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Neue Sonderausstellung im Nordhäuser Stadtarchiv „Orte des Erinnerns. Nordhausen April 1945.“


(von Dr. Wolfram G. Theilemann, Stadtarchiv Nordhausen)

Nicht schon wieder !!!‘ hören wir die einen stöhnen, ‚Niemals vergessen!!!‘ monieren die anderen. Wieder andere langeweilt es nur, doch in der Tat: Gedenken ist keine kleine Sache, denn Demenz ist teuer, Erinnern kann wehtun, verlorenes Gedächtnis kostet neue Opfer. Die richtige Form dafür zu finden, das muss jede Gesellschaft, jeder Staat, jede Gemeinde in jeder Generation neu. Auch altbewährte Kulturrezepte bleiben davon nicht unberührt.

So auch in Nordhausen Anno 2024. Denn vor 79 Jahren war Nordhausen am 3. und 4. April 1945 Ziel von zwei schweren Luftangriffen durch die britische Luftwaffe (Royal Air Force). Ihre Angriffe zerstörten die Stadt und kosteten tausenden Menschen das Leben, unter ihnen vielen Häftlingen des KZ Mittelbau-Dora und Zwangsarbeiter, die in der Stadt eingesetzt und in der „Boelcke“-Kaserne untergebracht waren. Am 11. April wurde die Stadt von der US-Armee kampflos besetzt. Diese Tage bedeuteten für Nordhausen das Ende des 1939 vom Deutschen Reich begonnenen Zweiten Weltkrieges – und trotz aller Nöte Befreiung für sehr viele. Ungeachtet der Zerstörungen – wie in Hamburg, Leipzig, Pforzheim, Kassel, Halberstadt, Plauen ….  lässt sich auch in Nordhausen an vielen Stellen das historische Erbe heute noch sehen oder wird sichtbar, wenn es gewürdigt wird. Vom Vergessen bedroht sind – über die Ruinen hinaus – mehr noch die mehr oder weniger unschuldigen Opfer jener Politik, die diesen Krieg unbedingt wollte, ob nun als KZ-Häftlinge, Zwangsarbeiter, Luftkriegsopfer, Heimatvertriebene, gefallene Soldaten oder einfach Flüchtlinge.

Die Sonderausstellung des Stadtarchivs verdeutlicht an 15 Standortbeispielen mit historischen Abbildungen, digitalen Rekonstruktionen, Originaldokumenten und aktuellen Vergleichsaufnahmen den Eingriff ins Stadtbild und damit verbundene menschliche Schicksale. Dabei bietet die aufwendig inszenierte Ausstellung Archivalien aus dem Stadtarchiv und US-amerikanischen Institutionen, maßgeblich mitgestaltet durch Nico Schluter, Sohn eines niederländischen „Fremdarbeiters“ in Nordhausen 1945. Die Ausstellung in der Flohburg flankiert zugleich die für 2024/2025 erwartete Ergebnispräsentation des seit 2019 laufenden städtischen Forschungsprojektes zu den Luftangriffen auf Nordhausen, das der Stadtrat im Dezember 2018 beschloss. Sie schreibt die 2022 gestartet Webpräsentation zum Thema fort.

Die Vernissage findet am Donnerstag, 4.04.202, 17.00 Uhr, in der Flohburg, statt. Weitere Vorträge folgen jeden Monat bis in den Juli 2024.

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