(von Fritz Reinboth)
Erstaunlich war die Resonanz auf die Einladung zum Vortrag von Dr. Wolfgang Lampe (Clausthal-Zellerfeld) über die Wasserwirtschaft im Oberharz im Rahmen der Veranstaltungen des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried / Bad Sachsa. Etwa 40 Zuhörer füllten den Saal im Freizeitzentrum, davon etwa zwei Drittel Nichtmitglieder. Lampe zeigte auf, dass außer der Oberharzer Wasserwirtschaft im engeren Sinne – also für das Bergbaurevier um Clausthal-Zellerfeld bis nach Bad Grund weitere drei weitere, davon unabhängige Systeme gibt, nämlich um Sankt Andreasberg, um Bad Lauterberg und am (genauer: im) Rammelsberg. Leider hat sich vor allem für das Dammgrabensystem die unsinnige Bezeichnung „Oberharzer Wasserregal“ ausgebreitet. Das 1960 endgültig erloschene „Wasserregal“ bezeichnet das (ursprünglich königliche) Recht zur Wassernutzung – also keine technischen Anlagen aufgrund diese Rechtslage (ein ähnliches Regal, nämlich das Bergregal „regelte“ die Nutzung von Bodenschätzen!).
Der zeitliche Ablauf der Bergbaugeschichte des Oberharzes zeigt viele Höhen und Tiefen bis zur endgültigen Einstellung der letzten Harzer Grube in Bad Grund 1992. Im Grubenrevier um Clausthal-Zellerfeld war die Wasserwirtschaft für Förderung und Wasserwältigung bis 1930 von Bedeutung, anschließend diente sie noch lange der Erzeugung umweltfreundlicher elektrischer Energie. Turbinen und Generatoren dafür laufen heute nur noch bei St. Andreasberg. Viel zu spät kümmerte sich der Denkmalschutz um das technische Denkmal; bis heute ist die denkmalgerechte Erhaltung der verbliebenen Graben- und Teichanlagen mangelhaft: hölzerne Gerenne wurden z.B. durch Eisenrohre ersetzt, Dichtungen mit Rasenhaupt durch Kies oder gar Beton. Einige Teiche sind sind schon zu Zeiten des Bergbaus aufgegeben; von den ursprünglichen Gräben ist nur ein Bruchteil erhalten. Vieles vom Verbliebenen ist auch jetzt noch durch eine rücksichtslose Forstwirtschaft dem Untergang geweiht.
Dem informativen, teilweise kritischen Vortrag folgten Fragen zur Beteiligung des Klosters Walkenried am Oberharzer Bergbau. Das Revier um Clausthal-Zellerfeld war im Besitz des Benediktinerklosters Zella. Im Übrigen war Walkenried – ebenso wie Zella – am Bergbau allenfalls in dessen erster Blütezeit bis 1350 beteiligt. Für eine Wasserwirtschaft im späteren Sinne gab es im Mittelalter noch keinen Bedarf, allenfalls erfolgte eine Wassernutzung für den Antrieb der Blasebälge im Hüttenbetrieb. Ein Beispiel dafür wurde vom Pandelbach bei Münchehof gezeigt.
Im Rahmen der Vortragsabende des Vereins für Heimatgeschichte Walkenried und Bad Sachsa wird Dr. Wolfgang Lampe (Clausthal-Zellerfeld) am Dienstag, den 25. März. um 19.30 Uhr im Freizeitzentrum Walkenried über das Thema „Oberharzer Wasserwirtschaft – Geschichte, Zweck und Besonderheiten“ referieren.
Im Jahre 1961 hat der Hydrologe Hugo Haase die Oberharzer Wasserwirtschaft in einem noch immer lesenswerten Buch als noch voll funktionsfähiges System zur Energiegewinnung beschrieben. Nach dem Ende des Erzbergbaus im Oberharz 1930 diente es noch 50 Jahre zur Stromerzeugung, freilich nicht mehr mit den alten Kunsträdern, sondern mit Turbinen. Seit 1960 wurde diese Wassernutzung zunehmend der Gewinnung von Trinkwasser geopfert. 1980 wurden die letzten Turbinen stillgelegt – erneuerbare Energie war damals leider noch nicht gefragt.
Mit dem Ende der Stromerzeungung sind Teiche und Gräben zu einem technischen Denkmal geworden und als solches in vielen Schriften und Themenwanderwegen gewürdigt. Der breiten Öffentlichkeit wurden ihre technikgeschichtliche Bedeutung allerdings erst 2010 durch die Erhebung zum „Weltkulturerbe“ bewusst. Dr. Lampe als Bearbeiter der Neuauflage von Haases Buch ist prädestiniert, auch angebliche Zusammenhänge mit dem Montanwesen des Klosters Walkenried klarzustellen.