingen und Braunschweig sich für den Westharz auf eine vernünftige Lösung verständigen, die unter anderem das Durchlösen von Bahnstationen wie Göttingen oder Northeim nach Braunlage ermöglicht. Das würde die Tariflandschaft weiter vereinfachen und des Tagesgästen einfacher machen, mit Bahn und Bus in den Harz zu reisen.“
Alles in allem freut sich Reinboth sehr über die neuen Tarife. Und er hofft, dass die Kunden ab Januar den Weg in die Busse und Züge finden, auch wenn jedenfalls vorerst noch die Corona-Einschränkungen gelten werden.
Mehr Informationen gibt es unter www.vsninfo.de oder www.zvsn.de, wo auch die komplette neue Preistabelle eingesehen werden kann.
Eine kleine unscheinbare Mitteilung des Verkehrsverbundes Süd-Niedersachsen (VSN), noch dazu mit einem harmlos klingenden Hinweis auf die Einführung neuer Tarifpunkte und damit einher gehenden Korrekturen von „tariflichen Ungerechtigkeiten“, vor kurzem erschienen im Harzkurier, bringt für den Omnibus-Linienverkehr rund um Walkenried eine exorbitante Fahrpreissteigerung auf der wichtigsten Relation des Busverkehrs mit sich. Durch die Einführung eines neuen Tarifpunktes „Neuhof“ konnte der Tarifpunkt Bad Sachsa aus Walkenrieder Sicht von Preisstufe 1 in Preisstufe 2 gehievt werden. Zwar hat sich die geographische Lage von Bad Sachsa in Bezug auf Walkenried nicht verändert, aber der Fahrpreis tut es schon, denn er steigt von schon heute kaum noch zu rechtfertigenden 2,40 € pro Einzelfahrt auf nunmehr 3,20 € pro Einzelfahrt an. Das sind satte 30 % Fahrpreiserhöhung – und dies mal eben so und außerhalb der bereits am 1.4. erfolgten allgemeinen Preisrunde, die Anhebungen um 3 bis 5 % mit sich brachte.
Die Fahrpreise auf anderen Relationen wie Walkenried – Bad Lauterberg, Walkenried – Herzberg oder Walkenried – Osterode verändern sich nicht. Die dort geltenden Preisstufen bleiben wie sie waren – bis zur Entdeckung von zu beseitigenden „Ungerechtigkeiten“ auch hier. Darauf können wir getrost warten. Zwischen Walkenried und Bad Sachsa werden natürlich nicht nur die Einzelkarten teurer, sondern auch alle übrigen Fahrscheine, darunter auch die Schülerzeitkarten. Wer eine BahnCard 25 besitzt, fährt nach der Schließung dieser Gerechtigkeitslücke zwischen Walkenried und Bad Sachsa nach Nordhausen (mehr als drei Mal so weit) zum Bahntarif für den gleichen Preis. Nach Ellrich ist es allemal deutlich billiger. In das 24 km entfernte Braunlage kostet der Einzelfahrschein 3,50 € und gilt bis Oderbrück oder Sankt Andreasberg. Keine Frage: Hier geht es nicht um „gerechte“ Fahrpreise, sondern schlicht und ergreifend um die Erhöhung der Einnahmen, was wegen des beachtlichen Schülerstromes nach Bad Sachsa auch gelingen dürfte. Einzelfahrgäste werden allerdings künftig eher ausbleiben, da zum Beispiel ein Ehepaar für eine Busfahrt nach Bad Sachsa und zurück ab 1.8. selbst bei Nutzung der „rabattierten“ Viererkarte rund 12 € hinblättern muss.
Mit der Preisstufe 1 reist man ab Walkenried im VSN nur noch nach Wieda und Zorge (obschon die Entfernung bis an die jeweils oberen Ortsenden deutlich weiter ist als die nach Bad Sachsa) sowie nach Neuhof. Zu welcher Tarifstufe der bekanntlich in Neuhof liegende Bahnhof Bad Sachsa künftig gehört, muss ausprobiert werden. Die Landesnahverkehrsgesellschaft hat als Aufsichtsbehörde die drastische Preiserhöhung, die sich jenseits aller Preisschübe für Diesel oder Löhne bewegt (diese werden ja durch die „normale“ jährliche Preisanhebung ausgeglichen), bereits genehmigt. Eine Beteiligung Dritter ist in solchen Fällen nicht vorgesehen.
Michael Reinboth, der sich seit Jahrzehnten auch für den Busverkehr in unserer Region eingesetzt hat, zieht denn auch ein trauriges Fazit: „Der VSN war schon immer der teuerste und schlechteste Verbund in Deutschland und hat die kümmerlichste Auswahl an Fahrscheinen, die man sich vorstellen kann – nichts für Senioren, nichts für nach 9 Uhr reisende Fahrgäste, nichts für Touristen und so weiter. Mit dieser neuen Runde wird er seinem Ruf als reine Einnahmeerhöhungsmaschine einmal mehr gerecht.“ Reinboth wird seine Bemühungen im Rahmen der Initiative „Höchste Eisenbahn für den Südharz“ in Zukunft nur mehr auf den Schienenverkehr konzentrieren. Denn sowohl der DB-Tarif wie auch der „Niedersachsen-Tarif“, der leider erst außerhalb der Verbundgrenzen wirkt, richten sich schlicht und ergreifend nach der zurückgelegten Entfernung…