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Wir Walkenrieder

Für den Walkenrieder Torbogen ist es fünf vor Zwölf – Gemeinde verharrt in Untätigkeit


Neben der Ruine der Klosterkirche und den Gebäuden der Klausur ist es vor allem das obere Klostertor, in Walkenried gemeinhin „der Torbogen“, welcher das Bild des Unterklosters bestimmt, den Eintritt in die Klosterwelt markiert und zusammen mit der Klostermauer unverzichtbarer Bestandteil nicht nur unseres Ortsbildes ist, sondern auch einen Anziehungspunkt für Besucher darstellt, die eine Runde rund um das Kloster drehen.

Um diesen Torbogen sieht es, auch wenn rein äußerlich auch Dank der Bemühungen der „Walkenrieder“ und des Einsatzes von Familie Krüger alles in Ordnung zu sein scheint, nicht gut aus. Um es klipp und klar auszudrücken: Für den Torbogen läuft die Uhr. Findet sich nicht alsbald eine neue Nutzung für das seit Jahrzehnten leerstehende Gebäude, wird es verfallen, da der heutige Eigentümer, die Gemeinde Walkenried, weder willens noch in der Lage ist, etwas für dieses in der UNESCO-Welterbeliste eingetragene Bauwerk zu tun. Auch dem Walkenrieder Rat geht ganz offenbar jedes Verständnis für die Schlüsselrolle des Bauwerks ab, und ganz offensichtlich sind die Ratsmitglieder auch nicht über seinen Zustand informiert. Sonst würde er handeln und der trägen Verwaltung der Gemeinde Walkenried Beine machen, damit endlich etwas geschieht. Und so werden dringend notwendige Entscheidungen weiter verschoben, wovon das Bauwerk allerdings nicht besser wird.

Michael Reinboth vom Verein „Wir Walkenrieder“ ist alarmiert. „Findet sich nicht alsbald ein Investor, der im Benehmen mit dem Denkmalschutz etwas aus dem Torbogen macht, ist es zu spät. Anstatt sich ständig neue Fusionsmodelle auszudenken, sollten Rat und Verwaltung lieber ihre Hausaufgaben hier am Ort erledigen. Hierzu zählt die Lösung für den Torbogen. Aber wie immer hier im Ort: Es wird ohne wirkliche Ahnung von den Dingen geredet und kein Problem gelöst. Es wird von Fusionen schwadroniert, aber tatsächliche Anliegen werden einfach ignoriert.“

Von dieser Art Lokalpolitik hätten die Bürger die Nase voll, so Reinboth. „Rat und Verwaltung sollten sich zunächst mal um die dringenden – und lösbaren! – Aufgaben am Ort kümmern, bevor sie sich in Göttingen über das nächste Fusionsmodell beraten lassen. Das höre ich bei Gesprächen im Ort immer wieder. Und immer öfter.“ Er nennt neben dem Torbogen noch: Zukunft des Geiersbergs, der lustlose Umgang in der Kioskfrage, Zukunft des Priorteichs, Zukunft der ärztlichen Versorgung, der lasche Umgang mit den Kollateralschäden aus der Dauerbaustelle Bahnhof/Harzstraße, Umgang mit dem Freizeitzentrum, Einrichtung des Klosterpfads. „Das sind nur einige Themen. Es gibt weitere. Überall könnte man anpacken, aber da müsste man konkret werden, arbeiten und Farbe bekennen. Reden wir lieber über Fusionen: Da weiß jeder etwas zu sagen, und nachprüfbar ist es dann nicht. Stammtisch statt konkreter Arbeit. Wir erwarten aber Entscheidungen im hier und jetzt.“

Wer einmal, so Reinboth weiter, im Obergeschoss des Torbogens herumgekrochen ist, weiß um die prekäre Situation und um den enormen Aufwand, der erforderlich ist, um aus dem Torbogen wieder etwas Sinnvolles zu machen. „Unsere Mitglieder kennen das, weil sie Blumenkästen aufhängen und wieder abhängen, und das auf allen Vieren, weil Fenster und Fußboden nicht zusammenpassen. Aber welcher Ratsherr und welche Ratsfrau, die von beim Verkauf herauszuholenden Geldern träumen, hat sich die Sache vor Ort schon einmal angesehen? Dann wäre er oder sie froh, wenn es einen Investor gäbe, der das Bauwerk nimmt, und würde Träume von großen Summen für den Gemeindehaushalt schnell begraben.“

Nach Reinboths Auffassung muss man einem ernsthaften und seriösen Investor dankbar sein, wenn er den Torbogen kauft und so umbaut, dass auch der Denkmalsschutz mitgehen kann. „Diesen Blickfang weiter vor sich hin gammeln zu lassen, mag aus Wiedaer oder Zorger Sicht noch durchgehen. Wir hier in Walkenried sollten uns so etwas nicht bieten lassen – weder von der Verwaltung noch vom Rat.“

Walkenrieder Torbogen

Diskussionen

Ein Gedanke zu “Für den Walkenrieder Torbogen ist es fünf vor Zwölf – Gemeinde verharrt in Untätigkeit

  1. Gibt es denn kein Geld von der Welterbestiftung, wenn es doch zum Kloster und damit zum Welterbe gehört? Dieselbe Frage stellt sich auch bei der Klostermauer.

    Verfasst von Maren | 22. Juli 2020, 07:59

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